G/GESCHICHTE Februar 2018

Die Mythen des Nordens

Liebe Leserin, lieber Leser,

„Thor: Tag der Entscheidung“ und die siebte Staffel von „Game of Thrones“ haben vergangenes Jahr ein Millionenpublikum angelockt. Der Kinofilm und die Fernsehserie sind nur die jüngsten Erfolgsproduktionen, die auf den Mythen der Germanen und Kelten aufbauen. Tolkiens „Hobbit“ und „Herr der Ringe“, „Harry Potter“ sowie die 2016 verfilmte Computerspielreihe „Warcraft“ bilden weitere Beispiele für alten Sagenstoff in neuem Gewand.

Woher stammt die moderne Sehnsucht nach den Mythen des Nordens? Wieso erstehen diese wieder auf in höchst profitablen Fantasywelten voller Zwerge, Elben und Drachen? Darauf gibt es eine einfache und eine tiefergehende Antwort, schreibt die Literaturwissenschaftlerin Katharina Maier in einem klugen Beitrag ab Seite 16, den ich Ihnen besonders empfehlen möchte.

Noch fremdartiger als die Glaubenswelt unserer keltischen und germanischen Vorfahren erscheint diejenige im ganz hohen Norden. Was es mit dem monströsen Mischwesen „Tupilak“ auf sich hat, das Schamanen in Grönland zum Leben erwecken wollten, beschreibt die Ethnologin Christine Zackel ab Seite 22. Inzwischen tritt diese bizarre Kreatur ebenfalls in neuem Gewand auf: Aus dem Tod- und Unglücksbringer wurde ein beliebtes Souvenir für Touristen. Auch die Grönländer verstehen es, ihre Mythen lukrativ zu vermarkten.

Ihr

Christian Pantle
Chefredakteur

Themen dieser Ausgabe

Alte Helden in neuem Gewand
Warum „Der Herr der Ringe“, „Harry Potter“ und „Game of Thrones“ so beliebt sind

Am Rand der Welt
Grönlands mythische Wesen

Finnlands Nationalepos
Elias Lönnrot sammelt alte Sagen – und erfindet ein paar frei dazu

Ymir und Yggdrasil
Geboren aus Feuer und Eis: Wie die Germanen sich den Anfang der Welt erklärten

Von Asen und Wanen
Odin, Loki, Thor: Kleines Who-is-who der Götter

Krieger ohne Paradies
Warum die Germanen wohl nicht an Walhall glaubten

Homer des Nordens
Snorri Sturluson und die Edda

Islands Elfenbeauftragte
Wie ein kreativer Journalist die Tourismusbranche beflügelte

Ur-Epos Beowulf
Das älteste aller germanischen Heldenlieder und sein Nachleben

Der Aufreger des Mittelalters
Das Nibelungenlied – ein Epos ohne wahre Helden?

Himmlers Ur-Arier
Wie die Nazis den Ruf der Germanen ruinierten

Mit Misteln und Menschenknochen
Schaurige Praktiken: Druiden würden heutige Esoteriker wohl nur müde belächeln

König der Könige
Die Suche nach dem echten Artus

Streit um einen Superstier
Was irische Sagen über den Glauben der Inselkelten verraten

Reiz des Heidentums
Von Kraftorten und Steinkreisen

„Die Kelten sind ein bisschen Ersatz-Germanen“
Der Tübinger Religionswissenschaftler Bernhard Maier erklärt, warum die Kelten Esoteriker magisch anziehen

Weitere Themen

Blickpunkt
USA gegen Mexiko – Krieg um Texas

Serie: „Tiere schreiben Geschichte“
Die Katze – Das nutzlose Haustier?

Geschichte im Alltag
Der Globus – Von sagenhaften Landmassen und fehlenden Kontinenten

Porträt
Thomas More – Der Vater der Utopie