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Archiv-Thema im Forum: Das Römische Reich
Römische Teilreiche
Da uns Cäsar seit einiger Zeit mit seiner Serie über das Sterben der römischen Kaiser erfreut, habe ich mir gedacht, ich mache einmal eine Serie über faktisch eigenständige Teilreiche auf römischem Territorium. Heute beginne ich mit Britannien unter Carausius und Allectus, irgendwann folgen dann Beiträge zum sogenannten Gallischen Sonderreich und zu Zenobia.
Eingetragen von Scifi am 03.03.2009 um 21:49 Uhr
Die Seeherrschaft spielte für Britannien schon in der Antike eine Rolle, wie dieses Beispiel aus der römischen Geschichte zeigt:
Im 3. Jhdt. n. Chr. trieben in der Nordsee sächsische und fränkische Piraten ihr Unwesen, die immer wieder insbesondere die gallische Küste heimsuchten. Um sie zu bekämpfen, ließ Kaiser Maximianus in Boulogne eine Flotte ausrüsten, deren Kommando er im Herbst 285 einem gewissen Carausius übergab. Carausius stammte aus einer armen Familie aus dem Gebiet der heutigen Niederlande und hatte sich im Bagaudenfeldzug des Maximianus bewährt. Er machte seinen Job aber nicht ganz so, wie sich das Maximianus erhofft hatte: Er verhinderte nicht das Plündern der Küste durch die Seeräuber, sondern wartete ab, bis die von ihren Plünderungszügen heimfuhren, und fing sie auf dem Heimweg ab; ihre Beute behielt er selbst. Sein zunehmender Reichtum fiel natürlich irgendwann auf, und Maximianus wollte ihn absetzen und hinrichten lassen, doch Carausius kam ihm zuvor, indem er seine Soldaten durch seine Schätze davon überzeugte, ihn 286 zum Kaiser auszurufen. Dann setzte er nach Britannien über, wo er von der dort stationierten Armee ebenfalls anerkannt wurde und fortan, gestützt auf seine Soldaten, regierte; auch Teile der gallischen Küste, insbesondere Boulogne, wurden von ihm kontrolliert. Gegen die Rache des Maximianus schützte ihn seine Flotte, die er um angeworbene Sachsen und Franken ergänzte. Aber eine Invasion in Britannien wäre auch deshalb schwierig gewesen, weil die Süd- und Ost-Küste durch zahlreiche Kastelle geschützt war, die eigentlich der Abwehr der Piraten dienen sollten.
Seine Sache als Herrscher machte er durchaus gut, z. B. ließ er den Hadrianswall renovieren. Er bemühte sich auch darum, von Diokletian und Maximianus als Kaiser anerkannt zu werden, und ließ sogar Münzen prägen, auf denen alle drei Kaiser abgebildet waren.
Maximianus baute eine neue Flotte auf, doch ein Angriff scheiterte 289. In den folgenden Jahren wurde Carausius daher in Ruhe gelassen. 293 aber griff der neuernannte Caesar für Gallien und Spanien, Constantius Chlorus, Boulogne an. Er eroberte nach einer Belagerung nicht nur die Stadt; die im Hafen liegende Flotte sah seelenruhig zu, wie die Hafeneinfahrt von den Belagerern durch einen Damm versperrt wurde, und musste sich ergeben. Fortan war die Herrschaft des Carausius auf Britannien beschränkt. Sein Quaestor Allectus ließ ihn aber noch 293 ermorden und machte sich selbst zum Kaiser. Sein Versuch, Boulogne zurückzugewinnen, scheiterte, und er musste sich auf Britannien beschränken.
Constantius Chlorus unterwarf 294 die an der Küste lebenden Franken, um die Piraterie zu beenden, dann baute er eine neue Flotte auf, die 296 aufbrach. Allectus hatte seine Flotte bei der Insel Wight stationiert, doch Constantius’ Prätorianerpräfekt Asclepiodotus nutzte dichten Nebel aus, um die feindliche Flotte zu umgehen und an Land zu gehen. Seine Flotte ließ er wie später Cortez in Mexiko verbrennen, vielleicht um wie Cortez seinen Männern die Hoffnung auf Flucht zu nehmen, vielleicht, weil sein Heer nicht ausreichte, um die Flotte zu bewachen und im Land zu operieren. Aclepiodotus zog mit seinem Heer Richtung London; Allectus eilte ihm mit seinem Landheer entgegen. Das nutzte Constantius aus, um mit einer weiteren Flotte an der Themse zu landen. Allectus verlor die Nerven, schickte einen Teil seines Heeres gegen Constantius, stellte sich mit dem Rest dem Asclepiodotus und fiel in der Schlacht. Seine überlebenden fränkischen Söldner wollten London plündern, trafen dort aber bereits auf die Truppen des Constantius und wurden niedergemacht. Der Rest Britanniens ergab sich dann sofort.
Eingetragen von Scifi am 03.03.2009 um 21:50 Uhr
Gute Idee, freue mich schon auf interessante Beiträge von dir dazu.
Eingetragen von WDPG am 03.03.2009 um 22:32 Uhr
Palmyra war eine reiche Oasenstadt in Syrien, die an einer wichtigen Handelsstraße lag. Sie hatte etwa 200.000 Einwohner. Seit Kaiser Tiberius (14-37) stand Palmyra unter römischer Herrschaft, konnte aber offenbar immer ein gewisses Maß an Autonomie wahren; zumindest sind uns aus Inschriften mehrere Stadtfürsten bekannt. Ihre Dynastie erhielt von Kaiser Septimius Severus (193-211) das römische Bürgerrecht. In den Wirren des 3. Jhdts. wurde die Stadt praktisch unabhängig.
256 eroberte der Perserkönig Schapur I. (240-272) die römische Euphrat-Festung Dura-Europos, die den Römern als Schlüssel zur Kontrolle ihres Anteils an Mesopotamien gedient hatte. In den Händen der Perser bildete sie jetzt den Ausgangspunkt für einen Einfall in Syrien. Kaiser Valerianus (253-260) zog daher gegen Persien in den Krieg, erlitt aber bei Emesa eine schwere Niederlage und wurde selbst gefangengenommen. Nun schlug die Stunde von Septimius Odaenathus, dem Fürsten von Palmyra: Mit seiner Reiterei griff er das heimziehende, schwer mit Beute beladene persische Heer an und schlug es mehrmals. Damit war fürs Erste auch die Gefahr eines persischen Einfalls in Syrien gebannt. 261 besiegte er im Auftrag von Valerians Sohn, Kaiser Gallienus (253-268), bei Emesa den Gegenkaiser Quietus (260-261).
Gallienus war vollauf mit der Bekämpfung von diversen Barbaren und Gegenkaisern beschäftigt und konnte sich nicht ausreichend um den Osten kümmern. Daher ernannte er den Odaenathus, der sich so glänzend bewährt hatte, zum „Restitutor totius orientis“ (=“Wiederhersteller des gesamten Orients“) und „Dux Romanorum“ und übertrug ihm das Kommando über die römischen Truppen des Orients. (Warum sich Gallienus ausgerechnet für Odaenathus entschied, kann ich auch nur spekulieren. Möglicherweise rechnete er bei ihm weniger mit einer Usurpation als bei einem römischen Feldherrn.) Odaenathus machte seine Sache gut und blieb Rom treu; entgegen einigen antiken Darstellungen rief er sich nie zum Kaiser aus, wohl aber nannte er sich „König“. Er eroberte ab 262 einen Großteil Mesopotamiens: 264 eroberte er die Städte Nisibis und Carrhae, dann griff er die Perserhauptstadt Ktesiphon an, konnte es aber nicht erobern. Danach nannte er sich und seinen Sohn Herodius „König der Könige“. 267 griff er Ktesiphon erneut an, wieder vergeblich.
