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Archiv-Thema im Forum: Das Römische Reich
Wann wurde Rom gegründet/römische Frühgeschichte
Wann wurde Rom gegründet?
Hallo liebe Forumsuser,
an dieser Stelle möchte ich ein interessantes Thema der römischen Frühgeschichte ansprechen: Dem Gründungsdatum Roms.
Hierbei kann man auf einige wichtige Theorien greifen, die ich hier einmal aufführen möchte.
Um schneller zum Kern der Sache vorrücken zu können, lasse ich vorerst einmal die Vielzahl der Legenden, den sich um diesen Zeitpunkt der Entstehung der ewigen Stadt ranken, weg.
I.Erwähnung findet sich bei Quintus Fabius Pictor, der im 3.Jahrhundert v.Chr. in griechischer Sprache die erste römische Geschichte schrieb. Er gibt die Gründung mit 748v.Chr. an.
II.In der späten römischen Republik wird von den Schriftstellern 728 und 751 bevorzugt.
III.M. Terentius Varro ging vom Jahr 753 aus- es gilt heute als sicher.
Bemekungen: Warum kann eine so antike Zahl von modernen, wenn vorhanden, Funden gestützt werden?
Alles nur quririnistische Legenden- oder nicht?
Im zweiten Teil meines Postings möchte ich versuchen, die Anfänge noch einmal zu notieren (von 396v.Chr. an):
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[*][FONT=Verdana][COLOR=#3f3f3f]340-338v.Chr.: Nach seinem Sieg über dessen Mitglieder im Latinischen Krieg löst Rom denselbigen.[/COLOR][/FONT]
[*][FONT=Verdana][COLOR=#3f3f3f]328-321v.Chr.: Durch einen Vertrag beendet Rom den zweiten samnitischen Krieg. [/COLOR][/FONT]
[*][FONT=Verdana][COLOR=#3f3f3f]316-304v.Chr.: Rom dringt in samnitisches Gebiet ein und erobert Latium und die Kampanien[/COLOR][/FONT]
[*][FONT=Verdana][COLOR=#3f3f3f]312v.Chr.: Beginn des Baus de
Eingetragen von CATO am 13.01.2009 um 15:45 Uhr
Toll recherchiert!
Die Zahl '753' gilt allerdings keineswegs als sicher. Auch die anderen von Dir angeführten Zahlen vor ca. 350 sind mit Vorsicht zu genießen. Dass Rom Veii erobert und zerstört hat, ist sicher, ob die Belagerung wirklich zehn Jahre dauerte, ist aber fraglich, möglicherweise hat man die Zahl einfach vom Trojanischen Krieg abgekupfert.
Eingetragen von Scifi am 13.01.2009 um 16:00 Uhr
358v.CHR. konnte das zu dem zeitpunkt schwache rom den samniten übrigens einen vertrag, den latinischen bund aufzwingen.
übrigens kann man aus verschiedenen Quellen schließen, dass Rom am 21.April gegründet wurde. Natürlich auch nur eine Quelle von vielen, aber stammt von Nick Constable (vielleicht bekannt)
Eingetragen von CATO am 13.01.2009 um 16:09 Uhr
Ich fürchte, da ist Dir etwas durcheinandergeraten. Die Latiner und die Samniten haben nichts miteinander zu tun. 358 erneuerten die Römer tatsächlich ihr Bündnis mit den Latinern. Zum 1. Samnitenkrieg kam es dann 343.
All diese Zahlen sind rein fiktiv.
Eingetragen von Scifi am 13.01.2009 um 17:17 Uhr
Woraus schließt Du das?
Eingetragen von Scifi am 13.01.2009 um 22:36 Uhr
Wahrscheinlich hat man Tafeln, usw. gefunden
Eingetragen von CATO am 15.01.2009 um 09:22 Uhr
Um sicher sagen zu können wann Rom gegründet wurde, ist bis heute schlicht zu wenig gefunden worden. Dass es irgendwann wohl zwischen 700 und 800 v.Chr. war ist ja ziemlich sicher, aber den Rest halte ich für viel Geplänkel.
Eingetragen von cäsar am 19.01.2009 um 18:01 Uhr
guten abend
es gibt aber auch die legende, dass rom von überlebenden aus troja gegründet worden ist. diese sollen geflohen sein und nach langer reise dorthin gekommen sein. aber ob das stimmt kann ich nicht sagen.
