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Ungesundes Geschirr

Blei vergiftete Stadtmenschen im Mittelalter

Die These, dass ein einfaches Landleben gesünder sei als das Leben der Reichen in den Städten, traf zumindest im Mittelalter zu. Der Grund: giftiges Geschirr.

Mittelalterliche Küche

Mittelalterliche Küche, Illustration aus dem 19. Jahrhundert | © istockphoto.com/nicoolay

Wie Knochenuntersuchungen eines dänisch-deutschen Forscherteams ergeben haben, waren die Gebeine der Städter häufig massiv mit Bleispuren belastet. Eine Quelle für das giftige Schwermetall dürfte  Essgeschirr aus Metall gewesen, das sich nur Reiche leisten konnten. Eine weitere Quelle für städtische Vergiftungen dürften die Bleiverdachungen von Häusern gewesen sein. Das dort abrinnende Regenwasser wurde zum Trinken genutzt und dürfte ebenfalls zur Bleibelastung beigetragen haben.

Blei gelangte aus vielen Quellen in den Körper

Für die Studie verglich das Team um Kaare Lund Rasmussen von der Süddänischen Universität in Sønderborg Proben von über 200 Skeletten aus sechs mittelalterlichen Friedhöfen in Dänemark und Norddeutschland, die sowohl den ländlichen wie den städtischen Raum abdeckten. Der Unterschied in der Bleibelastung war frappant: Während bäuerliche Gebeine kaum Bleispuren aufwiesen, zeigten städtische Überreste Belastungen, die als massive Vergiftung einzuschätzen sind.

Das leicht formbare Blei war seit der Antike beliebtes Material für eine  Vielzahl von Zwecken – inklusive Wasserleitungen und Teller, und auch die Glasierungen, die auf besonders hochwertigem Geschirr für vornehme Kunden angebracht waren, enthalten Blei, das durch Abrieb oder Verätzungen aufgelöst und dann verzehrt wurde. Das aufgenommene Blei sammelt sich im Körper und kann massive Gesundheitsprobleme, Unfruchtbarkeit und vor allem bei Kindern auch geistige Zurückgebliebenheit auslösen.

 

Franz Metzger

 

 

Zuletzt geändert: 29.10.2015