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Archiv-Thema im Forum: Das Römische Reich
Vanndalen
Hi =)
Am Sonntag ist in der Presse gestanden, dass die Vanndalen (ein Volk, welches im Sinne eines Volkes gar nie existierte, sondern viel mehr eine Multikultination war) nachdem ihr Königreich von den Byzantinern zerstört wurde, von der Bildfläche verschwanden... Ist das wahr? Weiß vielleicht jemand etwas näheres zu den Vanndalen (Lebensart, wer waren sie, wann/warum/wie verschwanden sie, etc.)?
Würd mich freuen =)
LG Phigo =)
PS: Ich weiß... Die Antwort lautet Google, blabla, ich würd aber lieber mit Anderen darüber quasseln, als im Google zu suchen, wäre also für ein paar Rückmeldungen dankbar =)
Eingetragen von Phigo am 20.04.2009 um 09:35 Uhr
In diesem Falle nicht, denn die Schreibweise des gesuchten Vokes ist 'Vandalen'.
Es handelt sich um ein germanisches Volk, das einen nicht unerheblichen Part während der Völkerwanderung gespielt hat. Wie bei den anderen Völkern der Völkerwanderung nahmen auch die Vandalen unterwegs andere Volksgruppen in ihren Stammesverband auf oder Gruppen spalteten sich ab. Trotzdem gab es aber wohl, anders wie den Sachsen, ein Urvolk der Vandalen in Osteuropa.
Unter dem bedeutensten vandalischen König Geiserich gelang der Übergang über die heutige Meerenge von Gibraltar und die Etablierung in den römischen Provinzen Mauretania und Africa. Nach Geiserich zerfiel die vandalische Macht teils wegen Thron-, teils wegen Glaubensstreitigkeiten. Unter dem oströmischen Kaiser Justinian war die vandalische Herrlichkeit dann wieder vorbei, die paar zehntausend Vandalen integrierten sich in die römische Oberherrschaft und verschwanden als eigenständiges Volk.
Eingetragen von Talley am 20.04.2009 um 10:37 Uhr
Danke für die Korrektur, war mir nicht sicher... Aber google hätte das sicher vorgeschlagen, egal, danke =)
Also so wie sehr viele Königreiche (Alexanders Reich zerfiel ja auch weil er keinen Nachfolger ernannte, oder nicht? Dschingis Khan dito, Attila dito). Danke für die Aufklärung =)
Also sind sie nicht vom Erdboden verschlungen worden, wie die Presse es darstellt, danke (hätte mich auch gewundert)
Eingetragen von Phigo am 20.04.2009 um 10:53 Uhr
Besagter Artikel findet sich hier:
Eingetragen von Scifi am 20.04.2009 um 11:53 Uhr
Damit kann man das nicht vergleichen. Alexander hinterließ zwar einen posthumen Sohn, der auch König wurde, aber die meisten Diadochen dachten gar nicht daran, sich dem bzw. den Regenten unterzuordnen. Sie anerkannten zwar zunächst Alexander IV. und den ebenfalls zum König proklamierten schwachsinnigen Halbbruder Alexanders d. Gr. Philipp III., aber nur, um sich einstweilen in ihren Satrapien einzurichten und auf eine Gelegenheit zum Losschlagen zu warten. Es gab zwei Richtungen: Die einen wollten das Reich aufteilen, die anderen selbst als 'Regent' für die regierungsunfähigen Könige herrschen.
Außerdem ernannte Alexander möglicherweise schon einen Nachfolger: Auf dem Sterbebett soll er auf die Frage nach einem Nachfolger 'Krat...' geantwortet haben. Das könnte 'Krateros' (einer seiner Feldherrn) oder Kratistos ('der Stärkste') bedeutet haben. Sicher ist diese Geschichte allerdings nicht. Letztlich gab es eben niemanden, der die Diadochen erfolgreich in Zaum halten konnte.
