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Genforschung

Gesund dank Neanderthaler-DNA

Zwei unabhängigen Studien zufolge, finden sich Genspuren des Neandertalers im Immunsystem des modernen Menschen. Dieses Erbgut half unseren Vorfahren bei der Abwehr von Infektionen. Beeinflusst es noch heute unsere Gesundheit?


Der Neandertaler entwickelte sich in Europa und starb vor 30.000 Jahren aus. | © istockphoto.com/de/portfolio/1971yes

Direkt stammt der Homo sapiens nicht von den Neandertalern ab, doch unsere Vorfahren pflanzten sich vor vielen tausend Jahren mit den entfernten Verwandten fort. Die Nachkommen dieser Begegnung verfügten somit über neue Genvariationen. Dieses Erbgut ist, gleich zwei Studien zufolge, dafür verantwortlich, dass das Immunsystem des modernen Menschen besser auf Infektionen reagieren konnte. Unabhängig voneinander waren das Institut Pasteur in Paris und das Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie zu dieser Erkenntnis gelangt. „Wir gehen davon aus, dass es mal eine Phase gegeben hat, wo es von Vorteil war, diese Neandertal-Varianten zu besitzen“, erklärt Michael Dannemann vom Max-Planck-Institut, die evolutionären Vorteile dieser Diversität. Doch eventuell bot die genetische Vermischung nicht nur Vorteile.

Allergien durch zu starke Reaktionen auf Umwelteinflüsse

Das gestärkte Immunsystem könnte laut Dannemann im Umkehrschluss auch zu gut funktioniert und so auf harmlose Umwelteinflüsse reagiert haben. Die Folge: Allergien. Dürfen wir uns also heute dank der Neandertaler über ein starkes Immunsystem freuen, oder über Allergien ärgern? Es finden sich zwar immer noch nachweislich Spuren alter Menschenarten, wie dem Neandertaler und sogenannten Denisova-Menschen, im Erbgut von Europäern und Asiaten (ein bis sechs Prozent im Genom). Allerdings, „ob es heute noch von Vorteil oder Nachteil oder komplett neutral ist, können wir aber nicht sagen“, so Michael Dannemann.

Katharina Behmer

Zuletzt geändert: 13.01.2016