G/GESCHICHTE April 2010

Die Geschichte des Luftkriegs – Flugduell und Bombenhagel

Liebe Leserinnen und Leser!

„Enola Gay“ war auf dem geflügelten Koloss zu lesen, der am 6. August 1945 um 02.25 von Pazifikarchipel der Marianen startete. Am Steuer des viermotorigen Bombers vom Typ B-29 saß Colonel Paul Tibbets, einer der besten Piloten der US-Luftwaffe. Sein Flugziel war Hiroshima, sein Auftrag der Abwurf der Atombombe „Little Boy“. Um 08.15erreichte „Enola Gay“ ihr Ziel und klinkte die Bombe aus. Eine Minute später explodierte „Little Boy“. Die Druckwelle raste über die japanische Stadt und vernichtete alles Leben im Umkreis von einem Kilometer. Als man Tibbets 1975 in einem Interview fragte, ob er wegen dieses Einsatzes Gewissensbisse habe, antwortete er: „Ich schlafe jede Nacht, fest und ruhig.“

Bereits während des Ersten Weltkriegs hatte der uralte Menschheitstraum vom Fliegen für immer seine Unschuld verloren, aber noch ging es primär um militärische Ziele, und der Luftkampf war noch von einer ritterlichen Aura umgeben. Doch kaum schwiegen die Waffen, da entwickelten Strategen schon ihre Konzepte für den nächsten Krieg: Bomber sollten den Tod weit ins feindlichen Hinterland tragen, Infrastruktur und Industrie zerschlagen, die Moral der Zivilbevölkerung brechen und so einen schnellen Sieg herbeiführen.

Die blutige Generalprobe des modernen Luftkriegs fand in Spanien statt, wo Deutsche das Franco-Regime zum Sieg bombten. Doch die Tragödie von Guernica verblasst neben dem millionenfachen Leid des Zweiten Weltkriegs.

Bei aller Kriegsschuld Nazi-Deutschlands bleibt die schwierige Frage, ob der brutale Bomber-Krieg gegen die Städte gerechtfertigt war oder einem Kriegsverbrechen gleichkam. Eine abgeworfene Bombe unterscheidet nicht zwischen Soldaten und Zivilisten. In Rotterdam, Coventry, Dresden und Hiroshima starben Frauen, Kinder und Greise. Doch aus einer Flughöhe von 9000 Metern betrachtet, kann man vielleicht leichter das menschliche Leid verdrängen. Oder wie sonst kommt man wie Paul Tibbets auf die makabre Idee, einen Bomber ausgerechnet nach den Vornamen seiner Mutter zu taufen – „Enola Gay“?

Ihr, Euer

Dr. Klaus Hillingmeier
Chefredakteur G/GESCHICHTE

 

Luftkrieg

Schwerpunkt dieser Ausgabe

Eine neue Dimension des Schreckens
Der Luftkrieg – Eine neue Form der Kriegsführung

Der Krieg lernt fliegen
Die Anfänge der militärischen Luftfahrt

Leben mit geborgter Zeit
Kleine Geeschichte der Jagdflieger

Die Schattenflieger
Der geheime Aufbau eriner neuen deutschen Luftwaffe nach 1918

Mit der Luftwaffe zum schnellen Sieg
„Blitzkrieg“ in Polen 1939

Adlertag
Die Luftschlacht um England

General Directive No. 5
Der Befehl zur systematischen Zerstörung deutscher Städte

Die Hölle von Dresden
Eine Parabel über die Grausamkeit des Krieges

Wunderwaffen
Düsenflugzeuge als letzte deutsche Hoffnung

Bomben im Paradies
Der Weg nach Hiroshima

 

Weitere Themen

Blickpunkt
Schichtwechsel – Ruhr.2010

Serie, Schiffe und Schicksale
Die „Mayflower“

Geschichte im Alltag
Die Kartoffel

Porträt
Mark Twain

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