G/GESCHICHTE Dezember 2019
Die Benediktiner –
Ora et Labora
Prim: Mittelalterliche Morgenröte. 476 war das Weströmische Reich gefallen und barbarisches Chaos schien nun zu herrschen. Hoffnung auf Ordnung und Frieden kam mit den Benediktinern. Ihre Klöster glichen Inseln einer besseren Welt. Geleitet von der Regel des heiligen Benedikts wurde hier nicht nur gebetet und gearbeitet, sondern auch Wissen der Antike weitergegeben und mit christlichen Werten wie Mitleid und Nächstenliebe neu beseelt: Die Mönche legten so das Fundament unseres christlichen Abendlandes.
Sext: Barocke Sonne im Zenit. Bereits in den Tagen der Ottonen waren Klöster ein Pfeiler der kaiserlichen Macht. Im 17. und 18. Jahrhundert mauserten sich die Reichsabteien zu kleinen Königreichen und statt eines schlichten Habits legten ihre Äbte die Gewänder von Fürsten an. Macht und Reichtum kristallisierten sich in barocker Schönheit: Kempten, Weltenburg, Ettal. In ihrer Pracht konkurrierten die Bibliotheken mit den Inszenierungen der Kirchen. Aber die Fürstäbte investierten auch in Armenfürsorge, Hospize und Schulen.
Vesper: Abenddämmerung in der Moderne. Im Ideensturm der Französischen Revolution brach das Heilige Römische Reich wie ein Kartenhaus zusammen. 1803 wurde der Kirchen-und Klosterbesitz von den weltlichen Fürsten „einkassiert“ oder vornehmer ausgedrückt: säkularisiert. Das letzte Kapitel der weltlichen Geschichte der Benediktiner war beendet. Doch ihre spirituelle Botschaft ist in unseren Tagen voller hektischem Egoismus wichtiger denn je: Menschlichkeit, maßvolles und geregeltes Leben sowie innere Ruhe und Gelassenheit.
Ihr, Euer
Dr. Klaus Hillingmeier
Chefredakteur
Themen dieser Ausgabe
Benedikt von Nursia
Ein Mönch steigt aus, um das spirituelle Leben neu zu erfinden
Gregor der Große
Papst und Benedikt-Biograf
Antike Vorbilder der Weltflucht
Wüstenväter, buddhistische Ideen und griechische Denker
Leben nach der Ordensregel
Im Kloster Monte Cassino ist der Alltag bis ins Detail vorgegeben
In der Schreibstube
Wie die Mönche das Wissen der Antike ins Mittelalter übertragen
Die Pflege der Kranken
Benediktiner gründen Hospitäler und wenden blutige Therapien an
Interview mit Abt Johannes Eckert
Bier aus Andechs: Wenn Mönche ein Weltunternehmen leiten
Das Reich von Cluny
Die größte Kirche ihrer Zeit
Hildegard von Bingen
Warum die Nonne bis heute fasziniert
Mehr Askese!
Radikale Brüder spalten sich ab und gründen die Zisterzienser
Fürsten in der Kutte
Als Klöster zu Reichsabteien und Äbte zu Politikern werden
Eine glänzende Epoche
Barock-Klöster sind Zentren für Bildung, Handel und Wirtschaft
Sturm auf Kirchenschätze
Die Säkularisation und ihre verheerenden Folgen
Abtei im Höllenfeuer
Die Zerstörung Monte Cassinos und der lange Wiederaufbau
Erfahrungsbericht: Einst Soldat, heute Mönch
Der Weg vom Afghanistan-Einsatz bis ins Kloster Beuron
Weitere Themen
Blickpunkt: Ardennenoffensive
Hitlers letzter Blitzkrieg
Serie: Traumstraßen der Welt
Der Khyber-Pass
Geschichte im Alltag
Tempo – Ein Taschentuch zum Wegwerfen
Porträt
Florence Baker – Von der Sklavin zur Forscherin
Reihe: Welterbe
Dubrovnik – Bühne für „Game of Thrones“