Eingetragen von anesti am 19.01.2009 um 20:45 Uhr
Das kann so nicht stimmen, da Troja ca. 1200 zerstört, Rom aber der Sage nach erst 753 gegründet wurde. Ursprünglich gab es tatsächlich die Sage, Aeneas oder ein Sohn von ihm habe Rom gegründet. Als man dann aber die chronologische Unmöglichkeit erkannte, wurden als Überbrückung die Könige von Alba Longa eingeschoben, die von Aeneas abstammen sollten und von denen Romulus abstammen sollte.
Eingetragen von Scifi am 19.01.2009 um 21:13 Uhr
hallo
also ich habe es aus dem buch von gustav schwab - die antike mythologie.
was jetzt wahr ist, kann ich natürlich nicht sagen. wer weiss, ob es nicht doch eine verbindung gibt, die wir jetzt noch nicht sehen können. eine flucht von troja kann sich natürlich über jahrhunderte vollziehen. man muss beachten, dass es über den nahen osten und nordafrika ging. wie gesagt, alles spekulationen....
Eingetragen von anesti am 19.01.2009 um 21:18 Uhr
Ausschließen kann man natürlich gar nichts, es ist aber doch ziemlich unwahrscheinlich. Wenn kurz nach 1200 tatsächlich Trojaner in Italien gelandet sein sollten, aber erst etwa 450 Jahre später Rom gegründet wurde (wobei es aber auch Historiker gibt, die meinen, Rom sei erst um ca. 700-600 gegründet worden), dann ist es schon sehr fraglich, ob sich die Römer überhaupt noch der trojanischen Herkunft ihrer Ahnen bewusst sein konnten.
Die Flucht hat sich laut Vergil und Livius nicht über Jahrhunderte hingezogen, sondern nur über einige Jahre. Anders ginge es auch gar nicht: Hätten sich die Trojaner tatsächlich erst für ein paar Generationen in Nordafrika niedergelassen und wären dann weitergezogen, hätten sich die Römer später noch weniger einer Herkunft aus Troja erinnert.
Eingetragen von Scifi am 19.01.2009 um 21:24 Uhr
Servus!
So weit konnte Vergil auch rechnen. Deshalb hat er ja die Alba Longa-Phase eingebaut, die es sicherlich schon vor Livius sagenhafterweise gab. So wie ich das sehe, hat aber erst Livius Alba Longa und Rom in eine feste und direkte Verbindung gebracht.
VG
Christian
Eingetragen von 913Chris am 19.01.2009 um 21:38 Uhr
Die Geschichte von der trojanischen Herkunft scheint von den Griechen Süditaliens erfunden worden zu sein, die die wachsende und mächtiger werdende Stadt in ihren Kulturkreis einbinden wollten.
Die Romulussage änderte sich auch im Laufe der Zeit. Ursprünglich galt Romulus als der Sohn des Aeneas, erst später erkannte man die chronologische Unmöglichkeit.
Neben der bekannten Romulussage gab es noch andere Sagen über die Gründung Roms, z. B. dass siegreiche Griechen mit gefangenen Trojanerinnen nach Latium verschlagen worden wären. Dort hätten sie die Schiffe an Land gezogen, um zu überwintern. Die Trojanerinnen hätten aber die Schiffe in Brand gesteckt, und weil die Griechen keine neuen bauen konnten, hätten sie sich eben dort niedergelassen. Rom sei nach einer gewissen 'Rhome' benannt worden, bei der aber unklar war, ob sie Griechin oder Trojanerin gewesen sei.
Eine andere Sage nannte einen gewissen Rhomos als Gründer.
Möglicherweise ist der Name in Wahrheit von einem etruskischen Geschlecht namens Rumina abgeleitet.
In Wahrheit entstand Rom wohl durch die Vereinigung von latinischen und sabinischen Siedlungen. Das könnte die Sage vom Raub der Sabinerinnen und von der gemeinsamen Herrschaft von Romulus und dem Sabiner Titus Tatius erklären.
Eingetragen von Scifi am 20.01.2009 um 22:10 Uhr
Eine direkte Verbindung gab es schon in der Aeneis:
Eine Stelle des 5. Gesangs lautet:
Kampfspiele dieser Art erneuerte erstmals Ascanius,
als er den Mauerring zog um Alba Longa, und lehrte
auch die Latiner der Vorzeit, sie würdig als Fest zu begehen,
wie er als Knabe sie selber beging mit den troischen Jungen.
