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Bunte „Blechpest“ im Museum

Emaille-Schilder erlebten in der Werbung zwischen 1890 und 1940 eine Blütezeit. Doch nicht jeder war von ihnen begeistert.

Von den Dingen des täglichen Bedarfs bis zur großen Amerika-Reise: Alles ließ sich blechern in Szene setzen. | © Esther Hoyer

von Christiane Schlüter

Mit etwas Glück findet man sie noch an alten Hauswänden – verwittert und abgestoßen, die Farben verblichen. Doch immer noch strahlen sie etwas von der Lebensfreude und dem Kunstsinn aus, die ihre Entstehung einst begleiteten: Werbeschilder aus Emaille waren vor hundert Jahren der letzte Schrei.

Kleines Format, große Wirkung

Vor allem der Jugendstil hatte es den namhaften Künstlern und anonymen Designern angetan, in deren Ateliers die Blechschilder entstanden. Ob Waschmittel oder Zigaretten, Mundwasser, Schuhcreme, „Kolonial­waren“ oder die große Amerika-Reise: Nicht nur die Dinge des täglichen Bedarfs wurden so in Szene gesetzt. Das kleine Format erlaubte es, die Schilder in ­Augenhöhe der Passanten anzubringen. Wer zum Einkaufen unterwegs war, der wurde hier auf fröhliche Weise an das erinnert, was er auch noch brauchen oder sich zumindest wünschen könnte. So gesehen waren die Emaille- oder Email-Schilder die Pop-ups jener Vor-Internet-Zeit – mit dem Unterschied, dass man nur wegschauen und nicht wegwischen musste.

Historisches Reklameschild der Firma Fyffes. | © Esther Hoyer

Nicht jeder mochte die Schilder

Trotzdem waren manche von den Schildern so genervt, dass das böse Wort „Blechpest“ kursierte – zum Unverständnis aller Sammler, die heute in Foren und auf Börsen fachsimpeln und kaufen. Nicht nur auf sie wartet nach dem Lockdown die „Verführung in Blech“ mit den schönsten Email-Bildern und originellen Werbeartikeln von einst.


Grassi Museum für angewandte Kunst Leipzig, bis 9. Mai, mehr Infos gibt es hier.

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