G/GESCHICHTE März 2021

Die Osmanen

Tulpen, Tod und Toleranz

Karten von Imperien werden mit Blut gezeichnet – egal ob Römer, Spanier, Briten oder Osmanen. Das türkische Heer bricht die Mauern von Konstantinopel, überrollt Länder und Königreiche vom Balkan bis Mesopotamien. Die militärische Macht der Sultane ruht auf drei ehernen Säulen: Sipahi, die Kavallerie, Topçu, die Artillerie und die Infanterie, die Janitscharen. Diese Elite ist die Ernte der „Knabenlese“, bei der junge Söhne christlicher Untertanen zwangsrekrutiert werden, um als fanatische Kriegssklaven für den Sultan zu kämpfen und zu sterben.

Doch das Reich des Sultans zeigt auch ein humanes Antlitz: Christen und Juden genießen weitgehend religiöse Toleranz, und für Jahrhunderte ist Istanbul die Heimat von Griechen, Armeniern, sephardischen Juden aus Spanien sowie „Franken“ aus dem Westen. Die Stadt am Bosporus gleicht im 17. Jahrhundert einem Tulpengarten der Schönheit: Die Minarette sind wie die Finger Gottes, die Paläste lehren das Staunen, und Basare sind wahre Schatzkammern.

Mit der Niederlage vor den Mauern Wiens 1683 beginnt das lange Sterben des Imperiums. Statt Effizienz herrscht Misswirtschaft, und immer mehr wird das Reich zum Spielball der Großmächte, bis es im Feuer des Ersten Weltkrieges verglüht. Was bleibt, sind der politische Machtanspruch Erdoğans als selbst ernannter Erbe der Sultane und die poetische Melancholie des Dichters Orhan Pamuk, wenn er den Zauber der osmanischen Vergangenheit beschwört.

Ihr, Euer

Dr. Klaus Hillingmeier
Chefredakteur

Themen dieser Ausgabe

Vor den Toren Wiens
1683 belagern die Türken das Machtzentrum der Habsburger

Söhne der Steppe
Wie das kleine Reitervolk zur Großmacht aufsteigt

Am Abgrund
Eine gewaltige Niederlage ­bedroht die Existenz des Reiches

Kampf um Konstantinopel
Der Sieg der Osmanen 1453 ­besiegelt das Ende von Byzanz

Süleyman der Prächtige
Herrscher, Feldherr, Reformer

Die Armee des Sultans
Neue Elitekämpfer und ­eine Wunderwaffe

Harem und Machtspiele
Das Leben am prächtigen Hof des Topkapi-Palastes

Auf der Suche nach Gott
Wie Islam und Koran das Reich prägen

Das verlorene Istanbul
Reiseberichte zeugen von der Blütezeit der Stadt

Setzt die Segel!
Die Griechen kämpfen 1827 bei Navarino für ihre Freiheit, die Osmanen um ihre Macht

Revolution auf Türkisch
Der Sultan stürzt über die ­Ideale der Modernisten

Der Halbmond geht unter
Eine gescheiterte Mission im ­Ersten Weltkrieg läutet den ­Verfall des Imperiums ein

Das Ende des Kalifats
Tschüss Sultan, hallo Republik: 1923 entsteht die moderne Türkei 

 

Weitere Themen

Blickpunkt: Kicken in Zeiten des Krieges
Wie Trainer Sepp Herberger National­spielern das Leben ­rettete

Serie: Spione
Klaus Fuchs – Vom Sowjet-Agenten zum ­gefeierten Forscher in der DDR

Geschichte im Alltag
Der Spazierstock – Mehr als nur ein Accessoire für Gentlemen

Porträt
Livia Drusilla – Roms erste Kaiserin