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Antike Funde

Römerdorf in Gernsheim wird erforscht

Archäologen der Universität Frankfurt haben im hessischen Ried Relikte eines Römerdorfs gefunden, das teilweise auf den Fundamenten eines Kastells nach dem Abzug der Soldaten entstanden war. Es gehörte zur römischen Provinz Obergermanien.

Römerdorf Gernsheim

Ein römerzeitlicher Brunnenschacht im Profil (dunkle Verfärbung) | © Thomas Maurer

Wie der Infodiesnst Wissenschaft (idw) berichtet, ist das Dorf um 120 n. Chr. entstanden, als die Kohorte (etwa 500 Soldaten) vom Rhein an den Limes verlegt wurde. Über das römische Gernsheim war bis vor einem Jahr wenig bekannt, obwohl hier seit dem 19. Jahrhundert immer wieder römische Funde zutage treten. „Jetzt wissen wir, dass hier vom 1. bis 3. Jahrhundert eine bedeutende dorfartige Siedlung, ein ‚vicus‘, gelegen haben muss“, sagt Grabungsleiter Thomas Maurer von der Goethe Universität.

Archäologen freuen sich über seltene Fundstücke

Studierende haben laut idw bereits das Fundament eines Steingebäudes, Feuerstellen und mindestens zwei Brunnen sowie Kellergruben freigelegt. Zudem fanden sie Scherben von Fein-, Grob- und Transportkeramik, von denen sie sich enaue Zeitangaben über das Kastell und das Dorf versprechen. „Wir sind auch auf wirkliche Kleinodien gestoßen wie seltene Gewandspangen, mehrere Perlen, Teile eines Brettspiels (Würfel, Spielstein) oder eine Haarnadel aus Bein, bekrönt mit einer weiblichen Büste“, freut sich Maurer laut idw.

Die Menschen, die sich im Kastelldorf ansiedelten, waren überwiegend Angehörige der Soldaten und Gewerbetreibende, die von der Kaufkraft des Militärs profitierten. „Als die Truppe abzog, kam es wahrscheinlich zu einem temporären Niedergang – das wissen wir von besser erforschten Plätzen“, sagte Maurer dem idw. Die Forscher glauben, dass die Bevölkerung  überwiegend gallisch-germanischen Ursprungs war. Dazu kamen einige „echte“ Römer, also Personen mit römischem Bürgerrecht und Zugezogene aus anderen Provinzen.

Die Römer bauten das Kastell mit der Siedlung laut idw, um in den 70er-Jahren des 1. Jahrhundert n. Chr. die Gebiete rechts des Rheins in Besitz zu nehmen und die Verkehrsinfrastruktur vom und zum Zentrum Mainz (dem römischen Mogontiacum) auszubauen.

 

Zuletzt geändert: 18.09.2015

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