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Homo sapiens' Ausbreitung

Mehrmals „Out of Africa“?

Gab es mehrere Menschenwanderungen „out of Africa“? Zahnfunde im südchinesischen Daoxian in der Provinz Hunan stellen das bisherige Modell der Ausbreitung des Homo sapiens in Frage.

Ausbreitung des Menschen

Eines der Modelle der Ausbreitung des modernen Menschen, des Neanderthalers und von Homo erectus in Jahren vor heute | © Wikimedia/NordNordWest

Das bisher gültige Modell der Ausbreitung des Homo sapiens setzt den Beginn einer Migration „out of Africa“ vor rund 60 000 Jahren an. Die in China gefundenen Zähne, die eindeutig unserer Spezies zuzuordnen sind, sind jedoch mindestens 80 000 Jahre alt. Die insgesamt 47 menschlichen Zähne wurden in einer Tropfsteinhöhle unter einer Kalkschicht entdeckt, die sich vor mindestens 80 000 Jahren bildete. Auch passen ebenfalls geborgene Tierknochen in diese Epoche der Späteiszeit. Dr. Maria Martinon-Torres vom University College London erklärt dazu: „Es war von Anfang an klar, dass es sich um Zähne moderner Menschen handelt. Was uns überrascht hat, war ihr Alter.“ Tatsächlich geht die Frühmenschenforschung, auf Funde wie auf DNA-Analysen gestützt, davon aus, dass die gesamte nicht-afrikanische Menschheit von heute auf eine Migrationsbewegung zurückgeht, die sich von Afrika aus vor 60 000 bis 40 000 Jahren zunächst Asien und Europa erschloss und dann in die Neue Welt übersetzte.

Erster Vorstoß nur bedingt erfolgreich

Die chinesischen Funde deuten nun, gemeinsam mit weiteren Entdeckungen in Asien, auf einen früheren Vorstoß von Frühmenschen Richtung Süd- und Ostasien hin, was durch die klimatischen Bedingungen begünstigt werden konnte. Das eiszeitliche Europa dagegen blieb wohl noch länger das Revier der besser angepassten Neandertaler. Die heutige DNA-Verteilung lässt allerdings vermuten, dass der erste Vorstoß des modernen Menschen nur bedingt erfolgreich war. „Wir müssen versuchen, die Geschichte dieser Wanderung zu erforschen – ob und warum sie gescheitert ist, aber auch wieweit sie in der späteren Bevölkerung Spuren hinterließ“, umreißt Dr. Martinon-Torres die zukünftigen Aufgaben.

 

Franz Metzger

 

 

Zuletzt geändert: 19.09.2015