G/GESCHICHTE Juni 2013

Persien – Vom Märchenreich zum Gottesstaat

Liebe Leserinnen und Leser!

Rogue State – Schurkenstaat. Mit diesem Urteil der Bush-Ära wurde der Iran zu einem Teil der „Achse des Bösen“ erklärt. Und bis heute scheinen die Nachrichten dieses Verdikt zu bestätigen: Die rigorose Mullah-Herrschaft, das Atomprogramm und die geschickten Provokationen des Präsidenten Mahmud Ahmadinedschad: Da wird das Existenzrecht Israels geleugnet oder Hugo Chávez als auserwählte Lichtgestalt an die Seite Jesu gestellt. Wer die Nachfolge des Provokateurs Ahmadinedschad antreten wird? Die nächste Präsidentschaftswahl am 14. Juni 2013 wird es zeigen.

Bei aller berechtigten Kritik am Iran sollte man sich jedoch auch immer daran erinnern, wie viel Unrecht das Land durch den Westen in seiner jüngeren Geschichte erlitten hat. Mehrfach wurde Persien von Briten und Russen okkupiert, und jahrzehntelang flossen die Erträge aus dem Öl in britische Kassen, während der Iran mit einem besseren Taschengeld abgefunden wurde. Und als die USA sich als neue Ordnungsmacht im Nahen Osten „empfahlen“, geschah dies mit der geschickt inszenierten Entmachtung Mossadeghs durch die CIA

Diese Demütigungen stehen im scharfen Kontrast zur selbstbewussten Geschichte Persiens. Als die islamischen Heere im 7. Jahrhundert die Sassaniden besiegten, eroberten sie eine spätantike Hochkultur, die sich mit Byzanz messen konnte. Ob Mathematik, Medizin oder Astronomie: Die arabische Wissenschaft der folgenden Jahrhunderte ruhte auf persischen Fundamenten.

Im Mongolensturm ging das arabische Großreich der Abbasiden unter, Persiens Kultur aber zähmte die Steppenreiter. Unter den Safawiden erlebte das Land im 17. Jahrhundert seine Renaissance. Isfahan leuchtete! Ein weiteres Indiz für die kulturelle Kraft des Landes ist der Siegeszug der persischen Sprache, die sich von Anatolien bis Indien als angesehene Literatursprache etablierte. Zu verdanken war dies Dichterfürsten wie Hafiz, Saadi, Nizami oder Omar Khayyam, deren unsterbliche Dichtung Persiens Geschenk an die Menschheit ist. Die Verse singen von der Liebe, dem Wein und dem Tanz. Ein mystischer Traum von einer Welt, in der Gotterkenntnis und Lebensfreude kein Widerspruch sein müssen – und damit ein berauschender Gegenentwurf zum engstirnigen Regime der Ayatollahs.

Ihr, Euer

Dr. Klaus Hillingmeier
Chefredakteur

Cover Persische Miniatur

Schwerpunkt dieser Ausgabe

Khomeinis Rückkehr
„Ich werde die neue Regierung bestimmen“

Halbmond über Persien
Der Untergang des Sassanidenreiches

Die Schiiten
Wer wird Mohammeds Erbe?

Im Rosengarten
Die Poesie Persiens

Der Mahdi
Wie Schah Ismail die Safawiden-Dynastie begründete

Isfahan
Moscheen, Paläste, Zaubergärten

Fette Beute
Iran zwischen Großbritannien und Russland

Operation „Ajax“
Wie die CIA Premierminister Mossadegh „entsorgte“

Schah Reza Pahlavi
Playboy, Reformer, Diktator

Soraya
„Prinzessin Schwermut“

Der alte Mann und die Macht
Die  Jahre des Khomeini-Regimes

Giftgas und Schützengräben
Der vergessene Krieg zwischen Irak und Iran

Gottesstaat am Scheideweg
Iran heute

 

Weitere Themen

Blickpunkt
1888 – Ein Jahr, drei Kaiser

Serie – Die Weltwunder
Das Empire State Building

Geschichte im Alltag
Die Vespa

Porträt
Johannes XXIII. – Der Papst der Herzen

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