Die Wikinger – Krieger, Künstler und Entdecker
Liebe Leserinnen und Leser!
„Axtzeit, Schwertzeit, gespaltene Schilde, Windzeit, Wolfszeit, bis die Welt zu Grunde geht, kein Mann wird den anderen verschonen.“ So schildert die „Weissagung der Seherin“ Ragnarök die letzten Tage der Götter. Für die Menschen des Abendlandes brach die Wolfszeit am 8. Juni 793 an, als Wikinger das Kloster von Lindisfarne brandschatzten und dabei mit den Mönchen ihr blutiges Spiel trieben. Das „Wüten der Heiden“ traf in den nächsten Jahrzehnten unzählige Städte zwischen Xanten und Sevilla – Widerstand schien zwecklos.
Für die christlichen Chronisten des Mittelalters war Nordmann ein Synonym für Seeräuber. Für die Anhänger von Thor und Odin hingegen lag in diesen Fahrten Ehre, denn das Ansehen eines Mannes wuchs mit seinen Abenteuern; und Ruhm zählte viel in einer Welt, die Menschen eher nach ihren Taten als nach ihrem Stand beurteilte. Für einen Mann, der zu Hause blieb, hatte man oft nur Verachtung. Das altnordische Adjektiv für häuslich, heimskr, hat daher auch eine zweite Bedeutung: dumm.
Als Schiffsbauer und Seefahrer leisteten die Wikinger Erstaunliches. Ihre schnellen Drachenboote hatten kaum Tiefgang und ermöglichten das Vordringen auf den Flüssen Europas. Für die raue See im Nordatlantik bauten sie robustere Schiffe, mit denen sie Grönland und den Seeweg nach Amerika entdeckten. Die Forschung belegt, dass in der Epoche der Wikinger ein besonders warmes Klima vorherrschte, das die Kolonisation Islands und Grönlands begünstigte.
Das „Projekt Amerika“ scheiterte genauso wie die dauerhafte Unterwerfung Englands. 1066 unternahm Norwegens König Harald Hardrada einen letzen Versuch, die Insel zu unterwerfen, und zahlte dafür mit seinem Leben. Das Jahr markiert das Ende der Wikingerepoche. Was aber ist ihr Vermächtnis? Nur eine wunderbare literarische Tradition und abgewetzte Klischees von sauf- und rauflustigen Helden in Hörnerhelmen? Natürlich nicht. Die Mentalität der Bevölkerung Skandinaviens ist immer noch geprägt von ihren Vorfahren: Die Emanzipation der Frauen, die Freiheitsliebe der Menschen und ihre demokratische Gesinnung wurzeln in der Wikingerzeit. Wie heißt es doch in einer ihrer Sagas: „Wir haben keine Herren, wir sind alle gleich!“
Ihr, Euer
Dr. Klaus Hillingmeier
Chefredakteur G/GESCHICHTE
Schwerpunkt dieser Ausgabe
Harald Hardrada
Die Schlacht an der Stamford Bridge
Aufbruch
Wie alles begann
„Und schütze uns vor dem Zorn der Nordmänner“
Die Plünderungsfahrten bis nach Sevilla und Paris
Könige im Nebel
Die Geburt der nordischen Reiche
Kurs auf Vinland
Wie die Wikinger Amerika entdeckten
Im Land der Rus
Die Waräger erobern den Osten
„Sie hausten behaglich“
Leben in der Wikinger-Siedlung
Haithabu
Die Wikinger heute erleben
Kurs auf Island
Die Saga von Eis und Feuer
Ragnarök, Yggdrasill und Walküren
Warten auf den Untergang
Tausche Hammer gegen Kreuz
Christianisierung hoch im Norden
Wickie, Häger und Hörnerhelme
Was von den Wikingern übrig blieb
Weitere Themen
Blickpunkt
Dachau und die Geschichte der Konzentrationslager
Serie ‒ Rätsel der Deutschen Geschichte
Der Tod Gustavs II. Adolf – Mord auf dem Feld von Lützen?
Geschichte im Alltag
Der Gugelhupf – Mehlspeise mit Kultur
Porträt
Joseph von Eichendorff – Taugenichts und Romantiker