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Aufstieg und Fall des "Duce"

Benito Mussolini

Das bissige Bild vom Politiker, der als Tiger losspringt und als Bettvorleger endet – es könnte für Benito Mussolini erfunden worden sein: Es war ein jäher Abstieg vom gefeierten „Duce“ und selbsternannten Wiederbegründer des Römischen Reichs bis zu „Hitlers Pudel“.

Mussolini in Mailand

Benito Mussolini 1930 bei einer Rede in Mailand. Hitler kopierte seinen Stil. | ©Wikimedia Commons/Bundesarchiv Bild 102-09844/CC-BY-SA 3.0

Benito Mussolini, geboren 1883 im norditalienischen Predappio, war zunächst als Lehrer tätig, schloss sich jedoch als junger Mann der Sozialistischen Partei an und wurde Chefredakteur ihres Parteiorgans. 1914, bei Ausbruch des Ersten Weltkriegs, schwenkte er auf einen nationalistischen Kurs ein und entwickelte das Konzept eines autoritär geführten Ständestaats. Als „Duce“ („Führer“) der „Kampfbünde“, die nach altrömischem Vorbild „Fasces“ (daher Faschismus) genannt wurden, wandte sich Mussolini nun gleichermaßen gegen proletarische Revolutionäre wie gegen kapitalistische Ausbeuter.

In der instabilen Nachkriegszeit gewannen Mussolinis Schwarzhemden genannte Anhänger mehr und mehr Zulauf. Mit ihrem Marsch auf Rom am 28. Oktober 1922 erzwangen sie die Machtübergabe an ihren „Führer“. In der Folge entstand ein straff geführter Ein-Parteien-Staat, in dem jede Opposition zum Schweigen gebracht wurde – wenn auch mit weniger brutalen Methoden, als sie etwa Stalin oder Hitler praktizierten.

Hitler übernahm viele Anregungen von Mussolini

In den 1920er- und 1930er-Jahren fanden diese sogenannte neue Ordnung und der Aufschwung Italiens weltweit durchaus Beachtung und Anerkennung. Hitler übernahm vom italienischen Faschismus viele Anregungen und kopierte den Redestil wie den pseudorömischen Gestus des „Duce“.

Mussolinis Träume, ein neues Römisches Imperium zu schaffen, führten dann aber zu seinem Untergang. Mögliche Ziele für Eroberungen boten sich nur in Afrika oder auf dem Balkan an. Die brutale und völkerrechtswidrige Eroberung Äthiopiens von 1935/1936 wurde nach anfänglichem Protest von der Weltgemeinschaft akzeptiert. Im Mai 1939 schlossen das Deutsche Reich und Italien den sogenannten Stahlpakt. Beim Angriff auf Polen blieb Mussolini noch neutral, beim Frankreichfeldzug im Frühjahr 1940 schlug sich Italien aber endgültig auf die Seite Hitlers. Im Jahr darauf, beim unkoordinierten Angriff auf den Balkan, musste die Wehrmacht den Verbündeten erstmals aus der Bredouille retten.

Hitler ließ Zehntausende italienische Soldaten erschießen

Den Angriff von Albanien aus gegen Griechenland wehrten die Hellenen entschlossen ab. Erst die Unterstützung durch deutsche Truppen erzwang die Kapitulation Griechenlands und Jugoslawiens. Die Wehrmacht hatte aber wertvolle Zeit und Kampfkraft für den geplanten Angriff auf die UdSSR verloren. Dasselbe Spiel wiederholte sich dann in Nordafrika, als Mussolinis Soldaten vor dem britischen Gegenangriff zurückweichen mussten.

Die dortige Niederlage besiegelte Mussolinis politisches Schicksal: Im Juli 1943 setzte der Faschistische Großrat Mussolini ab und nahm ihn gefangen. Die neue Regierung bot den Alliierten den Waffenstillstand an. Als Folge des Frontwechsels wurden – auf Hitlers persönlichen Befehl – Zehntausende italienischer Soldaten von ihren bisherigen Waffenbrüdern erschossen oder als Zwangsarbeiter verschleppt.

Am Ende wurde Mussolini von Partisanen erschossen

Ein deutsches Sonderkommando befreite im September 1943 den „Duce“, der in Norditalien als Marionettenherrscher der „Sozialen Republik Italien“ eingesetzt wurde. Beim Versuch, in die Schweiz zu fliehen, wurde Mussolini gemeinsam mit seiner Geliebten Clara Petacci am 28. April 1945 in der Nähe von Como von Partisanen erschossen.

Franz Metzger

Der Artikel erschien erstmals in G/GESCHICHTE 2/2006 „Der Wüstenkrieg“

Zuletzt geändert: 5.7.2018