Dabei handelte er aber natürlich nicht aus lauter Liebe zu Rom, sondern die Perser waren auch für Palmyra ein Problem, weil sie die Handelswege nach Zentralasien, China und Indien kontrollierten, auf die Palmyra als Handelsstadt angewiesen war.
Doch dann wurde Odaenathus Ende 267 zusammen mit Herodius von seinem Neffen Maeonius ermordet, als er gerade nach Kleinasien zog, um einen Goteneinfall abzuwehren. Über die Hintergründe kann man nur spekulieren: Vielleicht war Gallienus der Auftraggeber, weil ihm Odaenathus doch zu mächtig geworden war. Eher dürfte aber seine Gattin Zenobia (eigentlich Beth-Zabbai) dahinterstecken, die vielleicht mit der Bescheidenheit ihres Mannes, der sich nicht gegen die Römer wandte, nicht zum Kaiser machte und nicht den Osten des römischen Reichs erobern wollte, nicht einverstanden war.
Zenobia war ca. 241 als Tochter von Zenobius, dem Befehlshaber der Stadtwache von Palmyra, geboren worden und hatte den verwitweten Odaenathus geheiratet. Sie soll sehr schön gewesen sein, aber sie war auch sehr klug und gebildet: Neben Palmyrenisch sprach sie Griechisch, Latein, Syrisch und Ägyptisch, las Homer und Platon, umgab sich mit Philosophen, verfasste eine Geschichte des Orients, liebte die Jagd und das Reiten und trank auch gerne mit ihren Männern.
Auf Odaenathus folgte sein etwa zehnjähriger Sohn Vaballathus, für den Zenobia die Regentschaft führte. Nun konnte sie ihre Pläne umsetzen. Durch die Feindschaft mit den Persern waren die Karawanenwege in den Osten stark gestört. Zenobia wollte die Perser daher umgehen, indem sie einen Seeweg nach Indien eröffnete; dafür brauchte sie aber die Herrschaft über Ägypten, um eine Flotte aufbauen und über das Rote Meer fahren lassen zu können. Doch Rom weigerte sich, dem Vaballathus die Position und Befugnisse seines Vaters zu übertragen. Als der einflussreiche Ägypter Timagenes Zenobia zum Einfall in Ägypten aufforderte, eroberte ihr Feldherr Zabdas 268 in einem Überraschungsangriff Unterägypten, nachdem er ein römisches Heer geschlagen hatte. Ein römischer Feldherr namens Probus (nicht zu verwechseln mit dem späteren Kaiser) leistete aber weiter Widerstand und nötigte die Palmyrener zum Rückzug. Als er jedoch dem abziehenden Feind bei Memphis eine Falle stellen wollte, wurde er von Timagenes selbst hereingelegt und besiegt und beging Selbstmord. Unterägypten wurde wieder palmyrenisch.
Der schnelle Erfolg veranlasste Zenobia, auch Syrien inkl. Antiochia und Teile Kleinasiens zu erobern. Ein Vorstoß nach Westkleinasien scheiterte jedoch. Da der neue römische Kaiser Claudius Gothicus (268-270) infolge seiner Kämpfe gegen die Goten nicht imstande war, gegen Zenobia zu ziehen, anerkannte er notgedrungen ihre Stellung. Zenobia aber war noch nicht zufrieden, sondern wollte den ganzen Osten des römischen Reiches erobern. So kam es zum Bruch mit dem neuen Kaiser Aurelianus (270-275). Zenobia rief sich 270 zur Kaiserin und Vaballathus zum Kaiser aus.
Bereits 270 schickte Aurelian ein römisches Heer unter dem Feldherrn Probus (dieser war der künftige Kaiser) nach Ägypten.
Nachdem Aurelian den Westen konsolidiert hatte, zog er nach Osten. Der Großteil Kleinasiens unterwarf sich ihm sofort; erst die Stadt Tyana an den berühmten kilikischen Pässen leistete ernsthaften Widerstand, fiel aber. Aurelian behandelte ihre Einwohner milde, wodurch sich rasch auch andere Städte ergaben. Zenobia versuchte vergeblich, sich mit den Persern zu verbünden. Bei Immae, ca. 40 Kilometer östlich von Antiochia, kam es 272 zur ersten Schlacht Aurelians gegen Zenobia und Zabdas, in der es Aurelian gelang, die schwere Kavallerie der Palmyrener, ihre stärkste Waffe, auszuschalten und einen glänzenden Sieg zu erringen. Schon am nächsten Tag ergab sich Antiochia und wurde milde behandelt. Die Palmyrener lieferten bei der Vorstadt Daphne noch ein Rückzugsgefecht. Bei Emesa kam es erneut zur Schlacht Aurelians gegen Zenobia, in der zwar die römische Reiterei geschlagen wurde, aber die Legionen letztlich siegten. Zenobia verschanzte sich nun in Palmyra. Aurelian belagerte die Stadt. Zenobia spekulierte darauf, dass die Römer die Belagerung mitten in der Wüste bald wieder aufgeben würden. Doch die Römer hielten durch, während in Palmyra die Lebensmittel knapp wurden. Außerdem bekam sie es mit innerstädtischer Opposition zu tun, denn die bedeutenden Handelsfamilien waren einerseits auf ihre Macht neidisch, andererseits aber stinksauer, weil unter dem Krieg der Handel litt. Schließlich verließ Zenobia mit Vaballathus heimlich die Stadt und wollte auf einem Kamel zu den Persern fliehen, wurde aber, als sie gerade den Euphrat überqueren wollten, von römischen Soldaten gefangengenommen. Jetzt ergab sich Palmyra. Aurelian ließ die Stadt plündern, den Staatsschatz abtransportieren und Zenobias Berater, darunter den athenischen Philosophen Longinus, hinrichten, weil Zenobia auf diese die ganze Schuld geschoben hatte.
Wenige Monate nachdem Aurelian abgezogen war, kam es in Palmyra zum Aufstand. Die römische Garnison wurde niedergemetzelt und ein gewisser Septimius Antiochus, vermutlich ein Sohn des Odaenathus, zum Kaiser ausgerufen. Aurelian kehrte sofort um, eroberte die Stadt 273 und ließ sie zerstören. Sie wurde erst unter Kaiser Diokletian wiederaufgebaut. Septimius Antiochus hingegen wurde angeblich begnadigt.
Als die römischen Senatoren darüber spotteten, dass Aurelian doch eh nur eine Frau besiegt habe, soll er gesagt haben: „Wenn ihr nur wüsstet, was für eine Frau ich besiegt habe!“
Was aus Zenobia und Vaballathus wurde, ist unklar, da mehrere antike Berichte dazu existieren:
- Zenobia hungerte sich auf der Überfahrt nach Italien zu Tode.
- Sie und Vaballathus wurden in Rom im Triumphzug mitgeführt und anschließend hingerichtet.
- Zenobia wurde nach dem Triumphzug begnadigt und in Tibur, wo Roms Reiche und Schöne wohnten, in einer prächtigen Villa unter Hausarrest gestellt. Eventuell heiratete sie sogar einen Senator.
- Vaballathus hingegen wird wohl hingerichtet worden sein.
Eingetragen von Scifi am 05.03.2009 um 19:29 Uhr
Solche Mühe ist gewiss löblich!
