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Kritische Bestandsaufnahme

Das Museum Fünf Kontinente setzt sich mit seiner kolonialen Vergangenheit auseinander. G/GESCHICHTE ist Medienpartner.

von Andrea Schmidt-Forth

Direktorin Dr. Uta Werlich und Provenienzforscher Dr. Richard Hölzl mit einem Anito, Ahnenfigur von den Philippinen, vor 1878. | Foto: Museum Fünf Kontinente/Nicolai Kästner

Historische Zeugnisse, Kunst- und Kultgegenstände: In den Depots von Museen schlummern große Mengen. Neben der Frage „horten, aber wozu?“ ist heute kulturelle Aneignung ein viel diskutiertes Thema. „Die Impulse kommen von innen wie aus der Zivilgesellschaft“, erklärt Privatdozent Richard Hölzl, der am Museum Fünf Kontinente die Provenienz (Herkunft) der Dinge erforscht. So stellt sich nun auch das Haus in München der Herausforderung und arbeitet seine koloniale Geschichte auf. Und die ist nicht ohne: Das Museum ist das erste ethnologische in Deutschland, 1862 als „Königlich Ethnographische Sammlung“ gegründet. Direktor Max Buchner war vor dem Amtsantritt 1887 selbst ein kolonialer Eroberer in Kamerun.

Objekte aus Afrika, Asien und der Südsee

Kopfaufsatz-Maske, Nigeria, vor 1905. Solche Kunstwerke verhalfen Kolonialisten in Europa zu Ansehen, den Künstlern blieb davon kaum Gewinn. | Foto: Museum Fünf Kontinente/Nicolai Kästner

Die Sonderausstellung „Der Kolonialismus in den Dingen“ zeigt nun auf 380 Quadratmetern Objekte aus Afrika, Asien und der Südsee, die vielfach als Meisterwerke gelten. Wichtiger noch ist die Erforschung der Herkunft der Objekte: Wie diese vor oder in der Kolonialzeit geraubt, gekauft, getauscht oder als Geschenke angenommen und hierher gebracht wurden. Häufig fungierten Militärs auf eigene Faust als Sammler, die zu Hause dafür belobigt wurden. Auch Missionare und Händler hatten vieles im Gepäck. Brutale Gewalt, ebenfalls Thema, wurde zu Heldentaten verbrämt. Großen Wert legt das Museum auf den Austausch mit Experten in den Herkunftsländern, die an der Ausstellung beteiligt sind.

Museum Fünf Kontinente, bis 18. Mai 2025
www.museum-fuenf-kontinente.de

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