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Das sollte Nähzeug sein?

In England haben Forscher ein altes Holzstück aus der Römerzeit neu identifiziert: als Dildo. Die Geschichte hinter der Lust ist viel älter.

von Michael Feldhoff

Das vermeintliche römische Nähwerkzeug. | Bild: R. Sands/Cambridge University Press

Ein peinlich berührter Wissenschaftler ist laut Kollegen dafür verantwortlich, dass ein 2000 Jahre altes Holzstück erst jetzt als das charakterisiert wird, was es nun mal ist: ein Dildo. 1992 kam das 16 Zentimeter lange Sexspielzeug bei Ausgrabungen einer Römersiedlung in England zum Vorschein – doch der Forscher trug es damals als Näh- und Stopfwerkzeug in den archäologischen Katalog ein. Dabei gehörten Phallus-Darstellungen bei den alten Römern in allen Varianten zum Alltag. Die Sexspielzeug-Geschichte beginnt schon vor 28 000 Jahren, wie ein Stein-Dildo belegt. Um 600 v. Chr. finden sich Darstellungen bei den alten Griechen. Ihre Lustspielzeuge bestehen aus Stein, Ton, Holz oder Leder.

Bienen als Vibrator?

Eine nackte Griechin hält in jeder Hand einen Phallus, um 510 v. Chr.

Die ägyptische Königin Kleopatra stimuliert angeblich ihre Klitoris durch eine mit Bienen gefüllte Papyrustüte – es wäre der erste bekannte Vibrator der Welt. 1883 erfindet der britische Arzt Joseph Mortimer Granville den elektrisch betriebenen Massagestab, seinerzeit als „Granvilles Hammer“ bekannt, der auf Knopfdruck ruckelt. Heute können Dildos per App auf Entfernung gesteuert werden. Bei dem römischen Eschenholz-Dildo bleiben übrigens noch Fragen offen. So wird diskutiert, ob er alternativ als penisförmiger Stößel für medizinische und kulinarische Zutaten diente oder auch als Folterwerkzeug.