Ich dachte allerdings, dass dies Forum der Diskussion und bestimmten Problemstelllungen dient, nicht aber langen lexikalischen Episteln, die ebenso gut in der alten Tante Wiki und jedem Lexikon nachzuschlagen sind.
Nichts fur ungut, mein lieber Scifi, lass dich nicht von weiteren Ausführungen abhalten! :)
Eingetragen von Dietrich am 05.03.2009 um 22:11 Uhr
Wenn Du meine Beiträge mit Wikipedia vergleichst, wirst Du feststellen, dass die dortigen Artikel zu Odaenathus, Zenobia etc. sehr dürftig geraten sind. Im übrigen verfasst Dieter seit jeher solche 'lexikalische' Beiträge.
Eingetragen von Scifi am 05.03.2009 um 22:13 Uhr
Ich finde die 'lexikalischen' Beiträge gut,
denn sie bieten selbst in dem Fall, dass es eine gute Wiki-Version gibt, ein aufgearbeitetes Wissen dar,
liefern also Triple-A-data. :)
Danke und lG
Eingetragen von RedScorpion am 05.03.2009 um 23:20 Uhr
Die Bezeichnung dieses von 260 bis 274 existierenden römischen Teilreiches ist natürlich modernen Datums. Es spaltete sich niemals offiziell vom römischen Reich ab, war aber auch nicht einfach nur der Machtbereich von Gegenkaisern. Die üblichen, normalerweise von Soldaten ausgerufenen Gegenkaiser bekämpften nämlich bloß den „offiziellen“, also den vom Senat anerkannten Kaiser, anerkannten aber wenigstens den Senat in Rom. Das Gallische Sonderreich verfügte jedoch über einen eigenen Senat; es wurden auch eigene Konsuln bestellt. (Es sind aber nicht einmal alle eponymen Konsuln des Teilreiches bekannt, während die wenigstens für Rom vollständig bekannt sind; von den Suffekten ganz zu schweigen.) Die Residenz befand sich erst in Köln, dann in Trier. Zur Zeit seiner größten Ausdehnung umfasste das Reich Gallien, Britannien und Spanien.
Gegründet wurde es von Postumus. Er stammte aus einfachen Verhältnissen, war vermutlich Gallier, hatte Karriere gemacht und war als Feldherr an der Rheingrenze stationiert. Dort war er dem noch minderjährigen Caesar Saloninus, dem Sohn des Kaisers Gallienus (253-268), untergeordnet, wo sie gegen die Franken und Alemannen kämpften. Als wieder einmal Franken in Gallien plünderten, griff Postumus sie mit seinen Truppen auf dem Rückweg an, nahm ihnen ihre Beute ab und verteilte diese unter seinen Soldaten. Saloninus und sein Prätorianerpräfekt Silvanus forderten jedoch, dass die Beute in die Staatskasse abgeliefert würde. Postumus ließ sich zum Kaiser (260-269) ausrufen und belagerte Saloninus und Silvanus in Köln. Er eroberte die Stadt, ließ Saloninus und Silvanus töten und residierte fortan in Köln. Als Kaiser wurde er in Gallien, Spanien und Britannien anerkannt; bestehende Amtsinhaber, die zu ihm überliefen, übernahm er. Er regierte durchaus erfolgreich. Insgesamt erholte sich Gallien unter seiner Herrschaft etwas, auch die Währung konnte er zunächst stabilisieren. Weiters förderte er die Verehrung des vor allem bei den Soldaten populären Hercules.
261 führte Gallienus vermutlich einen erfolglosen Feldzug gegen ihn. Danach aber ließ er ihn vorerst in Ruhe, weil er sich auf andere Probleme konzentrieren musste und daher die Rache für seinen Sohn warten musste. 262-263 kämpfte Postumus erfolgreich gegen die Alemannen und Franken. Er bekämpfte auch die sächsischen Piraten.
265 unternahm Gallienus einen zweiten Feldzug, erlitt aber schon in der ersten Schlacht eine Niederlage. Die nächste Schlacht verlor jedoch Postumus, und er wurde in einer Stadt belagert. Dass er sich halten konnte, hatte er vor allem Gallienus’ Feldherrn Aureolus (dem späteren Gegenkaiser) zu verdanken, der ein doppeltes Spiel spielte und die Belagerung nicht konsequent durchführte. Als Gallienus bei dieser Belagerung durch einen Pfeil schwer verletzt wurde, brach er den Feldzug ab und kehrte heim.
269 wurde einer seiner Feldherrn, Laelianus, in Mainz von seinen zwei Legionen zum Kaiser ausgerufen. Postumus zog sofort gegen ihn und eroberte Mainz zwei Monate nach dem Abfall. Laelianus fand dabei den Tod; vermutlich wurde er von seinen eigenen Soldaten ermordet. Doch dann wurde auch Postumus von seinen eigenen Soldaten ermordet, vermutlich, weil er ihnen die Plünderung der Stadt verboten hatte.
Neuer Kaiser wurde ein gewisser Marius, angeblich ein ehemaliger Schmied, der es zum Offizier gebracht hatte. Nach einigen Monaten wurde er aus privaten Gründen ermordet.
Schon vor seinem Tod oder auch erst danach wurde Victorinus zum Kaiser ausgerufen. Er stammte aus reicher Familie und hatte unter Postumus Karriere in dessen Prätorianergarde gemacht und auch das Konsulat bekleidet. Als Kaiser wurde er jedoch nur in Gallien und Britannien anerkannt, während sich Spanien wieder dem Restreich unterstellte. Auch die Stadt Autun wollte sich dem Restreich anschließen, was Victorinus nur gewaltsam verhindern konnte: Nach siebenmonatiger Belagerung wurde die Stadt erobert und geplündert. Die Residenz verlegte er nach Trier. Anfang 271 wurde er in Köln von einem seiner Offiziere, Attitianus, ermordet, vermutlich aus Eifersucht, weil er eine Affäre mit dessen Ehefrau hatte.
Irgendwann 271 machte sich auch ein gewisser Beamter namens Domitianus zum Kaiser, wurde aber vermutlich schon nach ein paar Tagen ausgeschaltet.
Nach Victorinus’ Ermordung sorgte dessen Mutter Victoria durch Bestechungen dafür, dass die Soldaten den (abwesenden) hochrangigen Beamten Tetricus (I.) zum Kaiser (271-274) ausriefen. (Er war wohl mit Victoria verwandt. Möglicherweise stand Victoria auch schon hinter der Erhebung des Marius.) Er stammte aus guter gallischer Familie und wurde in Gallien und Britannien anerkannt. Sein Problem war jedoch, dass er keine Militärlaufbahn hinter sich hatte und daher von den Soldaten nicht respektiert wurde. Die Armee konnte er eigentlich nur durch Victoria kontrollieren, die sehr beliebt war, doch dann starb sie. Gleich nach Herrschaftsantritt musste er Germaneneinfälle abwehren. 273 ernannte er seinen Sohn Tetricus (II.) zum Caesar. Vermutlich wurde Tetricus II. 274 dann auch zum Kaiser erhoben, aber das ist unsicher.
Nachdem er Zenobia ausgeschaltet hatte, zog Kaiser Aurelianus (270-275) 273 nach Westen, um das Sonderreich zu unterwerfen. Tetricus hatte aber noch ein anderes Problem, denn ein gewisser Faustinus, möglicherweise Statthalter der Provinz Gallia Belgica, zettelte eine Meuterei unter den Truppen an und ließ sich 274 in Trier zum Kaiser ausrufen. Sein weiteres Schicksal ist unbekannt.
