„Der Mauerfall ging zunächst an mir vorbei“
Im Interview mit G/Geschichte beschreibt der langjährige Linken-Fraktionsvorsitzende Gregor Gysi seine Jugend in der DDR Ostberlins – und wie er den Mauerfall erlebte
Im Interview mit G/Geschichte beschreibt der langjährige Linken-Fraktionsvorsitzende Gregor Gysi seine Jugend in der DDR Ostberlins – und wie er den Mauerfall erlebte
Liebe Leserin, lieber Leser,
„Nach Wahrheit forschen, Schönes lieben, Gutes wollen, das Beste tun. Das ist die Bestimmung des Menschen.“ Für den Idealisten Moses Mendelssohn war das Streben nach Erkenntnis ein Gebot Gottes (siehe Beitrag ab Seite 28). Der jüdische Aufklärer stand in einer großen Tradition. Bereits im frühen Mittelalter blühte vor allem in den rheinischen Bischofsstädten Worms, Mainz und Speyer das jüdische Geistesleben.
Eine Heimat fand das jüdische Leben in den Schtetlech, den Städtchen Osteuropas. Wenn auch weit entfernt von einer Idylle, war hier das Leben geordnet: Den Mittelpunkt bildete die Synagoge, der Sabbat krönte die Woche und die jüdischen Festtage verliehen dem Jahr seinen Glanz. Diese Welt ging unter mit der Schoa, dem Völkermord an den europäischen Juden. Für den Historiker Götz Aly lagen die Ursachen in einem tief verwurzelten deutschen Antisemitismus.
Seit November 1938 sei ein »Teil von mir, ein Teil meiner Koffer immer noch auf der Flucht«, resümiert Charlotte Knobloch, die ehemalige Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland, die nur dank des außergewöhnlichen Einsatzes einer ehemaligen Hausangestellten ihres Onkels den Holocaust überlebt hat. Warum trotz der dunklen Vergangenheit ausgerechnet Berlin auf junge Israelis eine enorme Anziehungskraft ausübt, erfahren Sie von unserem Autor Tobias Sauer.
Ihr, Euer
Klaus Hillingmeier,
Chefredakteur G/GESCHICHTE
Jerusalem am Rhein
Spuren mittelalterlicher Gelehrsamkeit in Worms
Sepharden
Auf der Iberischen Halbinsel erlebt das Judentum eine Blüte
Im Schtetl
Jüdisches Leben im Städtchen
Prager Cyborg
Der Mythos vom Golem
Auf dem Land
Wie die Synagoge ins Dorf kam
Moses Mendelssohn
Aufklärer und Prophet der Hoffnung
Es begann mit einem Kramladen
Wie Mayer Amschel Rothschild den Grundstein für eine Bankerdynastie legte
„Die geistreichste Frau des Universums“
Rahel Varnhagen von Ense
Berlins neue Synagoge
Mix aus Tradition und Moderne
Obsessiver Eigenbrödler
Paul Ehrlich
Wenn Gerüchte töten
Pogrome im Zarenreich
Golda Meir
Sie wusste, wofür sie kämpfte
Zur Not ohne den Messias
Theodor Herzl und die Anfänge des Zionismus
„Der Feind steht rechts“
Attentat auf Walter Rathenau
Konferenz der Völkermörder
Was geschah am Berliner Wannsee?
„Die Leute wurden in den Strudel des Bösen gezogen“
Interview mit dem Historiker Götz Aly
Retter aus Berlin
Otto Weidt riskierte sein Leben für seine jüdischen Angestellten
Ein Münchner Leben
Charlotte Knobloch
Zeitrangig
Wie eine jüdische Gemeinde den Sabbat feiert
„Ausgerechnet Berlin“
Ein junger Israeli zieht in die deutsche Hauptstadt
Liebe Leserin, lieber Leser,
Amselfeld, Sarajevo oder Srebrenica, der Balkan hat ein Imageproblem. Fast zwangsläufig denkt man an Krisen und brutale Kriege und vergisst dabei, dass viele dieser Konflikte nicht auf dem Balkan entstanden sind, sondern Folge seiner geografischen Lage zwischen Okzident und Orient waren. Über Jahrhunderte lag auf dem Balkan das Schlachtfeld zwischen dem Osmanischen Reich und den Habsburgern. Im 19. Jahrhundert marschierten dann noch die Regimenter des Zaren auf, der sich zum Schutzherren aller slawischen Völker auf dem Balkan erklärt hatte.
