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Die ersten Briten hatten kein schlechtes Leben

Vor 600 000 Jahren, als Britanniens Landmasse mit dem Kontinent verbunden war, wohnten dort schon Menschen.

von Michael Feldhoff

So geht das! Ein Homo heidelbergensis stellt am Flussbett Steinwerkzeug her. | llustration: Department of Archaeology der University of Cambridge/Gabriel Ugueto

Kent ist eine wahre Fundgrube für Archäologen. So haben diese erst vor einigen Jahren im Südosten der britischen Grafschaft römische Überreste gefunden, die vermutlich den genauen Landeplatz von Julius Caesars Flotte im Jahr 54 v. Chr. markieren. Die Invasion verlief damals weitgehend erfolglos.

Jetzt zeigen Funde nahe Canterbury in Kent, dass bereits vor 560 000 bis 620 000 Jahren Menschen im Süden der Insel lebten. Die in einem alten Flussbett gelegene Fundstätte ist zwar schon seit 1920 bekannt, als Arbeiter dort Faustkeile entdeckten, aber deren genaues Alter konnte erst jetzt bestimmt werden: Bei einer aktuellen Ausgrabung fanden die Forscher mithilfe moderner radiometrischer Datierungsmethoden heraus, wann die Sandkörner, die die Werkzeuge umlagerten, zum letzten Mal dem Sonnenlicht ausgesetzt waren.

Viel Nahrung, viele Werkzeuge

Die Wissenschaftler der Universität Cambridge und des Leipziger Max-Planck-Instituts für evolutionäre Anthropologie gruben auch eine Vielzahl neuer Feuersteinartefakte aus, darunter Schaber und Stechwerkzeuge. Die Werkzeuge belegen, dass der Homo heidelbergensis, ein Vorfahre des Neandertalers, dort lebte. Der Homo heidelbergensis war ein Jäger und Sammler. Die jetzt gefundenen Artefakte dienten wohl der Verarbeitung von Tierhäuten sowie von Knollen und anderen Pflanzenteilen. Ihre große Vielfalt weist darauf hin, dass diese frühen Menschen nicht nur überlebten, sondern dass es ihnen vor 600 000 Jahren richtig gut ging.