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Pamphilos Schicksal

Skelettfund im Wrack von Antikythera

Das Schiffswrack von Antikythera ist für Archäologen eine wahre Fundgrube. Nun fanden sie ein 2000 Jahre altes menschliches Skelett , das sie genetisch untersuchen wollen. Doch die Uhr tickt.

Taucher bargen diverse Knochen nahe der griechischen Insel Antikythera (Symbolfoto)| © istockphoto.com/de/portfolio/atese

Antikythera, 1. Jahrhundert v. Chr.: Wenige Bootsminuten von der griechischen Insel entfernt versank ein Handelsschiff im Mittelmeer. Es war beladen mit Luxusgütern. Nicht alle Menschen an Bord konnten sich retten. Zum Beispiel Pamphilos.

War Pamphilos ein Sklave?

Schwammtaucher entdeckten das Wrack im Jahr 1900 in etwa 50 Metern Tiefe. Der Unterwasserarchäologe Brendan Foley beschreibt es in der internationalen Wissenschaftszeitschrift „Nature“ als großes Schiff. Vielleicht maß es sogar mehr als 40 Meter und hatte mehrere Decks. Bei Schiffen dieser Größe ist eine 15- bis 20-köpfige Besatzung plausibel. Manchmal waren auch Passagiere und Sklaven an Bord.

Ein Schiffbrüchiger, von dem Taucher jüngst zwei Arm- und Oberschenkelknochen, Rippen- und Schädelteile sowie drei Zähne bargen, teilte vielleicht das Schicksal angeketteter Sklaven. Foley und seine Kollegen gehen aufgrund des Knochenbaus von einem jungen Mann aus. Verstreute Eisenreste stammen möglicherweise von einer Fessel. Die Wissenschaftler tauften den Mann auf den Namen Pamphilos. Ein Weinbecher, der in dem Wrack gefunden wurde, trägt diese Aufschrift.

Wettlauf gegen die Zeit

Zahlreiche Untersuchungen stehen nun an, vielleicht auch eine Premiere: Da Pamphilos‘ Felsenbein die Zeit überdauert hat, ist eventuell eine DNA-Analyse möglich. Denn dieser das Innenohr umgebende Knochen speichert Erbgut besonders lange. Es wäre der erste DNA-Test an den sterblichen Überresten eines Menschen, die 2000 Jahre lang von Wasser umgeben waren.

Das Forscherteam erhofft sich von der Untersuchung Aussagen über die Abstammung und Herkunft des Mannes, seine Augen- und Haarfarbe und über die Reise selbst. Momentan fehlt dafür noch die Zustimmung der griechischen Regierung. Die Archäologen sind jedoch zuversichtlich, die Analysen bald beginnen zu können. Wie der Kopenhagener DNA-Experte Hannes Schroeder dem US-Sender „CNN“ mitteilte, ist Eile geboten: „Die Uhr läuft. Natürlich zersetzt sich diese DNA, es ist also ein Wettlauf“. Durch die Bergung haben sich die Umweltbedingungen verändert. Möglicherweise vorhandene DNA könnte so Schaden nehmen. Ein weiteres Ziel der Forscher ist eine 3D-Rekonstruktion des Schädels aus den Bruchstücken, um Pamphilos wieder ein Gesicht zu geben.

Archäologische Fundgrube

Schon 1976 entdeckten Forscher Menschenknochen, vermutlich von einem Teenager, einer Frau, einem jungen Mann und einer weiteren Person, die sich bei dem Schiffsunglück ebenfalls an Bord befanden. Aber auch Glas, Goldschmuck, Geschirr, Krüge und mehrere Anker des Schiffes wurden gefunden, ebenso ein Gegenstand, der vielleicht als Verteidigungswaffe diente. Berühmtheit erlangte vor allem der computerähnlicher Mechanismus von Antikythera, ein einzigartiges astronomische Rechenmodell.

Hanna Heim

Zuletzt geändert: 23.09.2016