Doch zugleich war der Balkan immer auch ein Ort des kulturellen Dialoges. Hier lernten ehemalige Jäger und Sammler von Migranten aus dem Orient die Kunst des Ackerbaus, und die Thraker schufen hier wie ihre griechischen Nachbarn einzigartige Goldschätze. An der Wiege des heutigen Bulgarien stand eine einzigartige Synthese aus asiatischen Steppenreitern und slawischen Kolonisten. Der orthodoxe Glaube der Byzantiner nahm auf dem Balkan ein neues Gesicht an, genauso wie später der Islam, der mit den Türken kam.
Bei allen politischen Problemen darf man die vielen positiven Entwicklungen der letzten Jahrzehnte nicht vergessen. Seit dem Ende der Hoxha-Diktatur können die Albaner wieder frei atmen. Bulgarien, Rumänien, Kroatien sowie Slowenien sind mittlerweile Mitgliedstaaten der Europäischen Union. Damit ist auch die Forderung nach Integration von ethnischen und religiösen Minderheiten verbunden – eine Chance für neue Brücken zwischen den Welten.
Ihr, Euer
Klaus Hillingmeier,
Chefredakteur G/GESCHICHTE
Tor nach Europa
Die Balkanroute der Steinzeit
Orpheus‘ kriegerische Söhne
Schatzsuche im Land der Thraker
Decebalus
Ein Dakerkönig gegen das Römische Imperium
Weltkulturerbe Butrint
Fast so alt wie die Zeit
Die Macht des Khans
Die Geburt Bulgariens
Zwei Brüder, eine Mission
Kyrill und Method bringen das Christentum
Zar Dušan
Die goldenen Jahre des Großserbischen Reichs
Weltkulturerbe Stari Ras
Klosterkunst zur Ehre Gottes
Amselfeld anno 1389
Eine Schlacht, ein Mythos
„Schnittpunkt der Religionen“
Interview mit der Balkanexpertin Marie-Janine Calic
Skanderbeg
Der albanische Asterix
Draculas Vermächtnis
Rumäniens Untote leben noch
Siebenbürgen
Auf den Spuren deutschsprachiger Siedler
Roma – Einfach Mensch
Lange wurden sie verachtet, aber auch romantisiert
Bastion der Habsburger
Kroatiens wilde Grenze
Weltkulturerbe Dubrovnik
Das Venedig der östlichen Adria
Spielwiese der Großmächte
Als das Pulverfass Europas explodierte
Feldmarschall Tito
Gesicht Jugoslawiens und Meister der Realpolitik
Weltkulturerbe Plitvice
Wo Winnetou zu Hause war
Land der 200 000 Bunker
Albanien unter Enver Hoxha
Srebrenica
Das Massaker und die Hintergründe
Die Brücke von Mostar
Symbol der Hoffnung
„Abschottung ist eine ineffektive Politik“
Der Politologe Matteo Bonomi über aktuelle Flüchtlingsbewegungen
Schatz am Strauch
Rosenernte in Bulgarien
Liebe Leserinnen und Leser!
1517 erhält der Mainzer Erzbischof provokante Post, unterschrieben von einen Augustinermönch aus Wittenberg, der gerade seinen Namen von Luder zu Luther geändert hat. Luther, abgeleitet vom griechischen Wort eleutherios (der Freie), war ein »Kampfname« und die 95 Thesen des Schreibens waren eine Kriegserklärung an die päpstlichen Ablasshändler: Mit Geld könne man sich nicht von den Sünden freikaufen, nur Gott allein hätte die Kraft der Vergebung. Ein Jahr später wird Luther nach Augsburg zitiert, um sich dort vor dem Abgesandten der Kurie, Kardinal Cajetan, zu rechtfertigen.
Die Reformation entwickelt eine Eigendynamik, die nicht zu stoppen ist. Immer mehr Fürsten und Städte wechseln ins evangelische Lager. Und nicht nur in Glaubensfragen verändert der »Luthereffekt« Deutschland – auch in der Wirtschaft oder in der Rechtsprechung, wie der Historiker Peter Schuster in seinem Beitrag dokumentiert (Seite 72). Ein Versuch, das Zusammenleben zwischen beiden Konfessionen friedlich zu regeln, ist der Augsburger Religionsfrieden von 1555 mit seinem berühmten Beschluss cuius regio, eius religio (wessen Land, dessen Religion).
Doch der Religionsfrieden bleibt Utopie: Im Dreißigjährigen Krieg zerfleischen sich Katholiken und Protestanten. In den folgenden Jahrhunderten belauern sich beide Konfessionen mit Argwohn. Dabei hat auch die katholische Kirche Luther einiges zu verdanken, vor allem die ernsthafte Rückbesinnung auf ihre zentralen Glaubenswerte während der Gegenreformation. Ein guter Grund für Protestanten und Katholiken, das Reformationsjubiläum2017 gemeinsam zu feiern.
