Die Pest bedroht den Menschen mindestens seit der Bronzezeit. Das zeigen neue Forschungen an Knochenfunden. Damit ist die Seuche rund 2000 Jahre älter als angenommen. Ein entscheidendes Detail fehlt jedoch noch.
Offensichtlich durchlief das Bakterium Yersinia pestis vor rund 3000 Jahren eine Mutation, die ihm gestattete, im Blut von Rattenflöhen zu überleben und diese Parasiten zu Ausbreitung auf den Menschen zu nutzen. Diese Mutation führte dann auch zum vermehrten Befall der Lymphbahnen, was die berüchtigten Pestbeulen auslöst; die große Epidemie des Schwarzen Todes ab 1347 war auf diese Form der Seuche zurückzuführen. Die Lungenpest wird dagegen nur durch den direkten Kontakt mit dem Auswurf von Erkrankten übertragen.
Pest womöglich für Migrationsbewegungen verantwortlich
Pestepidemien sind seit der Antike überliefert; eine berühmter Fall war die Pest von Athen 429 v. Chr., der unter anderem der Staatsmann Perikles zum Opfer fiel (siehe G/GESCHICHTE 8/15) . Forscher der Universität Kopenhagen untersuchten nun die Zähne von 101 Skletten. Bei sieben Toten konnten sie das Bakterium Yesinia pestis nachweisen und so Aufschluss über die Evolution der Pest erlangen. Im Fachblatt „Cell“ gehen die Wissenschaftler davon aus, dass der Erreger vor etwa 5800 Jahren entstanden ist. Damals fehlt ihm allerdings das Gen „ymt“, mit dem das Bakterium im Magen-Darm-Trakt von Rattenflöhen überleben kann.
Der Paläogenetiker Eske Willerslev erklärt: „Wir können belegen, dass diese Seuche schon 2000 Jahre früher weit verbreitet war. Diese Studien helfen uns zu verstehen, wie Krankheiten entstehen und sich verändern.“ Laut Professor Willerslev könnte die Pest durch für einige der festgestellten drastischen Bevölkerungsrückgänge oder plötzliche Migrationsbewegungen der Frühgeschichte verantwortlich sein.
Franz Metzger
Zuletzt geändert: 02.11.2015