« zurück

Einwohner kamen von überall

Erstmals kann mittels Genanalyse die Geschichte eines Vesuv-Opfers rekonstruiert werden, Krankheit inklusive.

von Michael Feldhoff

So wurden die beiden Toten gefunden. Sie konnten nicht einmal aufstehen, da hatte die Glutwolke des Vesuvs sie schon verbrannt. | Foto: Notizie degli Scavi di Antichità, 1934, p. 286, fig. 10.

Vor dem Ausbruch des Vesuvs im Jahr 79 n. Chr. war Pompeji eine blühende Stadt mit rund 20 000 Einwohnern, in der nicht nur Einheimische lebten, sondern viele Bewohner Vorfahren aus anderen Gegenden hatten. Das belegen nun Wissenschaftler der Universität Rom, die erstmals aus den Überresten eines der Opfer das Erbgut entschlüsselt haben.

Es handelt sich um einen 35- bis 40-jährigen Mann, der von der Insel Sardinien stammt. Seine DNA weist Ähnlichkeiten mit Italienern der Gegenwart und der römischen Kaiserzeit auf, wie ein Vergleich mit 1030 antiken und 471 modernen Genomen zeigt. Die Analyse deutet zudem auf einen Genfluss aus Kleinasien hin: auf steinzeitliche Vorfahren aus Anatolien und dem Iran.

Seuchen auf engem Raum

Fresko eines Paares aus Pompeji. | Bild: Wikimedia/Jebulon

Die Forscher untersuchten auch ein zweites Skelett, das einer über 50-jährigen Frau. Bei ihr war zu wenig DNA erhalten für verwertbare Resultate. Beide Opfer stammen aus der 1914 bis 1933 ausgegrabenen „Casa del Fabbro“ („Haus des Schmieds“), die eher zu den bescheidenen Unterkünften zählte. Aufgrund der zunehmenden Bevölkerungsdichte in Pompeji lebten die Menschen Wand an Wand. Der feuchte Untergrund beschleunigte den Ausbruch von Seuchenkrankheiten. So fanden die Forscher bei der Analyse DNA-Sequenzen des Tuberkulose-Erregers, an dem der Mann offenbar litt.