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Schwerter zu Kleingeld

In der Bronzezeit gab es noch keine Münzen. Stattdessen zahlten die Europäer wohl mit genormtem Bronze-Schrott.

Mehr als 3000 Jahre alte Metallbruchstücke aus einem Soldatenbeutel vom Schlachtfeld an der Tollense. | © Volker Minkus, Thomas Terberger

 

von Michael Feldhoff

Erst fließt Blut, dann gibt es Kleingeld: Am Flüsschen Tollense in Mecklenburg-Vorpommern, wo in der Bronzezeit eine große Schlacht getobt hat, sind neben zahllosen Knochen auch Bronzefragmente gefunden worden. Lange Zeit blieben die Bruchstücke wenig beachtet. Jetzt aber haben Forscher der Universitäten Rom und Göttingen diese und mehr als 2500 Metallobjekte und -fragmente aus mehreren Tausend Hortfunden in Europa untersucht, die der späten Bronzezeit (1350 – 800 v. Chr.) ­entstammen.

Geldsegen aus dem Tollensetal

Dabei stellten die Wissenschaftler fest, dass Äxte, Schwerter und Schmuck genau so zerkleinert wurden, dass die Bruchstücke vorgegebene Gewichte erreichten. Diese Gewichtseinheiten stimmten mit den Einheiten überein, die damals in Europa auch bei den Gewichten für Waagen in Gebrauch waren. Die Forscher schlussfolgern, dass die Bruchstücke als Zahlungsmittel benutzt wurden, sozusagen als Bargeld. Das Zerkleinern der Bronzegegenstände hatte also zum Ziel, Kleingeld daraus zu machen.

Das Tal der Tollense ist das erste bekannte Schlachtfeld Europas. Um 1250 v. Chr. trafen dort 2000 bis 6000 Mann aufeinander, schätzen Archäologen. Eine Gruppe kämpfte mit Bronzewaffen, die anderen mussten sich mit Keulen und Pfeilspitzen aus altmodischem Feuerstein begnügen.