Die Albaner gaben den Ihren sie weiter. Das große
Rom übernahm sie von ihnen und pflegte das Erbe der Ahnen.
»Troja« nennt man das Reiterspiel, »troisch« den Festzug der Knaben.
Heute noch gelten die Spiele dem heiligen Vater Anchises.
Eine Stelle des 6. Gesangs lautet:
Auf denn, ich möchte den künftigen Ruhm des Dardanerstammes,
alle die Enkel, die aus italischem Blute uns bleiben,
denkwürdig-glanzvolle Seelen als Erben unseres Namens,
darlegen jetzt, dich auch aufklären über dein eigenes Schicksal.
Dort, der Jüngling – du siehst ihn –, gestützt auf die Lanze des Herrschers,
steht nach dem Lose am nächsten der Oberwelt, wird sich als erster
heben zu himmli
Eingetragen von Scifi am 20.01.2009 um 22:16 Uhr
Dass Rom an keinem fixen Datum gegründet wurde und der '21. April 753 v. Chr.' legendär ist, darüber sind sich die Historiker einig. Aber wie zeigt sich die allmähliche Entstehung der Siedlung Rom in der Archäologie? Das ist die eigentlich interessante Frage!
Das Gebiet der späteren Stadt Rom weist seit dem 10. Jh. v. Chr. auf dem Palatin und seit dem 9./8. Jh. auf dem Quirinal, dem Viminal und dem Esquilinischen Hügel eine kontinuierliche Besiedlung auf, wobei das versumpfte Tal des späteren Forum Romanum als Begräbnisstätte diente, in der über älteren Brandgräbern jüngere Körpergräber angelegt wurden.
Da Rom sowohl am westlichen Endpunkt der Salzstraße - der Via Salaria - als auch an der Dreivölkergrenze der Latiner, Etrusker und Sabiner lag, wird die unterschiedliche Bestattungsweise entweder den getrennten Siedlungen der Latiner auf dem Palatin und der Sabiner auf dem Esquilin und dem Quirinal oder einer Veränderung im religiösen Weltbild zugeschrieben.
Fü
Eingetragen von Dietrich am 22.01.2009 um 20:42 Uhr
Gesichert ist diese Version aber auch nicht.
Eingetragen von Scifi am 22.01.2009 um 21:13 Uhr
Die Ableitung des Städtenamens 'Roma' von einem etruskischen Adelsgeschlecht mit gleichem bzw. ähnlichem Namen ist nur eine Hypothese, die sich aber unter den Althistorikern großer Wertschätzung erfreut.
Eingetragen von Dietrich am 23.01.2009 um 18:34 Uhr
Aber die Tusci hatten doch, meiner Meinung nach, Rom schon vorher bewohnbar gemacht, indem sie die Sümpfe weitesgehend trockenlegten usw.
Eingetragen von CATO am 26.01.2009 um 15:34 Uhr
[quote=CATO;27260]Aber die Tusci hatten doch, meiner Meinung nach, Rom schon vorher bewohnbar gemacht, indem sie die Sümpfe weitesgehend trockenlegten usw.[/quote]
Zum Einfluss der Etrusker auf die Stadtgründung Roms habe ich folgenden interessanten Beitrsg gefunden:
Zum Einfluss der Etrusker auf die Stadtgründung Roms habe ich folgenden interessanten Beitrsg gefunden:
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Es ist hinzuzufügen, dass zwar die Stadtgründung Roms unter dem Einfluss der Etrusker erfolgte, das Wachstum der kleinen Siedlungen der Latiner und Sabiner jedoch, die Roms Vorstufe bildeten, eine originäre Entwicklung dieser italischen Stämme ist.
Eingetragen von Dietrich am 26.01.2009 um 18:34 Uhr
Servus!
Vergil und Livius waren doch Zeitgenossen?!?
Wieso also 'schon in der Aeneis'?
VG
Christian
Eingetragen von 913Chris am 26.01.2009 um 21:25 Uhr
Vergil war aber älter. Ich weiß nicht, wann Livius mit seiner Arbeit an 'Ab urbe condita' begonnen hat, aber Vergil begann mit der Aeneis ziemlich zu Beginn des Prinzipats und wird sich auch vorher schon Gedanken über den Stoff gemacht haben. Daher glaube ich, dass Vergil vor Livius dran war.
