Schimpansen in Westafrika benutzen außergewöhnliche Steinwerkzeuge – schon seit mehreren Tausend Jahren. Das fanden Forscher nun heraus.
von Michael Feldhoff
Vor einigen Monaten haben Tübinger Forscher dem Orang-Utan „Loui“ eine mit Futter gefüllte Box in einer Silikonhülle vorgesetzt sowie mehrere runde und scharfkantige Steine. Loui nahm kurzerhand einen der scharfkantigen Steine, durchschnitt damit das Silikon und grabschte sich das Futter.
Schon lange befassen sich Wissenschaftler damit, wie Menschenaffen mithilfe von Werkzeugen an Nahrung gelangen. Die meisten Schimpansengruppen behelfen sich mit Holzstöcken, einige Populationen in Westafrika nutzen Steinwerkzeuge. Deren Beschaffenheit unterscheidet sich von Gruppe zu Gruppe zum Teil erheblich – und solche Eigenheiten geben die Tiere auch an die nachfolgenden Generationen weiter. Dadurch haben sich regelrechte Schimpansen-Kulturen herausgebildet. Diese können Jahrtausende überdauern, das zeigen neueste Feldforschungen in Guinea.
Hammer und Amboss
Archäologen und Primatologen des Max-Planck-Instituts in Leipzig haben dort bei einer Affengruppe neben Steinhämmern sehr große Steinambosse gefunden, die in einigen Fällen mehr als einen Meter lang waren. Solche Ausmaße waren bisher unbekannt. Die Werkzeuge weisen unterschiedliche Abnutzungsgrade auf, je nachdem, wie sie verwendet wurden. Mittels der Funde konnten die Forscher das Verhalten der Tiere über einen sehr langen Zeitraum dokumentieren: Es gibt demnach Schimpansengruppen, die ihre eigenen archäologischen Spuren hinterlassen haben, die mehr als 4300 Jahre zurückreichen.