274 kam es auf den Katalaunischen Feldern zur Entscheidungsschlacht zwischen den beiden Tetrici und Aurelian, die Letzterer klar gewann. Damit war das Sonderreich beendet.
Möglicherweise steckte Tetricus I. selbst hinter Aurelians Angriff: Aus Amtsmüdigkeit oder weil er seiner Truppen nicht mehr Herr wurde, soll Tetricus ihn selbst heimlich „eingeladen“ haben. Die Entscheidungsschlacht war demnach nur ein Scheingefecht.
Die beiden Tetrici wurden gefangengenommen und von Aurelian in seinem Triumphzug mitgeführt, aber dann begnadigt. Beide machten sogar noch Karriere. (Das könnte auch dafür sprechen, dass Tetricus sich dem Aurelian tatsächlich freiwillig unterworfen hat.)
Eingetragen von Scifi am 06.03.2009 um 18:58 Uhr
Sehr gute Berichte, vor allem der über Palmyra.
Eingetragen von Heiko82 am 07.03.2009 um 23:25 Uhr
Denke, dass Forum ist für beides da. Einerseits für Diskussionen, andererseits aber auch für längere Beiträge oder Beitragsserien zu Themen. Denke diese bereichern das Forum. Weiter so Scifi.
Eingetragen von WDPG am 08.03.2009 um 10:07 Uhr
Und es wäre nicht, das erste mal, dass sie zu interessanten sachlichen Diskussionen geführt hätten. Also denke solche 'Beitragsserien' bereichern das Forum.
Und nur weil es Wikepedia gibt, heißt das noch lange nicht, dass nicht eine andere Version so mancher Themen auch existieren darf, du hast also vollkommen recht.
Eingetragen von WDPG am 08.03.2009 um 10:09 Uhr
Ein Römisches Teilreich das mir noch einfallen würde ist das Gallo-Römisch Reich das es in der Spätzeit und auch noch nach dem Untergang des Weströmischen Reichs in Gallien gab.
Nach der Ermordung von Flavius Aethius war die Lage für Westrom in Gallien äußerst schwierig. Einige Völker wie Westgoten, Burgunder, Franken usw. die in Gallien am anfgang des 5. Jahrhunderts eingedrungen waren, versuchten ihr Gebiet weiter auszudehnen. Um dem etwas entgegen zu setzen beauftragte Kaiser Majorian, den mit ihm befreundeten Aegidius als Oberbefehlshaber in Gallien. Aegidius kam aus einer gallo-römischen Senatorenfamilie, sein Großvater könnte Konsul gewesen sein.
Aegidius war in Gallien relativ Erfolgreich, er kämpfte erfolgreich gegen die Rheinfranken, eroberte Lyon von den Burgundern zurück, und verteidigte die bedeutende Stadt Arles gegen die Westgoten.
Diese Erfolge wurden jedoch durch die Diplomatie aus Italien zunichte gemacht, oder zumindest abgeschwächt (Verträge mit Burgundern und Westgoten).
Der Bruch mit Rom kam jedoch nicht durch diese Verträge sondern durch die Absetzung und ermordung Majorians durch Ricimer. Die Rebellion gegen ihn beantwortete Ricimer mit der Mobilisation des Westgoten gegen Aegidius. Außerdem sollte Aegidius durch einen alten Rivalen abgelöst werden.
Doch Aegidius konnte sich im Norden Galliens halten. Sein Sitz wurde Soissons, sein Heer war der Rest des Gallischen Heeres, außerdem war er mit den Salfranken verbündet.
Im Jahr 463 gelang es Aegidius die Westgoten bei Orleans zu schlagen. Vielleicht hätte er sogar versucht Ricimer zu stürzen oder Kaiser zu werden, jedenfalls nahm er Kontakt zu den Wandalen auf um gegen Ricimer vorzugehen. Doch kurz danach starb er.
Wer genau sein Nachfolger war ist nicht ganz sicher. Es könnte sein das Paulus sein Nachfolger wurde, es könnte aber auch sein das ihm direkt sein Sohn Syagrius folgt. Auf jeden Fall kam dieser auf den Thron (wenn Paulus Aegidius Nachfolger gewesen ist, dann dauerte seine Regierungszeit nicht allzu lange). Syagrius trug den Titel Romanorum rex und beherrschte ein römisches Teilreich zwischen Loire und Somme. Zu gute kam Syagrius das die römsiche Infrastruktur in diesem Gebiet im großen und ganzen noch funktioniert und das er genauso wie sein Vater mit der Unterstüzung der Salfranken rechnen konnte. Ebenfalls zu gute kam ihm das der Weströmische Kaiser Anthemius Krieg gegen die Westgoten führte. So konnte Syagrius einen weiteren Sieg gegen diese verbuchen.
Im Jahr 476 ging das Weströmische Reich unter als Odowakar den letzten Weströmischen Kaiser Romulus Augustus absetzte (danach gab es noch Julius Nepos der von Ostrom noch bis zu seinem Tod im Jahr 480 als Weströmischer Kaiser anerkannt wurde). Das 'römische Teilreich' des Syagrius existierte weiter. Das führt dazu das man auf Karten in historischen Atlanten, diesen 'unabhängigen Reichsteil' auch nach 476 noch eingezeichnet sieht, meißtens als Reich des Syagrius.
Ein Ende fand das Reich dann im Jahr 486 als die Franken unter Chlodwig sich gegen Syagrius wendeten. Sie besiegten Syagrius und seine hauptsächlich aus germanischen Söldnern bestehende Armee in der Schlacht von Soissons und eroberten diesen letzten Überrest Roms in Gallien. Den Franken brachte es eine gewaltige Vergrößerung ihres Gebiets ein.
Syagrius floh zu den Westgoten, wurde aber an die Franken ausgeliefert die ihn umbrachten.
Eingetragen von WDPG am 13.03.2009 um 13:44 Uhr
Exzellenter Beitrag! Schade, dass man jeden Beitrag nur einmal bewerten kann!
Zwei Dinge möchte ich noch ergänzen:
Einer Überlieferung zufolge sollen die Salfranken einmal von ihrem König Childerich genug gehabt und ihn vertrieben haben. An seiner Statt sollen sie Aegidius zum König gewählt haben, der acht Jahre lang regierte, bis schließlich Childerich zurückkehrte. Diese Überlieferung ist aber unsicher.
Dass Syagrius sich tatsächlich „Romanorum Rex“ nannte, halte ich für fragwürdig. Überliefert wird das von Gregor von Tours, der aber erst hundert Jahre später schrieb und vielleicht einfach germanische Vorstellungen auf die Römer übertrug.
Eingetragen von Scifi am 13.03.2009 um 20:30 Uhr
Das habe ich auch gelesen, aber nur in einem Buch, weder in Wikepedia, noch in anderen Büchern fand ich darüber was, deshalb habe ich es dann nicht geschrieben.
Dennoch denke ich: Eine Interessante Ergänzung (ob es sich nun so ereignet hat oder nicht).
Eingetragen von WDPG am 14.03.2009 um 23:39 Uhr
In Wikipedia steht das schon:
Eingetragen von Scifi am 14.03.2009 um 23:42 Uhr
[quote=Scifi;33331]In Wikipedia steht das schon:
Unter Childerich habe ich gar nicht nachgesehen, vielleicht hätte ich es dann doch geschreiben (da ich es dann zumindest durch 2 Quellen bestätigt gehabt hätte), doch egal, du hast das eh schon beigefügt.