Aber das ist egal, da auch Dionysios von Halikarnassos, der zur selben Zeit wie Livius schrieb, die Könige von Alba Longa bereits auflistete. Es werden also alle drei von einer älteren Quelle abgeschrieben haben.
Eingetragen von Scifi am 26.01.2009 um 21:35 Uhr
@Dietrich:
In Rom gab es ein Patriziergeschlecht 'Romilii'. Stammen die von den Romulii ab?
Eingetragen von Scifi am 26.01.2009 um 21:37 Uhr
Eigentlich nicht. In der Frühzeit Roms waren nur die Hügel bewohnt, das Forum blieb sumpfig, wurde als Friedhof verwendet und erst im Laufe der Zeit irgendwann durch die Anlage der Cloaca Maxima entwässert.
Die Pontinischen Sümpfe wurden erst von Mussolini trockengelegt, obwohl es schon Caesar geplant hatte.
Eingetragen von Scifi am 26.01.2009 um 21:40 Uhr
Servus!
Die Romilier bzw. Romulier(gleicher Name! Nur unterschiedliche Aussprache; vgl. Ruma - Rom) waren ein uraltes Patriziergeschlecht, das jedoch schon in der frühen Republik ausstarb.
Bleicken konstruiert aus der Tatsache, dass Romulus und Romulius so ähnlch klingen, einen frühen, wenn nicht den tatsächlich ersten König von Rom als historische Tatsache (nur seine blosse Existenz!!). Der war dann aber auch Etrusker - Romulii/Romilii ist ein etruskischer Name...
VG
Christian
Eingetragen von 913Chris am 26.01.2009 um 22:17 Uhr
Falls es sie jemals gab. Erwähnt wird lediglich ein Konsul und späterer Decemvir dieses Namens im 5. Jhdt. Die Überlieferung aus dieser Zeit ist halt sehr unzuverlässig.
Das mit Romulus und Romulius klingt für mich so wissenschaftlich wie Iulus und Iulius oder Pinus und Pinarius ...
Eingetragen von Scifi am 26.01.2009 um 23:00 Uhr
Für diese frühe Zeit gibt´s halt kaum Quellen. Da sit man auf Spekulationen angewiesen...
VG
Christian
Eingetragen von 913Chris am 27.01.2009 um 22:31 Uhr
Hier noch einige Berichte von griechischen Autoren über die Gründung Roms:
Der griechische Geschichtsschreiber Kallias von Syrakus (um 300 v. Chr.) schrieb, dass die Trojanerin Rhome den König Latinos geheiratet und ihm drei Söhne, Rhomos, Rhomylos und Telegonos, geboren hätte. Die Söhne gründeten Rom und benannten es nach ihrer Mutter.
Xenagoras (Lebenszeit unbekannt) schrieb, dass Odysseus und Kirke drei Söhne, Rhomos, Anteias und Ardeias, hatten, von denen jeder eine Stadt gründete, die er nach sich benannte.
Dionysios von Chalkis (vermutlich 4. Jhdt.) schrieb, dass Rom von Rhomos gegründet worden sei, der vermutlich ein Sohn des Askanios, des Sohnes des Aineias, gewesen sei.
Kephalon von Gergis (ein Pseudonym für Hegesianax von Alexandria) schrieb, dass Rom von Rhomos, einem Sohn des Aineias, gegründet worden sei.
Hellanikos (5. Jhdt.) schrieb, Rom sei von Aineias gegründet worden, der die Stadt nach der Trojanerin Rhome benannte.
Aristoteles schrieb, dass heimkehrende Griechen mit gefangenen Trojanerinnen in Latium gelandet wären. Die Trojanerinnen hätten die Schiffe verbrannt, und da die Griechen nicht fähig gewesen seien, neue zu bauen, hätten sie eben dort bleiben müssen.
Eingetragen von Scifi am 25.03.2009 um 23:55 Uhr
Servus!
Solche Topoi liebten die Griechen: Eine Stadt wurde nach einem Helden benannt, der möglichst mit den homerischen Helden zu tun haben musste.
Werden die Römer auch nicht ungern gehört haben, dass sie von Helden abstammen - auch wenn´s griechische Helden waren.
