Aufbruch ins Unbekannte –
Die großen Expeditionen
Liebe Leserinnen und Leser!
Safari in Kenia, Rundreise durch Indien oder Kreuzfahrt auf dem Amazonas: Dank „Thomas Cook“ oder „Marco Polo“ hat das Heer der Touristen fast jeden Winkel der Erde erobert. Dabei ist die Ferne zum Fastfood verkommen und die meisten Menschen sind blind für die Wunder der Welt. Im Schatten der Omayyaden-Moschee von Damaskus wird über die defekte Klimaanlage palavert und ein Souvenirshop voller Kitsch ist wichtiger als das weiße Wunder des Tadsch Mahals. Es gab eine Zeit, da war Reisen ein Abenteuer und die Welt voller Rätsel: Gibt es den gigantischen Südkontinent Terra Australis wirklich? Wo hat der göttliche Nil seinen Ursprung? Ist eine Nordwestpassage um die amerikanische Landmasse möglich? Wer diese Fragen beantworten wollte, musste ein außergewöhnlicher Mensch sein. So unterschiedlich die Charaktere von James Cook, Richard F. Burton oder John Franklin auch waren, sie alle bewiesen ungewöhnliche Courage und persönliche Opferbereitschaft, um ihr Ziel zu erreichen.
Übertroffen wurde ihr Wagemut noch von einigen Abenteurerinnen: Die Wienerin Ida Pfeiffer wagte sich alleine unter die Kopfjäger der Insel Borneo und die Holländerin Alexandrine Tinné nahm es mit den Gefahren der Sahara auf – und wurde von einem Tuareg ermordet. Auch die Seefahrer James Cook und John Franklin überlebten ihre Expeditionen nicht – der eine wurde im Paradies von Hawaii erschlagen, der andere starb unter ungeklärten Umständen in der eisigen Hölle der Arktis.
Warum gingen die Männer und Frauen dieses enorme Risiko ein? Waren sie – wie es Burton in der Trostlosigkeit einer afrikanischen Hütte 1863 formulierte – „vom Teufel geritten“? Wenn wir den „Teufel“ aus dem Spiel lassen und stattdessen von „Unrast“ sprechen, hat Burton möglicherweise recht.
Was die meisten Entdecker wirklich suchten, war mehr als eine unbekannte Küste, ein neuer Seeweg oder ein Fluss irgendwo in Afrika. Das wahre Ziel ihrer Reise hatte keine Koordinaten, die man in Längen- und Breitengraden ausdrücken konnte. Sie nahmen Risiken und Strapazen auf sich, weil sie ahnten, dass ausgerechnet in der Fremde ihre wahre Heimat lag. In der Enge Preußens wäre ein Weltgeist wie Alexander von Humboldt vermutlich verkümmert. Erst unter den schneegekrönten Vulkanen Südamerikas konnte sein Seele Freiheit atmen.
Ihr, Euer
Dr. Klaus Hillingmeier
Chefredakteur
Schwerpunkt dieser Ausgabe
Humboldt vermisst die Welt
Die Geschichte von der „zweiten Entdeckung Amerikas“
Homo Explorans
Der Mensch und seine ewige Sehnsucht nach Ferne
James Cook
Pragmatiker im Paradies
Zwei Preußen in der Südsee
Johann Reinhold und Georg Forster
Fatale Begegnung
Entdecker und Entdeckte
Europas Fluch
Kommentar
Skorbut und Pökelfleisch
Wie man auf dem Expeditionsschiff überlebt
Royal Geographical Society
Club der Globetrotter
Richard F. Burton und John Hanning Speke
Auf der Suche nach den Quellen des Nils
Wenn Frauen reisen
Unter Kopfjägern
Verschollen
Die Tragödie der Franklin-Expedition
Typologie der Entdecker
Von Besserwissern und Medienstars
Im Interview
Arved Fuchs
Weitere Themen
Blickpunkt
Der Koreakrieg – Weltenbrand im Land der Morgenstille
Serie – Die Weltwunder
Die Zeusstatue des Phidias
Geschichte im Alltag
Grillen
Porträt
Theodor Storm – Ein Friese durch und durch