Eingetragen von WDPG am 14.03.2009 um 23:47 Uhr
Denke das einige Beiträge hier im Forum einmalig sind, also nirgendwo so konzentriert im Netz stehen.
Das sind alles Essenzen.
Hut ab User.
Eingetragen von lorginn am 16.03.2009 um 00:31 Uhr
Das denke ich aber auch. Wegen solcher Artikel (namentlich: Das Sterben der römischen Kaiser) bin ich überhaupt in dieses Forum eingetreten.
Über Einzeiler wird gemeckert, längere Artikel werden kritisiert - was soll man sonst noch schreiben?
VG
Der Maxdorfer
Eingetragen von Maxdorfer am 26.03.2011 um 18:33 Uhr
Ich persönlich finde solche Beiträge auch sehr gut. Mit diesen macht der Schreiber, einen Teil seines Wissens auch anderen zugänglich oft mit einem ganz anderen Blickwinkel als manche Lexika usw.
Außerdem kann man ja bei Bedarf auch darüber diskutieren.
Irgendwer wird immer irgendwas kritisieren zu haben, so ist es halt einmal.
Eingetragen von WDPG am 27.03.2011 um 13:30 Uhr
Schreib einfach Zwei- bis Vierzeiler.:D
Ich persönlich finde längere Artikel zu einem Thema interessant und gut.
Alleridings wird es immer jemanden geben, dem etwas nicht gefällt.
Eingetragen von Fabian am 02.04.2011 um 16:47 Uhr
Was denkt ihr?
Besaß Herodes ein faktisch eigenständiges Territorium auf römischen Boden?
Ich würde sagen ja, aber bin mir nicht ganz sicher.
Eingetragen von Maxdorfer am 13.04.2011 um 17:35 Uhr
Jein. Herodes war Vasallenkönig von Rom. Ein eigenständiges Territorium hatte er also nicht.
Eingetragen von Fabian am 13.04.2011 um 18:21 Uhr
Da gebe ich dir recht, als Römisches Teilreich würde ich das von Herodes aber nicht sehen.
Eingetragen von WDPG am 13.04.2011 um 20:11 Uhr
OK, ich wollte es ja nur mal wissen.
Eingetragen von Maxdorfer am 13.04.2011 um 20:28 Uhr
[FONT=Verdana]Da
Eingetragen von WDPG am 18.07.2011 um 13:28 Uhr
Ich habe noch ein Sonderreich entdeckt (*Juchuuu!*). Das Sonderreich des Quintus Sertorius in Spanien. Es ist eines der (das?) frühste(n) Teilreich(e) auf römischem Territorium überhaupt – nämlich 81 bis 72 vor Christus, also noch zu Zeiten der römischen Republik. Sertorius stellte einen Gegensenat und Gegenprätoren / -quästoren auf und regierte de facto als Gegendiktator.
PS: Alle Jahreszahlen meinen die Jahre vor Christus.
Eingetragen von Maxdorfer am 07.08.2011 um 20:34 Uhr
Quintus Sertorius, 123 vermutlich in Nursia geboren, stammte aus einer Ritterfamilie und wurde 97 Militärtribun in Spanien und sechs Jahre später Quästor im Bundesgenossenkrieg. Da Sulla seine Bewerbung als Volkstribun verhinderte, wechselte er auf die Seite dessen Gegners Marius. Als 83 Sulla Herrscher in Rom wurde, wurde Sertorius zwar zuerst Statthalter im diesseitigen Spanien, doch zwei Jahre später für vogelfrei erklärt (er stand auf den sogenannten Proskriptionslisten) und durch Gaius Annius Luscus, einen Vertrauten Sullas, aus Spanien vertrieben. Er ging nach Mauretanien, wo er erfolgreich in die Thronstreitigkeiten eingriff. Doch die spanischen Lusitanier erhoben ihn aus unbekannten Gründen kurz darauf zu ihrem Anführer. Darauf kehrte er nach Spanien zurück und eroberte im Kleinkrieg weite Gebiete Spaniens. Die Statthalter der beiden spanischen Provinzen konnten nichts gegen ihn ausrichten. Als sein schlimmster Feind Sulla starb, war Sertorius Herr über fast ganz Spanien und bildete einen Gegensenat. Dieser bestand größtenteils aus Römern, die unter Marcus Perperna zu ihm übergetreten waren. Auch ernannte Sertorius eigene Quästoren und Prätoren. Von seiner Residenz Oska (nördlich vom heutigen Saragossa gelegen) aus herrschte er mit Milde und Umsicht, womit er viele Untertanen auf seine Seite brachte.
Eingetragen von Maxdorfer am 07.08.2011 um 20:35 Uhr
Kein Feldherr hatte bisher etwas gegen Sertorius ausrichten können, und so wurde der begabte Pompeius mit 40.000 Mann nach Spanien entsandt. Ein paar Stämme wechselten zwar auf dessen Seite, doch Sertorius konnte seine Macht halten und befand sich 75 auf dem Höhepunkt seiner Macht. Mithridates, König von Pontus und ebenfalls Feind der Römer verbündete sich mit ihm. Pompeius erbat sich vom Senat Verstärkung, doch wusste dieser nicht, woher die Truppen hätten genommen werden sollen – Soldaten wurden in dieser Zeit vielerorts benötigt. Doch irgendwie wurden zwei weitere Legionen bereitgestellt, weil man um jeden Preis ein Näherkommen zwischen Sertorius und Mithridates verhindern wollte. Tatsächlich errang Pompeius in den Jahren 74 und 73 zahlreiche Siege. Sertorius wiederum wollte auf weitere Kämpfe verzichten und plante, sich ins Privatleben zurückzuziehen. Doch 72 bildete sich eine Verschwörung unter Perperna (der war zu Beginn des Sertorius’ Herrschaft zu diesem übergetreten, siehe oben). Sertorius hatte im Laufe seiner Herrschaft immer herrischer regiert, und noch im Jahre 72 wurde er erstochen. Perperna wurde neuer Herrscher dieses Sonderreiches, doch wurde er bald geschlagen und hingerichtet.
Eingetragen von Maxdorfer am 07.08.2011 um 20:41 Uhr
Es könnte (was ich neulich gelesen habe) auch sein das Syagrius den Titel Patricius, also den gleichten Titel den Odowakar auch angenommen hatte. Orientiert könnte man sich (wohl schon unter Agidius) richtung Osten haben.
Odowakar selbst dürfte sich eher als Oberherr auch über dieses Gebiet gesehen haben.
Eingetragen von WDPG am 25.08.2011 um 23:54 Uhr
Eingetragen von Maxdorfer am 02.12.2011 um 15:43 Uhr
Wenn nun das Ganze Euch wohl gefallen hat, so klatscht Beifall, und entlasst uns alle mit Dank nach Hause.
(ursprünglich Kaiser Oktavian kurz vor seinem Tode nach einem unter Schauspielern nach der Vorstellung üblichen Spruch)
Eingetragen von Maxdorfer am 03.12.2011 um 09:13 Uhr
Ob man dieses Reich wirklich als Sonderreich bezeichnen kann ist schwer zu sagen, als 'Römisches Telreich' würde ich sagen aber auf jedem Fall. Die Postings zu Magnus Maximus sind dir jedenfalls sehr gut gelungen, leider kann ich dich im Moment nicht bewerten.
Eingetragen von WDPG am 03.12.2011 um 14:14 Uhr
Danke für das Lob.
Das Reich passt auf jeden Fall in den Thread.