Eingetragen von Scifi am 20.04.2009 um 12:08 Uhr
Sehr auskunftsreich, Scifi, wie eigentlich immer =)
Jetzt bin ich um einiges klüger^^ Dankeschön =)
Eingetragen von Phigo am 20.04.2009 um 13:13 Uhr
Natürlich sind die Vandalen von der historischen Bildfläche verschwunden, nachdem sie ihren Staat und später ihre Identität durch die oströmische Armee eingebüßt hatten. Gleiches ist unzähligen Völkern im Verlauf der Weltgeschichte widerfahren, so z.B. den Gepiden, Ostgoten, Awaren, Hunnen, Assyrern, Azteken, Maya usw. usw.
Die Bezeichnung der Vandalen als 'multikulti', wie du das weiter poben getan hast, erweckt möglicherweise falsche Vorstellungen. Gewiss haben sich den Vandalen im Lauf ihrer Wanderung durch Europa andere ethnische Splittergruppen angeschlossen, vor allem die Alanen, die im Gegensatz zum ostgermanischen Vandalischen eine iranische Sprache hatten.
Dennoch gab es einen vandalischen Traditionskern und eine vandalische Identität und die Könige dieses Volkes schlugen Münzen mit der Inschrift 'rex vandalorum et alanorum'.
Eingetragen von Dietrich am 20.04.2009 um 14:39 Uhr
Die Maya gebt es noch als wichtigste Bevölkerung mindesten einer mexikanischen Provinz u. als wichtigste Bevölkerung Guatemalas unter dem Namen Lacandones. Man kann sich natürlich fragen, warum Maya nicht die 1. Staatssprache Guatemalas ist.
Die Hunnen leben heute wahrscheinlich als Staatsbevölkerung der heutigen Türkei weiter. Die türkische Bevölkerung des Chasarenreiches zog sich vor den Russen in das heutige Aserbeitschan u. Anatolien zurück.
Die Azteken gibt es als indianische Landbevölkerung heute auch noch in der Region von Mexiko City. Die Assyrer gibt es heute auch noch. Schlieslich war dies ein semitischer Stamm im heutigen Syrien u. Irak. Beide Staaten haben die Identität ihrer Vorfahren bewahrt u. normal weiter entwickelt, so wie aus Südgermanen Deutsche wurden.
Eingetragen von Paul am 20.04.2009 um 22:05 Uhr
Also wirklich nicht! Sie sind zwar vermutlich mit den Türken verwandt, aber doch nicht deren Vorfahren! Die Türken stammen aus dem östlichen Zentralasien und sind von dort nach Anatolien gezogen zu einer Zeit, als die Hunnen längst Geschichte waren.
Die Aseri wohnten bereits in der Spätantike in Aserbaidschan, als von Chasaren noch lange nichts zu sehen war.
Die Assyrer von heute haben nur bedingt mit den Assyrern des Altertums zu tun. Eigentlich handelt es sich um die Angehörigen der Assyrischen Kirche.
Eingetragen von Scifi am 20.04.2009 um 22:36 Uhr
Mit 'von der Bildfläche verschwunden' meinte ich eher: Zu Mittag sind sie da, um 12 sind sie weg. Sprich: Von Jetzt auf Sofort, urplötzlich, ohne erkennbaren Grund.
Die Maya erlagen beispielsweise einer langen Kette von unglücklichen Ereignissen, sie verschwanden keineswegs urplötzlich und hinterließen ja auch einiges...
LG Phigo
Eingetragen von Phigo am 10.06.2009 um 11:46 Uhr
Überhaupt nicht! Wie Scifi schon schrieb: Die Maya stellen im südlichen Mexiko und in Guatemala bis heute den Hauptteil der Bevölkerung (wenn man die Mischlinge dazu zählt)!
VG
Christian
Eingetragen von 913Chris am 10.06.2009 um 12:51 Uhr
Die Mayas wie es sie einst gab gibt es aber bestimmt nicht mehr.
Sonst könnten die Archäologen sich ja einfach mit ihnen unterhalten, statt mühsam die Zeichen zu entziffern...