Die Lösung mit den Trojanern war dann die ideale Mischnug: Keine Griechen, aber homerische Gestalten.
VG
Christian
Eingetragen von 913Chris am 26.03.2009 um 21:43 Uhr
Livius schrieb auch die Gründung seiner eigenen Heimatstadt Patavium dem Trojaner Antenor zu. Interessanterweise wird das aber auch in der Aeneis erwähnt, sodass es nicht unbedingt eine Erfindung von Livius sein wird, es sei denn Vergil hat von Livius abgeschrieben. Ich könnte mir aber vorstellen, dass vielleicht beide die Info bereits aus Catos verlorengegangenem 'Origines' hatten, das auch etliche solcher Gründungssagen enthalten haben soll.
Eingetragen von Scifi am 26.03.2009 um 21:56 Uhr
Servus!
Es könnten auch einfach lokale Legenden gewesen sein, die Eingang in die historischen Werke gefunden haben. Also hätten Livius und Vergil schlicht aus der gleichen Quelle geschöpft. Bei Vergil kommt noch dazu, das er ja die julische Dynastie verherrlichen wollte, die sich ja von Aeneas herleitete.
Auch Cato hat ja nur gesammelt...wobei Cato (wie auch Pictor) die Frühzeit Roms sehr knapp behandeln (Quellenmangel durch den Galliersturm).
Was hat eigentlich der große Sammler Varro über die Gründung Roms geschrieben? Und Dionysius von Halikarnassos? Letzterer verarbeitete ja buchstäblich alle ihm bekannten Quellen und Historiker...
VG
Christian
Eingetragen von 913Chris am 26.03.2009 um 23:25 Uhr
Dionysios von Halikarnassos zitierte hauptsächlich aus diversen Quellen, darunter die obigen, und brachte dann die Romulus-Sage. Ich werde in den nächsten Tagen eine Zusammenfassung der verschiedensten Varianten fabrizieren.
Eingetragen von Scifi am 26.03.2009 um 23:39 Uhr
Danke!
VG
Christian
Eingetragen von 913Chris am 27.03.2009 um 16:29 Uhr
Hier mit etwas Verspätung die versprochene Darstellung der Gründung Roms bei Dionysios von Halikarnassos im 1. und 2. Buch seines Werks:
Nach der Einleitung in den Kapiteln 1-8 stellt er in den Kapiteln 9-44 die Besiedlung und Frühgeschichte Italiens dar. In den Kapiteln 45-64 widmet er sich dann Aeneas:
Nach dem Fall Trojas schloss Aeneas als Führer der Überlebenden mit den Achaeern einen förmlichen Vertrag, in dem ihm und seinen Leuten freier Abzug gewährt wurde. (Übrigens hat Aeneas bei Dionysios mehrere Söhne.) Dann folgt eine Beschreibung der Reisen(, bei denen Dido allerdings nicht erwähnt wird - war die Zusammenführung des Aeneas-Mythos und der Dido-Sage erst eine Erfindung Vergils?). Zunächst segelte er nach Pallene auf Chalkidike, wo verbündete Thraker, die Crusaeer, herrschten. Dort überwinterten die Trojaner und errichteten die Stadt Aeneia, wo ein Teil zurückblieb. Dann segelten sie nach Delos, wo König Anius regierte. (Dessen Tochter Lavinia, eine Prophetin, begleitete einer Version zufolge fortan die Trojaner.) Die Reise ging weiter über Kythera, Arkadien, Zakynthos, Leukas, Ambrakia, Epirus und Sizilien. (Dionysios erwähnt allerdings auch noch abweichende Versionen.) Schließlich landete Aeneas in Italien. Latinus, der König der Aborigines, führte gerade Krieg gegen die Rutuler und hatte bereits mehrere Niederlagen erlitten. Latinus zog den Neuankömmlingen mit seiner Armee sofort entgegen. Doch dann schloss er auf göttliche Eingabe hin mit Aeneas einen Vertrag: Aeneas erhielt ein Stück Land, auf dem er die Stadt Lavinium gründete. Im Gegenzug mussten die Trojaner den Aborigines Waffenhilfe gegen die Rutuler leisten. Lavinium war nach Lavinia, der Tochter des Latinus, benannt; nach anderer Version nach Lavinia, der Tochter von König Anius von Delos, die während des Baus krank wurde und starb. Aeneas heiratete Lavinia, die Tochter des Latinus. Die Trojaner verschmolzen mit den Aborigines, nannten sich nun gemeinsam Latiner. Der Rutulerführer Tyrrhenus, ein Neffe von Latinus' Gattin Amata, war beleidigt, dass er nicht Lavinia bekommen hatte, und begann Krieg. In einer großen Schlacht fielen Latinus und Tyrrhenus, aber letztlich siegte Aeneas und herrschte fortan allein über die Latiner. Einige Jahre später verbündeten sich die Rutuler mit dem Etruskerkönig Mezentius gegen Aeneas, der in einer großen Schlacht spurlos verschwand, angeblich indem er unter die Götter versetzt wurde.