Eingetragen von Maxdorfer am 04.12.2011 um 11:05 Uhr
Dieser Beitrag ist auch ein Artikel über ein Römisches Teilreich, auch wenn dieses Reich nicht von einem Usurpatoren gegründet wurde.
Eingetragen von Maxdorfer am 26.01.2012 um 20:40 Uhr
In den ersten Jahrhunderten des römischen Kaiserreiches gab es eigentlich keine römischen Teilreiche, die wenigen Usurpatoren waren meistens schon bald gescheitert. Die ersten römischen Teilreiche entstanden dann in der zweiten Hälfte des dritten Jahrhunderts nach Christus. Das waren das Reich der Zenobia (), das Gallische Teilreich () und die Selbstständigkeit Britanniens unter Carausius und Allectus (). Im vierten Jahrhundert entstanden dann weiterhin viele Teilreiche – von ca. 250 bis ins fünfte Jahrhundert hinein war sozusagen die „Blütezeit“ der (teilweise) erfolgreichen Usurpationen. Eines ist das Teilreich des Magnus Maximus ( und ), aber es gibt noch einige andere.
Der Grund für diese Anhäufung liegt wohl in einer Dezentralisierung des römischen Verwaltungssystems: In den frühen Jahrzehnten und Jahrhunderten der Kaiserzeit galt, dass ein Usurpator, um anerkannt und
Eingetragen von Maxdorfer am 13.04.2012 um 11:02 Uhr
Am Anfang des vierten Jahrhunderts geriet das römische Reich in eine tiefe Krise – besonders in Britannien herrschten chaotische Verhältnisse. Viele Truppen waren in den letzten Jahren abgezogen worden, um Italien gegen die Einfälle der gotischen Stämme zu verteidigen. Was übrig blieb, war ein kleines Häufchen, alleingelassen mit den Barbaren, eigentlich abgeschnitten und nicht einmal mehr richtig bezahlt. Die staatliche Ordnung in der Provinz war im Zerfalls- und Auflösungsprozess, und aus den romtreuen Soldaten wurden britische Patrioten, die eine starke Führung ihres Landes wünschten.
Deshalb wurde schließlich im Jahre 406 ein gewisser Legionär namens Marcus von den Truppen zum Kaiser erhoben. Man weiß sehr wenig über ihn, Herkunft und ungefähres Alter sind unbekannt. Auch von seiner Herrschaft ist wenig überliefert. Doch wahrscheinlich schaffte er es nicht, erfolgreich die militärische Befehlsgewalt zu übernehmen und die Wünsche der Soldaten zu befriedigen. Schon bald wurde er von seiner eigenen Armee umgebracht. Vielleicht hatte er nur wenige Tage oder einige Wochen regiert.
An seine Stelle setzten die Legionäre Gratian, der wohl ein britischer Adeliger und kein Militär war. Warum die Wahl gerade auf einen Zivilisten fiel, weiß man nicht. Währenddessen ging es auch in den anderen Regionen des Reiches immer weiter bergab. Man berichtet, das größte Interesse des noch jungen Kaisers Honorius habe der Geflügelzucht gegolten. In der Silvesternacht des Jahres 406 überschritten germanische Stämme (Sueben, Vandalen, Burgunder etc.) den Rhein, schlugen die Abwehreinheiten und plünderten die Provinzen Gallien und Germanien. Die britischen Legionen wollten – trotz aller Heimatliebe – ihren Kameraden auf dem Festland zur Hilfe kommen. Gratian jedoch wollte sich lieber auf Britannien beschränken und verbot seinen Legionen, dieses zu verlassen.
Infolge dessen wurde 407 auch Gratian umgebracht. Er hatte nur 4 Monate regiert. Doch sofort riefen die Legionäre einen neuen Kaiser aus. Das war Flavius Claudius Constantinus (auf deutsch und im folgenden Konstantin genannt), von dem berichtet wird, er sei nur ein einfacher Soldat gewesen. In diesem Falle hätte wohl sein Name ausschlaggebend gewirkt, der an Konstantin I. erinnerte, welcher ein Jahrhundert früher in Britannien usurpiert und im Anschluss das ganze Reich erobert hatte.
Entweder den Namen „Flavius“ oder den Namen „Claudius“ hat er wohl erst nach der Erhebung angenommen, um so zu heißen wie der älteste Sohn Konstantins des Großen, der über den Westen des Reiches regiert hatte. Vielleicht gab er sich sogar als dessen Nachfahre aus. Seine Söhne hatten den gleichen Namen wie Kaiser, die sehr erfolgreich in der Abwehr gewesen waren: Constans und Julian. Es gibt auch Quellen, die behaupten, er sei schon „comes britanniarum“, also Heerführer der Legionen Britanniens, gewesen. Aber die Anlehnung an erfolgreiche Kaiser, was die Namensnennung angeht, lässt einen Zwang zur Legitimation, also eine niedrigere Herkunft vermuten. Natürlich ist es auch möglich, dass die Namen zur Legitimation als „comes britanniarum“ angeschafft wurden, was auch die Namen der Söhne (die vor der Usurpation vergeben wurden) erklären würde.
Eingetragen von Maxdorfer am 13.04.2012 um 11:38 Uhr
Konstantin war wohl vor allem zum Schutz und der Verwaltung Britanniens Kaiser geworden. Das ferne Rom beziehungsweise die Residenzstadt Ravenna bedeuteten nicht mehr viel, seine Blütezeit und die des Kaisertums war vorbei. Man merkte, dass Honorius nicht gegen die Anarchie ankam, dass man von Rom immer weiter abgeschnitten war. Konstantin sollte allein Britannien regieren und vor den Barbaren schützen.
Trotzdem zog er schließlich mit seinen Legionen nach Gallien. Einerseits übten die Soldaten weiterhin Druck auf ihn auf, andererseits besaß er wohl den angeborenen Machthunger. Es gibt auch Spekulationen über einen Hilferuf der gallischen Adeligen, ihnen zur Hilfe zu kommen. Schon bald jedenfalls überquerte Konstantin den Ärmelkanal und landete bei Bononia, dem heutigen Boulogne. Obwohl er nicht besonders viele Soldaten mitnahm, wurde die Verwaltung in Britannien immer schlechter, die zusammenhaltende Macht verfiel. Vielleicht war Wales nun sogar völlig unbesetzt und nur noch am Hadrianswall und im Südosten der britischen Insel waren einige Einheiten, deren Befehlshaber keine Notwendigkeit für einen Feldzug gesehen hatten. In Gallien angekommen, wartete er die Reaktionen der Gallier ab. Die waren positiv: Die Legionen und die Bevölkerung schlossen sich ihm an.
So konnte der Konstantin sein Teilreich auf Gallien ausweiten. Auch Germanien kam auf seine Seite. Halbwegs gelang es, in diesen Provinzen die Ordnung zu sichern. Berichte von einer „großen Schlacht“ sind vermutlich Übertreibung. Konstantin beabsichtigte nun wirklich, ein größeres Teilreich zu errichten. Im Anschluss sicherte er die Rheingrenze gegen die Germanen und reorganisierte die Truppenstationierung. Sein älterer Sohn Constans wurde aus dem Kloster geholt und zum Mitkaiser (Caesar) gemacht, dessen jüngerer Bruder Julian Nobilissimus.