LG Phigo
Eingetragen von Phigo am 10.06.2009 um 13:13 Uhr
Ihre Kultur ist großteils untergegangen, zumal die meisten heute Christen sind, aber natürlich haben sich trotzdem noch viele Traditionen erhalten, auch ihre Sprache.
Eingetragen von Scifi am 10.06.2009 um 13:36 Uhr
Habe gelesen dass nur 4 Bücher (oder Dokumente, auf jeden Fall Schriftstücke) die Verbrennung eines Priesters überlebt haben...
Verstehe nicht ganz warum man Schriftstücke einer Gesellschaft vernichten muss um sie zu konvertieren...
LG Phigo
Eingetragen von Phigo am 10.06.2009 um 14:20 Uhr
Das muss man aus der damaligen Mentalität heraus zu verstehen versuchen. Die Codices galten als heidnische Machwerke, und wo Heiden waren, war auch der Teufel nicht weit. Um sie bekehren zu können, musste also erst einmal alles Heidnische weg, außerdem war der Kampf gegen das Heidentum auch unabhängig von Bekehrungsversuchen religiöse Pflicht.
Eingetragen von Scifi am 10.06.2009 um 16:36 Uhr
Doch, die gibt es noch genauso! Nur die Priesterkaste, die die Schrift konnte, die ist restlos ausgestorben...
VG
Christian
Eingetragen von 913Chris am 10.06.2009 um 17:32 Uhr
Von diesen leitet sich ja auch der Begriff 'Vandalismus' ab, unter dem gängig eine blinde Zerstörungswut verstanden wird; man bezieht sich mit diesem Begriff übrigens auf die Plünderung Roms im Jahre 455 durch die Vandalen. Zuvor hatten sie im heutigen Tunesien ein eigenständiges Reich gegründet mit dem von ihnen eroberten Karthago als Hauptstadt.
Vernichtet wurden sie übrigens in den Jahren 533/534 durch den byzantinischen Feldherrn Belisar. Was an Vandalen überlebte, wurde außer Landes gebracht und sonstwo auf Gottes Erdboden angesiedelt.
Übrigens ist auch die Schreibweise 'Wandalen' zulässig.
Eingetragen von PèreJoseph am 10.06.2009 um 17:56 Uhr
Servus!
Ausgerechnet die V(W)andalen...
Dabei haben sich die Goten einige Jahre zuvor fast genauso schlimm aufgeführt, als sie ihrerseits die 'Ewige Stadt' plünderten...nach den Goten brannte angeblich Rom.
Auch wenn wenige Jahre später die 'Pracht' Roms wieder gepriesen wurde. Irgendwas stimmt da nicht...:D
VG
Christian
Eingetragen von 913Chris am 10.06.2009 um 21:18 Uhr
Die Goten benahmen sich auch im Vergleich zu den Vandalen noch relativ zivilisiert.
Eingetragen von PèreJoseph am 10.06.2009 um 21:20 Uhr
Über die Plünderungen Roms durch Goten und Wandalen habe ich schon geschrieben:
Die Plünderungen durch die Goten und durch die Wandalen unterschieden sich vor allem insofern, als die Goten nur 3 Tage Zeit hatten, die Wandalen 14 Tage.
Was das angebliche Feuer nach der Plünderung durch die Goten anbelangt, so ist nur sicher, dass sie die Gegend um das Salarische Tor, wo sie in die Stadt eindrangen, niederbrannten. Das Feuer breitete sich aus, und ihm fielen auch die berühmten Gärten des Sallust zum Opfer.
Ansonsten gehen die antiken Quellen auseinander: Viele Autoren schrieben von einer großen Feuersbrunst, der (gotenfreundliche) Iordanes hingegen dementierte sie. Aber auch Orosius stufte den Feuerschaden als gering ein.
Die ganze Stadt jedenfalls hat ziemlich sicher nicht gebrannt, das waren wohl rhetorische Übertreibungen.
Eingetragen von Scifi am 11.06.2009 um 12:16 Uhr
Ein sehr interessanter Link zu dem Thema:
VG
Der Maxdorfer
Eingetragen von Maxdorfer am 14.04.2011 um 15:09 Uhr