Ihr/ Euer
Dr. Klaus Hillingmeier
Chefredakteur G/GESCHICHTE
Bühne für den Glaubensstreit
In Augsburg spielten Schlüsselszenen der Reformation
Wie Luther sich veränderte
Erst Mönch, dann Reformator
Im Angesicht des Teufels
Luthers Kindheit
Das Ende ist nah
Die Bilderwelt Boschs
»Wes Brot ich ess«
Luthers Deutschland war ein politischer Flickenteppich
Kinderseite
Zwei Kirchen, ein Glaube
Der Weg ins Kloster
Luther im Schoß der Kirche
Wittenberg
Alles in Luther
Aus Luder wird Luther
Eine gefährliche Erkenntnis
Wie Luther alles veränderte
Die Folgen der Kirchenspaltung
Humanismus
Warum die Reformation nicht aus heiterem Himmel kam
»Dieser kleine Grieche«
Philipp Melanchthon
Politik macht Glaube
Das Wormser Edikt und seine Auswirkungen
»Dessauer Abendmahl«
Zeugnis eines Umbruchs
#Reformation
Eine Medienrevolution
Auf der Wartburg
Luther übersetzt die Bibel
Ein Fürst wie ein Murmeltier
Friedrich der Weise
Vom Bruder zum Vater
Luther gründet eine Familie
Leben um zu arbeiten
Ein protestantischer Lifestyle
Das schlimmste Vermächtnis
Luther und die Juden
Den Pöbel treiben
Warum Luther für die Todesstrafe war
Das Zeitalter der Konfessionen
Katholiken gegen die Reformation
Auch ohne Luther eine Reformation:
Kirchenhistoriker Albrecht Beutel im Interview
Ab ins Museum
Nationale Sonderausstellungen
Playmobil und Protestant-O-Mat
Tipps zum Reformationsjubiläum
Liebe Leserinnen und Leser!
Die Grenze — Roms Legionäre schoben als Erste Wachdienst am Rhein. Als „nasser Limes“ trennte der Strom das römische Imperium von der Welt der Germanen. Wie die Cäsaren zwang auch Napoleon dem Strom die Rolle als Grenze auf: Links des Rheins war nun Frankreich, und in Mainz, Koblenz und Köln sangen die braven Bürger die Marseillaise. Später stimmten sie ein neues Lied an: „Zum Rhein, zum deutschen Rhein“. Zum Glück ist die „Wacht am Rhein“ lange abgeblasen und als überzeugter Europäer verbindet der Strom wieder die Menschen.
Das Band — Steine für deutsche Kathedralen, Holz für niederländische Schiffe und Erz für die hungrigen Hochöfen des Ruhrgebiets. Der Rhein garantierte Arbeit, versprach Wohlstand. In seinen besten Zeiten wurde im Binnenhafen von Duisburg-Ruhrort mehr Tonnage umgeschlagen als an den Kais von Hamburg. Auch Kölns Karriere als größte Metropole des deutschen Mittelalters hatte sie primär ihrem Hafen zu verdanken. Ein Vorkaufsrecht auf alle Waren zu Schiff ließ die Stadt reich werden und ihre Kaufleute fett.
Die Legende — An der Wiege der Rheinromantik standen die Engländer. Aber bald entdeckten die Deutschen diesen Fluss als ihre Seelenlandschaft, bevölkert von Nibelungen, Raubrittern, Nixen und fleißigen Heinzelmännchen. Zum Inbegriff der deutschen Liebe zum Rhein avancierte die Loreley. Keine weinselige Schiffstour, ohne dass nicht Heines „Ich weiß nicht, was soll es bedeuten“ aus dem Lautsprecher quiekt. Schon 1924 spottete Erich Kästner: „Man stirbt nicht mehr beim Schiffen, bloß weil ein blondes Weib sich dauernd kämmt.“
Ihr/ Euer
Dr. Klaus Hillingmeier
Chefredakteur G/GESCHICHTE
I. Kapitel: Die Grenze
Rechts Germanen, links Kelten
Wie Julius Cäsar den Rhein als Grenze der Kulturen erfand
Die Pfalz in Flammen
Ludwig XIV. blies zum Angriff
Vive Cologne!