In Lugdunum, dem heutigen Lyon, wurden die ersten Münzen geprägt. Dass auf ihnen Konstantin zusammen mit Honorius, Arcadius und Theodosius II. abgebildet ist, zeigt, dass Konstantin nur ein Teilreich zu errichten beabsichtigte und im Gegensatz zu früheren Usurpatoren nicht die Herrschaft über das ganze Reich anstrebte. Das ist jedoch auch einer Änderung der Situation zu verdanken: Die Hauptstadt war nicht mehr fest in Rom, sondern konnte auch in den Provinzen aufgebaut werden, ohne dass der Kaiser an Legitimation verloren hätte.
Doch der Regent des weströmischen Reiches, Stilichio, der im Gegensatz zu Honorius die wahre Macht innehatte, war nicht tatenlos geblieben. Er beauftragte seinen General Sarus mit der Niederschlagung des Aufstandes im Nordwesten. Schon bald nach der Ankunft in Gallien wurde Konstantins Vorhut im Frühjahr 408 geschlagen, sein General Nebiogastes, der Friedensverhandlungen einleiten wollte, kurz darauf von den Goten getötet. Es kam zur Belagerung von Valentia, dem heutigen Valence. Doch der Gegenkaiser entsandte neue Truppen gegen Sarus. Nach nur einer Woche musste die Belagerung abgebrochen werden.
Es gelang schließlich, Honorius’ Feldherr mit seinen Legionären nach Italien zu vertreiben. Dieser Rückzug war es übrigens, bei dem ein römischer Feldherr den Bagauden Tribut zahlen musste ( und ), wobei eine andere meiner Quellen meint, die Räuber hätten dem wohl stark dezimierten Heer lediglich die Kriegsbeute abgenommen.
Nun wurde Arelate (heute Arles) die neue Hauptstadt. Da man aus Münzen erkennen kann, dass Arcadius zu diesem Zeitpunkt schon tot war (er wird nicht mehr erwähnt), wird dieser Akt in den Mai 408 verschoben. Nach Hispanien wurden Statthalter entsandt, die zumindest teilweise anerkannt wurden.
Eingetragen von Maxdorfer am 13.04.2012 um 13:34 Uhr
Währenddessen war Sarus nicht tatenlos geblieben und hatte in Italien ein großes Heer zusammengestellt. Doch Konstantin befürchtete, die mächtigen Verwandten des Honorius in Spanien würden ihn zu einem Zweifrontenkrieg zwingen, und wandte sich zuerst diesen zu. Diese Operation leitete nicht er persönlich, sondern der Caesar Constans und der General Gerontius. Sie errangen einen mühsamen Sieg. Zu dieser Zeit geschahen auch in Italien wichtige Dinge. Nach einer Meuterei der Armee, bei der viele Offiziere erschlagen wurden, wurde der Heermeister Stilicho mit seiner Leibwache hingerichtet, da viele Menschen germanenfeindlich waren. Aus Empörung verließ daraufhin auch Sarus mit seiner großen Truppe die Armee und zog sich zurück. Honorius hatte nur noch wenige Soldaten und war in Ravenna machtlos. Immer noch waren auch die Goten in Italien unterwegs, die zu jeder Zeit sehr gefährlich hätten werden können. Als dann Konstantin Verhandlungen mit dem Kaiser einläutete, musste dieser einschlagen und ihn als Augustus für Gallien, Britannien und Spanien anerkennen. Aus Konstantin wurde Konstantin III. – zumindest in Westrom.
Der frisch legitimierte Kaiser war auf dem Gipfel seiner Macht. Doch wie das bei Gipfeln üblich ist – danach geht es wieder abwärts. Die Ende 406 eingedrungenen Germanen waren mittlerweile auf dem Weg durch das Reich und kamen schließlich an den Pyrenäen an. Bald drangen sie in Spanien ein. Konstantin plante darum, seinen Mitkaiser Constans erneut in diese Provinz zu schicken. Doch da erhob sich dort sein General Gerontius und machte sich selbst zum Kaiser, einen gewissenen Maximus (wahrscheinlich seinen Sohn) zum Mitkaiser.
Constans zog nach Spanien, um dort die Autorität Konstantins wieder herzustellen, doch er wurde geschlagen und flüchtete nach Gallien zurück. Gerontius zog schon bald darauf zusammen mit seinen germanischen Verbündeten nach Gallien ein, während Maximus von Tarraco (dem heutigen Tarragona) aus Spanien verwaltete. Der Gegenkaiser Konstantin hatte sich de facto so weit legitimiert, dass es schon wieder Gegenkaiser gegen ihn gab.
Im Sommer 409 kündigte Honorius das Bündnis auf. Er hatte es nicht mehr nötig, da Alarich mit seinem Volk keine Gefahr mehr zu sein schien. Als wäre das nicht genug, kamen sächsische Piraten in Britannien an. Dieses hatte Konstantin ja sich selbst überlassen, als er mit fast allen Legionären abzog. Die Bewohner merkten nun, dass Konstantin sie nur benutzt hatte, um an die Macht zu kommen und starteten einen Aufstand. Die Anhänger des Usurpators wurden vertrieben.
Dieser war verzweifelt. Als letzten Strohhalm, um seine Macht zu erhalten, zog er nach Italien (obwohl er dort ja legitimiert war), von wo ihn ein Hilferuf nach einem fähigen Herrscher erreicht hatte. Doch diese Unternehmung wurde eine Pleite, im Mai/Juni 410 musste Konstantin umkehren. Außerdem waren die gallischen Provinzen während der Abwesenheit verfallen. Im Folgejahr wurden Konstans Legionäre von Gerontius bei Vienne geschlagen. Sein Sohn Constans geriet in Gefangenschaft und wurde hingerichtet.
Eingetragen von Maxdorfer am 13.04.2012 um 17:05 Uhr
Währenddessen war ein neuer Usurpator auf der Bildfläche aufgetaucht. Es war Jovinus, der aus einer vornehmen gallorömischen Familie, vielleicht in Mainz, stammte. Im Rheinland wurde er zum Kaiser ausgerufen. Sofort lief Konstantins Prätorianerpräfekt (Chef der Leibwache eines Kaisers) Decimius Rusticus zu ihm über. Eigentlich war es offensichtlich dass das Teilreich verloren war.
Der ehemalige General Konstantins III., Gerontius, schloss Konstantin III. in dessen Hauptstadt Arles ein, es war wohl Mai 411. Er wollte ihn beseitigen und sein Teilreich an dessen Stelle setzen. Es kam zu einer Belagerung. In dieser Zeit hatte Honorius jedoch auch einen neuen Feldherren gefunden, Flavius Constantius. Er zog mit seinem Heer nach Arles und schlug Gerontius. Dessen Legionäre liefen über, er selbst entkam mit einigen wenigen Getreuen. Bald jedoch beging er Selbstmord.
Das war für Konstantin III. jedoch kein Vorteil, nun war es ein noch fähigerer Heerführer – noch dazu mit voller Legitimation, der ihn belagerte. Er pochte auf Ausharren, da er frische Truppen von seinen Generalen aus Nordgallien erwartete. Tatsächlich dachte Constantius daran, sich nach Italien zurückzuziehen. Doch als die Legionäre nach einer langen Wartezeit endlich vor der Stadt ankamen, wurden sie mit einer simplen List vernichtend geschlagen. Ihr Führer wurde hinterlistig ermordet.
Schließlich kam in Arles auch die Nachricht an, dass die Truppen Germaniens Jovinus übergelaufen seien. Konstantin hatte fast jeglichen militärischen Schutz verloren und floh in eine Kirche, in der er sich sofort zum Priester weihen ließ. Man versprach ihm sicheres Geleit und ein geistliches Amt. Den Legionären wurde Straflosigkeit zugesichert, um sie zum Öffnen der Tore zu bewegen. Der Sieger zog in die Stadt ein. Tatsächlich wurde Konstantin lebendig auf den Weg nach Ravenna gemacht. Doch trotzdem wurde er noch vor der Ankunft verhaftet und schließlich, im August oder September 411, auf Befehl des Kaisers enthauptet. Der Hauptgrund soll gewesen sein, dass er einst in Spanien einige Verwandte des Honorius umgebracht hatte.