Auf ihn folgte sein ältester Sohn Ascanius. Er musste einen weiteren Krieg gegen Mezentius führen und gründete eine neue Stadt, Alba. Auf ihn folgte sein Halbbruder Silvius (Sohn von Aeneas und Lavinia). In den Kapiteln 70-71 führt Dionysios nun die Könige von Alba auf. Numitors Enkel Romulus und Remus gründeten schließlich Rom als Kolonie Albas.
Im Kapitel 72 (und teilweise 73) rezipiert Dionysios die verschiedensten Gründungsmythen Roms, wie sie griechische Historiker beschrieben haben. Hier eine Übersicht:
Kephalon von Gergis (ein Pseudonym für Hegesianax von Alexandria) berichtet, Aeneas habe vier Söhne gehabt, Ascanius, Euryleon, Romulus und Remus (=Rhomos), von denen Remus Rom gegründet habe.
Auch Demagoras von Samos und Agathyllos von Arkadien schrieben die Gründung Roms einem Rhomos, Sohn des Aeneas, zu.
Hellanikos und Damastes von Sigeion (ca. 400) berichteten, Aeneas sei mit Odysseus nach Italien gekommen und habe Rom gegründet, das er nach der Trojanerin Rhome benannt habe. Diese Rhome sei der ständigen Reisen überdrüssig gewesen und habe daher die anderen Frauen angestiftet, die Schiffe anzuzünden.
Der Philosoph Aristoteles berichtete, einige Griechen seien bei der Heimkehr von Troja nach Latium verschlagen worden und hätten dort überwintert. Einige gefangene Trojanerinnen zündeten jedoch die Schiffe an, sodass die Griechen dort bleiben mussten.
Kallias (um 300) schrieb, trojanische Flüchtlinge seien nach Italien gekommen. Die Trojanerin Rhome habe Latinus, den König der Aborigines, geheiratet und ihm drei Söhne, Romus, Romulus und Telegonus geboren, die Rom gründeten und nach ihrer Mutter benannten.
Xenagoras berichtete, Odysseus und Kirke hätten miteinander drei Söhne gehabt, Romus, Ardeias und Anteias, die drei Städte gründeten und nach sich benannten: Rom, Ardea und Antium.
Dionysios von Chalkis (vermutlich 4. Jhdt.) schrieb, dass Rom von Romus gegründet wurde, der der Sohn von Ascanius oder eines gewissen Emathion gewesen sei.
Andere berichteten, Romus sei der Sohn von Italus und Leucaria, der Tochter des Latinus, gewesen.
Antiochos von Syrakus (2. Hälfte 5. Jhdt.) berichtete, Rom habe sogar schon vor dem Trojanischen Krieg bestanden.
Im Kapitel 73 geht Dionysios auf die Gründungsmythen römischer Historiker ein, nennt aber leider nicht deren Namen:
Einige berichteten, Rom sei von Romulus und Remus gegründet worden, die Söhne des Aeneas gewesen seien.
Andere berichteten, Romulus und Remus seien Söhne einer Tochter des Aeneas gewesen, die nach der Ankunft in Italien dem Latinus als Geiseln gestellt worden seien. Als Latinus ohne männlichen Erben starb, seien ihm Romulus und Remus in einem Teil Latiums gefolgt, wo sie Rom gegründet hätten.
Andere berichteten, Aeneas, der die Herrschaft über die Latiner errungen habe, habe drei Söhne gehabt, Ascanius, Romulus und Remus. Nach seinem Tod hätten die drei das Reich aufgeteilt. Ascanius gründete Alba und einige andere Städte. Remus gründete die Städte Capua (benannt nach seinem Urgroßvater Capys), Anchisa (nach Anchises), Aeneia (auf dem Janiculum gelegen) und Rom, das er nach sich benannte.