Nicht einmal der Kölner Dom wurde von der Revolution verschont
Im nationalen Rausch
„Wacht am Rhein“: So wurde Frankreich zum Feindbild
Kurz vor einem Bürgerkrieg
Rheinische Separatisten strebten während der Weimarer Republik nach Unabhängigkeit
Zweiter Weltkrieg: Der Coup von Remagen
US-Soldaten durchbrechen die Verteidigungslinie am Rhein
II. Kapitel: Das Band
Silberner Weg in die Alpen
Für mittelalterliche Kaufleute lauerten auf und am Rhein viele Gefahren
Strom der Dome
Entlang des Flusslaufs stürmen Kirchtürme in den Himmel
Masten für die Mijnheers
Flößer transportierten riesiege Mengen Holz in den Norden
Heinrich Heine
Bewundert und gefürchtet
Strom der Sehnsucht
Im 19. Jahrhundert entdecken Romantiker den Rhein
Alaaf & Helau! Rheinischer Karneval
Ein Gefühl, das gelebt werden will
Konrad Adenauer
Der „Duce von Köln“
„Datt knirschte und knartschte“
Duisburger Hafenromantik
Rheinschwimmer Andreas Fath im Interview
„Mehr als ein Fluss“
Joseph Beuys
Kunstrebell aus Düsseldorf
III. Kapitel: Die Legende
Das Lied der Nibelungen
Fragen an ein Nationalepos
Rheingold
Ein Zug, ein Mythos
Die Loreley
Sagengestalt, Schiffsgrab, Touristenmagnet
G/GESCHICHTE für Kids
Die Heinzelmännchen
Service: Lust auf mehr Rhein?
Den Rhein erleben – Reise-, Lese- und Filmtipps
G/GESCHICHTE Sonderheft
Liebe Leserinnen und Leser!
Das Pontifikat Benedikt des XVI. war bis zuletzt voller Überraschungen. So fand außgerechnet der SPIEGEL zur Abdankung XVI. die schönsten Worte respektvoller Würdigung: „Er kam lächelnd und er ging leise.“ In beidem – dem lächelnden Gruß, mit dem der Neugewählte am 19. April 2005 die Menge segnete, und mit der beiläufigen Bescheidenheit, mit der er am 11. Februar 2013 seinen Rücktritt ankündigte – bewies der Mann aus Marktl, dass ihm der Auftrag seines Amtes stets höher stand als seine eigene Person.
Dieses Amt konnte ihm dabei durchaus zur Bürde werden – nicht zuletzt für einen 78-jährigen. Doch der „alte Mann“ aus Deutschland auf dem Petersthron überrascht viele, etwa mit der Selbstverständlichkeit, mit der er das pastorale Erbe seines Vorgängers weiterführte. Zum anderen durch die Konsequenz, mit der er seinen theologisch geschulten Verstand an zentrale Fragen unserer Zeit ansetzte, allen voran des Verhältnisses von Vernunft und Glaube. Dass er dabei wiederholt miss- oder gar nicht verstanden wurde, nahm er um der höheren Wahrheit willen in Kauf.
Dass Benedikt XVI. manche enttäuschte, konnte nicht ausbleiben. Gerade in seiner Heimat mochten sich viele nur schwer damit abfinden, dass das Oberhaupt der Weltkirche andere Fragen zu stellen und Antworten zu geben hatte, als sie seine Landsleute beschäftigten. Benedikt XVI. sah sich als Bewahrer, der in einer mehr und mehr fragmentierten Welt das Banner höherer Werte zu verteidigen hatte. Dass diese Werte wiederholt in den eigenen Reihen aufs Gröbste verletzt wurden, hat den Papst tief getroffen. Doch war es nicht Resignation, sondern die erneut demütige Einsicht in die Grenzen seiner Kräfte, die ihn nun zurücktreten ließ – ein Schrit, der ihm weltweit und einmal mehr höchsten Respekt einbrachte.
Das Pontifikat Benedikts XVI. wird seine markante Rolle in der Geschichte der Kirche behaupten. Die wesentlichen Aspekte dieses Pontifikats und die wichtigsten Stationen seines Lebenswerks haben wir für Sie in diesem Sonderheft zusammengefasst und mit für sich sprechenden Bildern illustriert. Wir hoffen Ihnen damit eine an Einsichten reiche Erinnerung an eine der großen Persönlichkeiten unserer Zeit zu geben. Und ein Andenken an einen Papst, der Glaube und Gelehrsamkeit in einzigartiger Form zu verbinden verstand.
Ihr
Franz Metzger
Herausgeber G/GESCHICHTE
Der Rücktritt
Abschied von Amt und Bürde
Der neue Papst
Eine überrschende Wahl
In der Geschichte
Die Päpste im 20. Jahhundert
Der Vatikanstaat
Die Biografie
Ein gottestreuer Intelektueller
Das Pontifikat
Ein Papst im 21. Jahrhundert
Der Theologe auf dem Papstthron
Kleine Schritte in der Ökumene
Der Papst und die Traditionalisten
Dialog mit den Weltreligionen
Begegnung mit der Jugend
Kirche in der Krise
Auf der Bühne der Politik
Pilger und Missionar – Ein Papst unterwegs
Die Reisen des Papstes
Benedikt XVI. und die Deutschen
In der Heimat
Rückblicke
Die Deutschen Päpste
Eine Bilanz
Vertrauen und Treue
Interview mit Wolfgang Beinert