Es wurde später behauptet, dass er der Großvater des legendären Artus gewesen sei, der die Insel endgültig unabhängig machte. Das ist natürlich nicht mehr als literarische Zusammenstellung dramatischer Figuren. Im Übrigen war Konstantin von Ostrom nie anerkannt worden, weshalb aus byzantinischer Sicht der Kaiser von 641 Konstantin III. genannt wird.
Eingetragen von Maxdorfer am 13.04.2012 um 17:59 Uhr
Der siegreiche Feldherr Constantius zog im Triumph in Rom ein, seine Laufbahn war erst am Anfang: Später heiratete er die Tochter des Honorius und wurde somit Mitkaiser (augustus), er ist der spätere Constantius III.
Die Usurpatoren, die gegen Konstantin III. rebelliert hatten, hatten Rom damit zwar einen Dienst erwiesen, machten Honorius aber trotzdem seinen Rang streitig. Gerontius, der ja vormals General Konstantins gewesen war, hatte ja schon nach seiner Vertreibung durch Honorius’ Feldherr Constantius Selbstmord begangen. Sein Mitkaiser Maximus floh zu den germanischen Söldnern in Spanien. Er blieb unbehelligt, bis er 418/419 erneut rebellierte. Doch das ist eine andere Geschichte.
Blieb noch Jovinus. Er hatte ab 411 ein großes Teilreich in Gallien und Germanien, wenn auch kein so großes wie Konstantin. Ihm war es gelungen, einige von dessen Gebieten zu übernehmen, erst einmal nichts unternommen werden konnte. Er war aber stark abhängig von den Alanen unter Goar und den Burgundern unter ihrem König Gundahar, denen er ihr Reich am Mittelreich legitimierte. Immerhin prägte Jovinus viele Münzen unter seinem Namen, die ihn mit dem kaiserlichen Diadem abbilden. Denn die Ausgangsposition hatte sich ja seit 406 nicht geändert: Der Kaiserhof in Ravenna hielt nicht einmal in Italien die Ordnung aufrecht und die Provinzen waren wieder schutzlos und verwahrlosten langsam. Die lokale Oberschicht der Gallorömer war größtenteils auf seiner Seite, denn es war auf keinen Fall in ihrem Interesse, wenn germanische Stämme in das Reich eindrangen. Sie brauchten Schutz.
Schließlich wollte Jovinus, um seine Herrschaft weiter zu sichern, ein Bündnis mit den Westgoten eingehen. Diese zogen ihm 413 aus Italien entgegen. Ein Vertrag wurde schnell geschlossen. Doch das Band zwischen den Parteien war nicht fest. Einerseits tötete der Gotenkönig Athaulf Sarus, der zu Jovinus überlaufen wollte, andererseits machte dieser eigenmächtig seinen Bruder Sebastianus zum Mitkaiser. Das bedeutete Vertragsbruch. Schließlich verbündeten sich die Westgoten mit Honorius und zogen gegen den Usurpator in den Krieg.
Sie errangen den Sieg, worauf Sebastianus hingerichtet wurde. Jovinus konnten sie nicht schnappen, er floh durch Gallien. In Valence wurde er schließlich belagert. Dies war erfolgreich, und Jovinus wurde nach Narbonne verschleppt. Dort residierte Postumus Dardanus, der schon vor Konstantin III. Prätorianerpräfekt in Gallien gewesen war und die ganze Zeit hindurch Rom die Treue gehalten hatte. Er richtete den gescheiterten Jovinus 413 hin und schickte seinen Kopf an den Kaiser in Ravenna.
Eingetragen von Maxdorfer am 13.04.2012 um 19:28 Uhr
Eingetragen von Maxdorfer am 13.04.2012 um 20:42 Uhr
War ich heute fleißig und habe die Beiträge zu diesen Teilreichen geschrieben. Damals geriet Rom wohl richtig in eine Krise - zumindest Westrom.
Eingetragen von Maxdorfer am 13.04.2012 um 20:53 Uhr
Ja, Max, du warst heute sehr fleißig.
Eingetragen von Nafets am 13.04.2012 um 22:27 Uhr
Weiter geht es mit dem Teilreich von Magnentius.
Magnentius wurde in den ersten Jahren des vierten Jahrhunderts nach Christus als Flavius Magnus Magnentius in Amiens geboren.
Sein Vater war ein Brite, seine Mutter wohl ein Franke, er also germanischer Abstammung.
Er trat in das römische Heer ein, in dem er unter der Regierung Konstantins I. aufstieg. In den folgenden Jahrzehnten wurde er erst „protector“ und dann „comes rei militaris“.
Soweit zur persönlichen Geschichte, kommen wir in das Jahr 350 nach Christus.
Der regierende Kaiser war Kaiser Constans. Doch er erfreute sich nicht gerade großer Beliebtheit unter den Offizieren.
Schließlich endete alles darin, dass Magnentius am 18. Januar 350 in Augustodunum, dem heutigen Autun, auf einem Bankett zum Kaiser ausgerufen wurde.
Die Erhebung wurde auch von Marcellinus unterstützt, der Schatzmeister Constans’ war.
Schließlich wandten sich fast alle von diesem ab, und kurze Zeit später wurde er von einigen Kavalleristen im Gebiet der Pyrenäen erschlagen.
Eingetragen von Maxdorfer am 15.04.2012 um 14:24 Uhr
Schnell erlangte Magnentius die Unterstützung fast des ganzen Westen des Reiches.
Die Gründe sind unterschiedlich.
Einerseits natürlich, weil er erfolgreich war, andererseits wohl auch, weil er die in dieser Zeit konkurrierenden Religionen – die christliche und die römischen – beide anerkannte und keine unterstützte.
Doch zwei Regionen waren nicht auf seiner Seite.
Im Illyricum rief sich Vetranio zum Augustus aus, in Italien tat dies Nepotianus. Sogar der Senat erkannte diese Usurpation gegen den Usurpator an.
Trotzdem wurde sie von Magnentius niedergeschlagen, worauf er seinen Bruder namens Decentius zum Caesar machte.
Doch im Osten des Reiches regierte immer noch ein Kaiser aus der konstantinschen Dynastie, Constantius II., der Bruder Constans’.
Er war gerade auf einem Feldzug gegen die Perser, brach diesen jedoch ab, um gen Westen zu ziehen.
Zum Zusammenstoß kam es in der Schlacht bei Mursa, dem heutigen Osijek, 351, die Magnentius verlor, worauf er sich nach Gallien zurückziehen musste.
Sein tiefreligiöser Gegner hatte die Schlacht übrigens nicht miterlebt, er hatte den ganzen Tag gebetet.
Wohl auch wegen diesem „Gottesurteil“ wandten sich nun zumindest die Christen größtenteils wieder von Magnentius ab.
Zwar gab er noch nicht auf, doch 353 wurde er in der Schlacht am Mons Seleucus ein zweites Mal geschlagen.
Darauf beging er wohl in Lugdunum (dem heutigen Lyon) Selbstmord.
Vorher hatte er alle seine anwesenden Verwandten erstochen.
Eingetragen von Maxdorfer am 17.04.2012 um 15:49 Uhr