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Als Bayern noch bis Slowenien reichte

Von den Anfängen der Kirche unter Korbinian vor 1300 Jahren und dem Schatz und Schicksal eines mächtigen Agilolfingers.

von Andrea Schmidt-Forth

Königsschwert aus einem Grab in Haithabu, wohl aus Tassilos Hofwerkstätten, 8./9. Jahrhundert. | Bild: Stiftung Schleswig-Holsteinische Landesmuseen Schloss Gottorf/Schleswig

Manch einer freut sich, wenn der buchstäbliche Kelch an ihm vorübergeht. Auf diesen aber haben viele gewartet: Unter schärfsten Sicherheitsvorkehrungen hat man den Tassilo-Liutpirc-Kelch aus dem österreichischen Stift Kremsmünster zur Landesausstellung „Tassilo, Korbinian und der Bär. Bayern im frühen Mittelalter“ nach Freising gebracht.

Tassilo regiert wie ein König

Der Messkelch, von Bayernherzog Tassilo III. (* 748, † 788), dem königsgleichen Herrscher der Agilolfinger, und seiner lombardischen Frau Liutpirc um das Jahr 780 in Auftrag gegeben, ist eine besondere Kostbarkeit. Er stellt das Spitzenstück des eigenständigen Kunststils an Tassilos Hof dar. Die Goldschmiedearbeiten und Buchmalereien, die in der Schatzkammer gezeigt werden, heben sich deutlich von der damaligen fränkisch-karolingischen Hofkunst ab. Im frühen Mittelalter erstreckt sich Bayern bis Südtirol, Oberösterreich, Kärnten und Slowenien. Ein mächtiges Königreich der Bajuwaren, das scheint zum Greifen nahe. Tassilo regiert wie ein König – und zieht letztlich gegen den Frankenkönig, seinen mächtigen Vetter Karl, den Kürzeren. Ein weiteres Schlüsselthema der Ausstellung ist der christliche Missionsbischof Korbinian, mit dem 724 die Geschichte des Bistums Freising beginnt. Sein Wappentier ist ein der Legende nach von ihm gezähmter Bär.

Diözesanmuseum Freising, bis 3. November 2024, → https://tinyurl.com/35m94jrr

 

Reliquiar des heiligen Bonifatius mit Christus und Apostelzug, 8. und 12. Jahrhundert. | Bild: Haus der Bayerischen Geschichte/Marcel Schawe

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