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Kunstforschung

Durchleuchtete Meisterwerke

Ein neues Forschungsverfahren klärt, ob Zeichnungen wirklich von Rembrandt stammen oder später gefälscht wurden: Die Bilder werden unter Infrarotlicht betrachtet – den Forschern bleiben für die sensible Untersuchung nur wenige Sekunden. 

Infrarot
Mithilfe einer Infrarotkamera lassen sich Temperaturunterschiede darstellen (Symbolbild). | © istockphoto.com/de/portfolio/aalexx

Mit bloßem Auge sind sie kaum zu unterscheiden – die kleinen Details an Zeichnungen, die über Echtheit oder Fälschung entscheiden. Und doch ist es bei der Bewertung von Kunstwerken so wichtig, ob es sich um ein Original oder nur einen billigen Abklatsch aus dem 19. Jahrhundert handelt.

Bislang konnte die Forschung sich da auch bei der ein oder anderen Zeichnung, die Rembrandt van Rijn zugeschrieben wurde, nicht ganz sicher sein. Einen erster Hinweis auf die Herkunft eines Bildes, oder zumindest des Papieres, auf das es gezeichnet wurde, ist das Wasserzeichen.

Ab dem 12. bis 13. Jahrhundert kennzeichneten die Papiermühlen ihre Bögen mit ihrem „Logo“. Durch diese Prägung lassen sich Herkunft und Entstehungszeitraum der Bögen bestimmen. Die Abnutzung der zum Prägen verwendeten Drahtformen erlaubt Rückschlüsse auf das Alter der Abdrücke – sie lassen sich bis auf wenige Jahre genau zurückdatieren.

Um die Wasserzeichen sichtbar zu machen, wurden die Bilder bislang gegen gewöhnliches Licht betrachtet. Denn die Stelle mit der Prägung durchlässt mehr Licht, als der Rest des Papieres. Zumindest in der Theorie: Häufig verdeckt das Bildmotiv diese Stellen und sie lassen sich nicht mehr deuten.

Forscher entwickeln ein neues Verfahren

Wissenschaftler des Fraunhofer-Instituts, des Herzog-Anton-Ulrich-Museums und der Technischen Universität Braunschweig haben nun ein Verfahren entwickelt, mit dem das Wasserzeichen sichtbar wird. „Wir durchleuchten die Papiere nicht mit sichtbarem Licht, sondern mit Infrarotlicht – also mit Wärmestrahlung“,so der Diptlomphysiker für Holzforschung Peter Meinlschmidt vom Fraundorfer-Institut.

„Die häufig verwendete Eisengallus-Tinte ist für dieses Licht transparent. Man sieht also nur das Wasserzeichen, ohne die störende Schrift oder Farbe“, erklärt Meinlschmidt weiter. Augenmerk liege dabei nicht auf der Optik, sondern auf Temperaturabweichungen auf dem Objekt.

Eine kostspielige Technik

Die verwendeten Kameras können Temperaturdifferenzen von bis zu 15 Millikelvin unterscheiden. Also bis auf 15 Tausendstel Grad genau. Diese Technik ist nicht gerade billig: Das Gesamtsystem kostet 80 000 Euro.

Das neue Verfahren ist jedoch schonender für die Kunstwerke: „Die Wärme ist unbedenklich: Die Infrarotlampe erwärmt das Papier weitaus weniger, als es die Finger beim Anfassen des Papiers tun“, entwarnt Holzforscher Meinlschmidt.

Allerdings müssen die Forscher schnell sein: Wenn ein Bild bestrahlt wird, erwärmt sich auch die Tinte und stört so die Aufnahme. Bislang scheinen die Wissenschaftler mit diesem Arbeitstempo jedoch gut klar gekommen zu sein: 60 Zeichnungen konnten so schon dem Umfeld des Malers Rembrandt zugeordnet werden.

Katharina Behmer

Zuletzt geändert: 17.03.2016