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Neue Ausgrabungsergebnisse

So brauten die Kelten Bier

Bei der archäobotanischen Untersuchung von Brauzutaten aus keltischen Ausgrabungsstätten in Berlin fanden Forscher heraus, dass schon die Kelten die Braukunst beherrschten. Damals landeten jedoch außergewöhnliche Zutaten im Bier…

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Hopfen, Malz, Hefe und Wasser: das Reinheitsgebot existiert erst seit 500 Jahren. Die Kelten waren bei den Zutaten für ihr Bier weit kreativer | © istockphoto.com/RBOZUK

Ein Sud aus Spelzgerste aufgekocht mit heißen Steinen in Holzkesseln. Und am Ende noch verfeinert mit einer Prise Beifußkraut und Möhrensamen. Laut Untersuchungen von Archäobotanikern der Universität Hohenheim dürfte das der Rezeptur eines Bieres nach keltischer Art entsprechen. Die Forscher kamen durch Funde aus verschiedenen Ausgrabungsstätten im Raum Berlin zu dieser erstaunlichen kulinarischen Erkenntnis. Doch so einfach war diese Spurensuche nicht, schließlich lag dort in der Erde nicht einfach fertiges Bier vergraben: „Bei Ausgrabungen legten wir Gräben frei, die vermutlich Teile einer Bierbrauerei waren“, erklärte Hans-Peter Stika vom Institut für Botanik in Hohenheim das Vorgehen. Diese Gräben seien wahrscheinlich zum Ankeimen der Grundzutat Gerste verwendet worden. „Bei einem Schadfeuer verkohlten die angekeimten Gerstenkörner und blieben bis in unsere heutige Zeit erhalten“. Durch solche Funde ließ sich das Getränk schließlich rekonstruieren.

Doch wie schmeckt das Kelten-Bier nach 2500 Jahre altem Rezept? „Das Bier der Kelten war rauchig und säuerlich, aber sehr erfrischend. Wir vermuten, dass ein Teil dieses Geschmackes von der Trocknung der angekeimten Gerstenkörner über dem offenen Feuer herrührt. Ein anderer Teil wurde vermutlich durch den Brauvorgang selbst verursacht“, so Stika. Das Herstellungsverfahren unterscheidet sich dabei grundlegend von unserem heutigen Bier: Die Kelten benutzten Holzgefäße als Behälter und erhitzen darin den Sud durch Beigabe von heißen Steinen. „All diese Dinge zusammen geben einen besonderen Geschmack, der mit dem heutigen Bier nicht zu vergleichen ist“. Trotz dieser Unterschiede attestiert der Forscher dem altertümlichen Bier ein durchaus hohes Niveau. Diese These unterstützen auch Funde aus Hochdorf in Baden-Württemberg, wo die wohl älteste Bierbrauerei Deutschlands entdeckt wurde. Die Untersuchungen von „Keltenmalz“ aus dieser Ausgrabungsstätte hätten ergeben, dass es eine hohe Qualität besäße und die Braumeister damals durchaus erfahren waren.

1000 Liter Bier – „zu viel für ein feuchtfröhliches Wochenende“

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Gemütliches Beisammensein mit Bier: Die Kelten nutzten das Getränk wohl zu zeremoniellen Anlässen| © istockphoto.com/izusek

Gute Zutaten plus Erfahrung gleich gutem Bier? Diese Gleichung ging wohl nur durch einen großen Zufall auf! Erst durch wohl unbeabsichtigte Hefeverunreinigungen an den Braugefäßen setzte die Gärung und Entstehung des Alkohols ein. Alles andere als steril – allerdings effektiv: „Die Kelten wussten einfach nichts über Hefe und ihre Wirkung, sie vertrauten der Spontan-Gärung durch wilde Hefestämme“, erklärt der Forscher Hans-Peter Stika. Nebenbei entstanden so auch Milchsäurebakterien, die das Bier haltbar machten. Durchaus praktisch, da sich aus dem in Hochdorf gefundenen Malz Größenordnungen von bis zu 1000 Litern Bier errechnen lassen. „Das ist eindeutig zu viel für ein feuchtfröhliches Wochenende im Rahmen der Familie.“ Deshalb erscheint den Forschern eine andere Erklärung für die große Herstellung des Bieres als plausibler. Das alkoholische Getränk diente wahrscheinlich für rituelle Zeremonien und besondere Festivitäten.

Katharina Behmer

Zuletzt geändert: 08.01.2016

Kleines Vorschaubild: © istockphoto.com/Jag_cz