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Nicht nur eine Medaille hat zwei Seiten

Eine Steinplatte voller Graffitis in Jerusalems Grabeskirche entpuppt sich als lange verschollener Hochaltar.

von Michael Feldhoff

Frontplatte des Kreuzritter-Hochaltars. | Bild: Israel Antiquities Authority/Shai Halevi

Ein neuer archäologischer Fund an dem Ort, an dem Jesus der Überlieferung nach gekreuzigt und begraben worden ist, lässt die Archäologen jubilieren. In einem hinteren Korridor der Grabeskirche in Jerusalem lehnt seit unbestimmter Zeit an der Wand eine mehrere Tonnen schwere Steinplatte, auf der sich schon etliche Touristen mit Graffitis verewigten. Jetzt wurde die Platte bei Bauarbeiten mit schwerem Gerät umgedreht.

Die Wunden Christi

Graffiti auf der Rückseite. | Bild: Israel Antiquities Authority/Amit Re’em

Der Blick auf die Vorderseite identifizierte sie als den legendä­ren Kreuzritter-Hochaltar, der mit der Weihe der Kirche 1149 entstand und seit einem Brand 1808 als verschollen galt. Auf dem Altar symbolisieren jeweils fünf Kreise die Wunden Christi – ein großer in der Mitte und vier darum herum (Bild oben). Erstellt wurden sie mit einer speziellen Verzierungstechnik, Kosmatesk genannt, die nur die Zunftmeister im päpstlichen Rom beherrschten: Sie kratzten Marmorsplitter von antiken Gebäuden ab und dekorierten damit die Steine. Für die Forscher ist der Hochaltar der Beweis für eine bisher unbekannte Verbindung zwischen Rom und Jerusalem.