G/GESCHICHTE April 2021

Die Kelten

Liebe Leserin, lieber Leser,

gleich mehrere Zyklen von Blüte und Untergang hat die keltische Kultur durchlaufen. Die erste Hochphase begann im 7. Jahrhundert v. Chr.: Als Rom noch ein Nest war, errichteten die Kelten hierzulande schon Städte – und gaben sie alle nach 200 Jahren wieder auf. Wie es zu diesem ersten Zivilisationskollaps in Mitteleuropa kam, bleibt aller Forschung zum Trotz bis heute ein Rätsel.

Viele Kulturen haben sich von solch einem Zusammenbruch nie wieder erholt. Doch die ­Kelten schwangen sich im 2. Jahrhundert v. Chr. zu neuen Höhen auf, bauten hier erneut Städte, eindrucksvoller und größer als je zuvor. Doch wieder ging ihre Zivilisation bald unter: als Julius Cäsar Gallien eroberte, das damalige Kernland der Kelten.

Jenseits des Ärmelkanals, auf den Britischen Inseln, erlebte das Keltentum schließlich noch eine dritte Blüte. Auch die ging zugrunde, durch eine dramatisch gescheiterte Einwanderungspolitik: Die Britannier holten sich germanische Krieger, die Angeln und Sachsen, als Gastarbeiter ins Land – und diese verdrängten gewalttätig die keltisch-römische Kultur.

„Die Kelten sind die Verlierer der Weltgeschichte“, resümiert der Wiener Keltologe Helmut Birkhan. „Das macht sie so sympathisch.“ Während den erfolgreicheren Germanen heute ein düsteres Image anhaftet, gelten die Kelten entweder als fröhliche Gesellen à la Asterix oder als weise Vorbilder für Druiden-Fans und Esoterik-Anhänger. Vielleicht ist es ja so: Der Sieger schreibt die Geschichte, der Verlierer wird Meister der Herzen.

Ihr

Dr. Christian Pantle
Chefredakteur

Themen dieser Ausgabe

Vercingetorix gibt auf
Mit der Schlacht von Alesia ist das Ende der Kelten besiegelt

Mythen und Mundgeruch
Keltische Kuriositäten und die Sache mit dem Himmel

Metropole Heuneburg
Im 7. Jahrhundert v. Chr. gründen die Kelten bereits erste Städte

Eine Zivilisation kollabiert
Nach 200 Jahren bricht alles zusammen. Aber warum?

Ein Sturm fegt über Rom
Hilfe, die Kelten kommen! Ein Barbarentrauma mit Folgen

Schauriges Heiligtum
Die 100 kopflosen Krieger von Ribemont-sur-Ancre

Schlacht um Italien
Wer beherrscht das Land – ­Kelten oder Römer?

Schädelstädte
Straßen, Bergbau, Fernhandel – und überall Totenköpfe

Grausame Gelehrte: Druiden
Sie glauben an Reinkarnation und opfern zahllose Menschen

Die letzten Refugien
Im westlichsten Britannien überlebt ein Rest keltischer Kultur

Boudiccas Kampf
Die britannische Königin erhebt sich gegen Rom

Irland: Mythos und Realität
Epen, Kreuze und Musik: Was ist wirklich keltisch an den Iren?

 

Weitere Themen

Blickpunkt: Thailands Monarchen
Wie Rama X. den ­alten fernöstlichen Despotismus auf skurrile Weise wiederbelebt

Serie: Spione
„Cambridge Five“ – Moskaus beste Agenten gehörten zur britischen Oberschicht

Geschichte im Alltag
Der Kompass – Helfer auf See

Porträt
Gertrude Bell – Spionin und Mutter des Irak