G/GESCHICHTE November 2013

Der Erste Weltkrieg –
Als die Welt in Flammen aufging

Liebe Leserinnen und Leser!

„Zwei Armeen, die sich bekämpfen, sind eine große Armee, die Selbstmord an sich übt.“ Henri Barbusse, der Verfasser dieser Worte, hatte die Hölle des Ersten Weltkriegs überlebt und in seinem Buch „Das Feuer“ verarbeitet. Nie zuvor war der Krieg in seiner gnadenlosen Härte geschildert worden: „Brustkörbe liegen auf der Erde herum wie alte, zerbrochene Käfige und darauf brüchige Lederstücke, Feldflaschen und platt gedrückte Kochgeschirre.“

Als 1916 „Das Feuer“ erschien, durchzog Europa ein System von Schützengräben, das von der belgischen Nordseeküste bis zu den Schweizer Bergen reichte. Ein Universum aus Schlamm und Stacheldraht, bevölkert von Ratten und anderem Ungeziefer. Zwischen den Gräben das Niemandsland: zerfetzte Bäume, Granatentrichter und verwesende Leichen.

Der Grabenkrieg kannte keine Helden, der Mensch war zum Material verkommen. In Abnutzungsschlachten wurden Hunderttausende von Soldaten verheizt und selbst für minimale Raumgewinne ganze Regimenter geopfert. Maschinengewehre, Flugzeuge, Panzer und Giftgas – das Töten war eine Industrie geworden.

Und wofür wurde eigentlich gekämpft und gestorben? Im Vergleich zum Zweiten Weltkrieg, wo unversöhnliche Ideologien aufeinanderprallten, erscheint der Erste Weltkrieg erschreckend sinnlos. Die Königs- und Kaiserhäuser Europas waren eng miteinander verwandt und abgesehen von Elsass-Lothringen gab es wenige Fragen, die man nicht auch auf dem Weg der Diplomatie hätte lösen können. Nur der Antagonismus zwischen Frankreich und dem Deutschen Kaiserreich war vorgezeichnet, für einen Konflikt mit Großbritannien oder Russland gab es eigentlich keinen vernünftigen Grund. Der Erste Weltkrieg war Selbstmord des alten Europas. Das Habsburgerreich zerfiel in seine nationalen Bestandteile, in Deutschland rief Scheidemann die Republik aus und in Russland tobte der Bürgerkrieg. Aber auch bei den „Siegern“ hatte der Krieg die Welt radikal verändert. Die vier langen Kriegsjahre hatten nicht nur Menschenleben, sondern auch Ideale und Illusionen gekostet. Die „verlorene Generation“ stellte die Frage nach dem Sinn des Tötens. Wie viele seiner Zeitgenossen war auch der Kriegsfreiwillige Barbusse zum Pazifisten geworden. Seine Forderung: „Nach diesem Kriege darf es keinen Krieg mehr geben!“

Ihr, Euer

Dr. Klaus Hillingmeier
Chefredakteur

Schwerpunkt dieser Ausgabe

„Das ist der Dank für das ganze Kopfhinhalten“
Die Feldpostbriefe des Grenadiers Hermann Föller

1914
Fahrplan in die Katastrophe

Alles Patrioten?
Warum die allgemeine Kriegsbegeisterung ein Mythos ist

Wendepunkte
Die Schlachten an der Marne und von Tannenberg

Was für ein Gemetzel
In den Schlachten von Verdun und der Somme sterben Hunderttausende

Im Niemandsland
Leben und Überleben im Schützengraben

„Nebenkriegsschauplätze“
Der Balkankrieg und die Alpenfront

Verloren vor dem ersten Schuss
Gegen die Briten hatte die deutsche Marine keine Chance

An der Heimatfront
Steckrüben und weiße Federn

Katz und Maus am Kilimandscharo
Lettow-Vorbeck gegen das Empire

Demoralisiert
Das Zarenreich ist am Ende

1918
Wie die deutschen Truppen in die Niederlage stürmten

Hypothek des Krieges
Die Welt danach

 

Weitere Themen

Blickpunkt
Mittelalter-Reenactment – Urlaub von der Gegenwart

Serie Die Weltwunder
Cristo Redentor – Der Erlöser von Rio

Geschichte im Alltag
Die Kompaktkassette – 90 Minuten Jugend

Porträt
Loriot – Sein Leben, sein Humor

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