Es wurde berichtet, Rom sei zwar kurz nach dem trojanischen Krieg gegründet worden, aber wieder verödet, und wurde schließlich 15 Generationen später von Kolonisten aus Alba unter der Führung von Romulus und Remus wiederbesiedelt.
In Kapitel 74 gibt Dionysios die Versuche, die Gründung Roms zu datieren, wieder. (Er selbst datierte sie bereits in Kapitel 71 in das erste Jahr der siebenten Olympiade, als in Athen Charops sein erstes Jahr als Archon amtierte, also 752 v. Chr.)
Timaios (ca. 345-ca. 250) datierte sowohl die Gründung Roms als auch Karthagos in das 38. Jahr vor der 1. Olympiade (813 v. Chr.).
Der Senator L. Cincius Alimentus (210 Praetor) datierte die Gründung Roms in das 4. Jahr der 12. Olympiade (729 v. Chr.).
Q. Fabius Pictor datierte sie in das 1. Jahr der 8. Olympiade (748 v. Chr.).
Cato der Ältere datierte sie auf 432 Jahre nach dem Trojanischen Krieg. (Da der Fall Trojas traditionell auf 1183 v. Chr. datiert wurde, wäre das 751 v. Chr.).
In den Kapiteln 76-90 erzählt Dionysios dann ausführlich seine Version der Gründungsgeschichte:
Numitor, der rechtmäßige König Albas, wurde von seinem Bruder Amulius gestürzt. Amulius ließ Numitors Sohn Aegestus ermorden und zwang Numitors Tochter Ilia (alias Rhea Silvia), Vestalin zu werden. Als Vestalin wurde sie jedoch vergewaltigt, entweder durch einen Verehrer oder durch Amulius oder durch einen Gott. Sie wurde schwanger und gebar Zwillinge. Über Ilias weiteres Schicksal gehen die Meinungen auseinander: Entweder wurde sie hingerichtet oder auf Bitten von Amulius' Tochter nur eingesperrt und später von ihren Söhnen befreit. Die Zwillinge wurden im Tiber, der über die Ufer getreten war, ausgesetzt, strandeten, als das Wasser zurückging, und wurden von einer Wölfin gesäugt. Hirten fanden sie; einer von ihnen, Faustulus, der die wahre Identität erahnte, zog sie mit seiner Frau auf; sie nannten sie Romulus und Remus. Die weitere Darstellung der Gründungsgeschichte folgt im Wesentlichen der bekannten von Livius. Einen Unterschied gibt es jedoch bzgl. des Todes von Remus: Romulus erschlug seinen Bruder nicht einfach wie bei Livius, sondern es kam zwischen den beiden zu einem Streit über den genauen Ort der Stadtgründung und die Benennung der Stadt. Numitor entschied, dass der Vogelflug entscheiden sollte; aber auch dessen Ergebnis sorgte wieder für Streit. Schließlich kam es zum bewaffneten Kampf zwischen den Anhängern der beiden Brüder, in dem Remus fiel. Faustulus hatte die Kämpfer zu trennen versucht und war dabei ebenfalls umgekommen. Als Alternativversion erwähnt Dionysios dann aber auch noch die von Livius bekannte mit dem Mauersprung.
Im 2. Buch, Kapitel 1-29, schildert Dionysios dann ausführlichst die von Romulus geschaffenen Institutionen, dann folgt die Geschichte mit dem Raub der Sabinerinnen und sonstige Kriege. In Kapitel 56 geht es dann um seinen Tod: Entweder wurde er von Mars in den Himmel geholt oder ermordet.
Eingetragen von Scifi am 11.04.2009 um 18:47 Uhr
Das Jahr 753 galt in der (späteren) Antike als sicher, heute ist man sicher, dass das nicht sicher ist. Die Ansiedlung auf dem Palatin gab wohl schon 1000 vor Christus.
Interessant desweiteren: Der römische Astrologe Lucius Tarrutius berechnete die Gründung Roms auf den 4. Oktober 754 v. Chr. zwischen der zweiten und dritten Stunde des Tages.
Aber das berechnete er durch das Geburtenhoroskop des Romolus. So viel zur Wissenschaftlichkeit.
Eingetragen von Maxdorfer am 17.03.2012 um 16:41 Uhr