G/GESCHICHTE Februar 2014
Wer sind unsere Vorfahren?
Künstler, Sammler, Mammutjäger
Liebe Leserinnen und Leser!
100 000 Jahre war der Neandertaler der unangefochtene König der Eiszeit. Seine Jagdmethoden müssen äußerst effizient gewesen sein, seine soziale Kompetenz beeindruckend. Das Gehirn dieses Frühmenschen war größer als unseres und vermutlich verfügte er auch über eine Art Sprache.
Um 40 000 v. Chr. erhielt er dann plötzlich Konkurrenz, als Verbände des modernen Menschen (Homo sapiens) den europäischen Boden betraten. Noch immer rätseln die Wissenschaftler, wie dieser erste Kontakt zwischen diesen beiden Menschengattungen aussah. Es gibt jedoch Hinweise auf einen Kulturtransfer — und genetische Untersuchungen belegen, dass es auch zu Vermischungen zwischen beiden Vertretern der Hominiden kam. Ein wenig Neandertaler- DNA lebt so bis heute in uns Europäern fort.
2010 präsentierten dann die Wissenschaftler Svante Pääbo und Johannes Krause des Max-Planck-Instituts für evolutionäre Anthropologie uns mit dem „Denisova-Menschen“ — benannt nach seinem Fundort im Altaigebirge — einen weiteren Verwandten. Noch ist dieser sibirische Vetter gesichtslos, zu spärlich sind die Funde. Warum gegen 30 000 v. Chr. sowohl Neandertaler als auch Denisova-Mensch ausstarben und wir als einzige Menschengattung überlebten, darüber lässt sich bislang nur spekulieren.
Fakt ist: Die Morgenröte der Kunst brach nun an. Der eiszeitliche Jäger wurde unge- mein kreativ, schnitzte Fruchtbarkeitsgöttinnen und Tieridole und bannte die Fauna seiner Zeit auf die Wände seiner Kulthöhlen. Höhepunkt der Malerei bildete Lascaux, die „Sixtinische Kapelle“ der Steinzeit.
Gegen 10 000 v. Chr. veränderte sich die Umwelt radikal: Es wurde zunehmend wärmer, die Gletscher lösten ihren eisigen Griff, die mächtigen Mammuts starben aus. Mit dem Ende der Eiszeit begann die Jungsteinzeit. Rasanter Wandel und Fortschritt prägten diese Epoche. Der Mensch wurde zum Ackerbauern und Astronomen, Handwerker und Händler. In Goseck entstand vor 7000 Jahren ein frühes Observatorium und vor 5000 Jahren erblühten Pfahlbausiedlungen entlang der Seen des Alpenraums.
Es ist die Welt von „Ötzi“, zu dessen Besitz auch ein Kupferbeil zählte. Kupfer ist weich und verliert schnell an Schärfe, daher dienten die kostbaren Kupfergegenstände wohl eher als Statussymbol denn als Werkzeug. Doch dann brachten Spezialisten eine orientalische Spitzentechnologie in den Norden: Bronze, eine Legierung aus Kupfer und Zinn. Die lange Steinzeit ging zu Ende.
Ihr, Euer
Dr. Klaus Hillingmeier
Chefredakteur
Schwerpunkt dieser Ausgabe
Pfahlbauten
Die Zukunft liegt am Wasser
Forschungssensation
Wie Schädel Nr. 5 den Stammbaum des Menschen veränderte
Out of Africa
Die Evolution des Menschen
Kalt, kälter, Eiszeit
Wie Europa besiedelt wurde
Urzeitforschung
Methoden der Paläoarcheologie
Revolution in der Jungsteinzeit
Vom Jäger zum Bauern
Milch macht Geschichte
Bandkeramiker verändern einen Kontinent
Stonehenge & Co.
Warum stellten die Menschen riesige Steinblöcke in die Landschaft?
Steinzeit-Astronomie
Sonnenkult in Sachsen
Der Bogenschütze von Amesbury
Ein Schweizer als Kulturbringer
Mord im Eis
Ötzis letzte Wanderung
Wirtschaft im Wandel
Von der Bronze- zur Eisenproduktion
Weitere Themen
Blickpunkt
Hinter der Maske – Warum Menschen sich verkleiden?
Serie – G ermittelt
Der Fall Nitribitt – Skandal um Rosemarie
Geschichte im Alltag
Videotext – Schlichte Zeilen
Porträt
Michelangelo – Der Göttliche