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Ausgrabung

Römer im Londoner Untergrund

Unter den hektischen Straßen von London liegt eine römische Fundgrube – Archäologen stießen nun auf ein Fresko, das beweist, dass die ersten Bewohner der Stadt trendbewusst waren. Und Angeber. 

London Underground Sign

Neben der berühmten U-Bahn „Underground“ hat Londons Untergrund mehr zu bieten | © istockphoto.com/de/portfolio/tonyshawphotography

Mal abgesehen von der Londoner U-Bahn, der „Underground“, was liegt unter der Weltmetropole? Eine wahre Fundgrube an Kulturgütern aus der Römerzeit. Diese archäologische Vielfalt brachte der britischen Hauptstadt, die im Jahr 43 gegründet wurde, auch den Namen „das Pompeji des Nordens ein“: Bevor hier ein neues Gebäude eröffnet wird, gehört der Baugrund erst einmal der Forschung.

Das zählt ganz besonders, wenn die Baustelle sich im Londoner Versicherungsdistrikt – also auf dem Grund, auf dem sich ehemals das römische Forum mitsamt der Basilika befand – liegt. Bei der Untersuchung des Geländes für ein neues Bürogebäude stießen Archäologen des „Museum of London“ nun auf ein großes, römisches Fresko.

Das kunstvoll verzierte Wandbild ist laut den Experten etwa 2000 Jahre alt. „Der mittlere Bereich, auf einem Hintergrund aus grünen und schwarzen vertikalen Panelen, zeigt Rehe, die an Bäumen knabbern, daneben Vögel, Früchte und Wein die einen Armleuchter umweben,“ so wird das Kunstwerk auf dem Blog des Londoner Museums beschrieben.

Ein Kunstwerk für Angeber

Das Fresko hat die Maße von etwa zweieinhalb auf eineinhalb Meter. Und obwohl die Forscher es aus mehreren Bruchstücken zusammensetzen mussten, wirkt das Kunstwerk gut erhalten. Dieser Zustand lässt sich damit erklären, dass die Bauwerke des Forums nicht komplett abgerissen, sondern nur umgestürzt wurden, bevor man neue Gebäude einfach darüber baute.

Die Spezialisten des „Museum of London“ gehen davon aus, dass das Wandbild aus teuren spanischen Pigmenten von Hand gemalt worden ist. Das wäre für die damalige Zeit eine ausgesprochen exquisite Innenraumgestaltung. Ein Luxus, den sich wohl nur eine reiche Familie leisten konnte. Und eine sehr trendbewusste noch dazu.

„Das ist ein Fall von Ausstechen in dem, wenn jemand anderes in der Straße einen schönen Putz hatte, du ihn auch haben musstest“, erklärt Ian Betts, einer der Entdecker des Freskos, gegenüber der Londoner Tageszeitung Evening Standard. Auf deren Webseite auch Fotos des Wandbildes zu sehen sind.

Klarere Worte findet die Journalistin Erin Blakemore, welche die Entdeckung für das US-amerikanische Wissenschaftsjournal Smithonian Mag vorstellte: „Es mag vielleicht 2000 Jahre alt sein, doch das Fresko zeigt, dass der Wunsch, deine protzige Bude zur Schau zu stellen, ewig währt.“

Katharina Behmer

Zuletzt geändert: 08.02.2016