G/GESCHICHTE Juni 2022

Roms Aufstieg –
Vom Dorf zur Supermacht

Warum gerade diese Stadt? Es ist wie mit Bestsellern. Im Rückblick lässt sich immer erklären, warum dieses Buch so erfolgreich war und jenes nicht. Meist spielen viele Faktoren hinein. Und wenn’s mal läuft, dann läuft es. Dann entsteht eine Eigendynamik. Ganz ähnlich verhält es sich mit dem Aufstieg Roms. Warum diese Stadt? Das fragten wir uns bei der Arbeit an diesem Heft öfter. Schließlich hätte es andere Kandidaten gegeben.

Als Gemeinschaft von Ausgestoßenen beschreiben die Römer rückblickend ihren Urzustand. Da ist interessant, wie schnell diese vermeintlichen Outlaws dazu übergingen, Bündnisse zu schmieden. Wie sie aus Bündnispartnern Vasallen machten. Dass andere Stämme ebenfalls nach der Macht griffen, war nur praktisch. So gab es stetig Druck von außen, der Verteidigung erforderte. Das stabilisierte im Inneren, wo die Patrizier ihre Pfründe wahren mussten.

Kommt Ihnen das bekannt vor? Nicht ohne Grund fällt im Interview mit dem Althistoriker Martin Jehne (im Heft ab Seite 62) der Name Putin. Doch was für Rom in gebleichtem Marmor weit weg erscheint, das rückt uns in den zerbombten Städten der Ukraine unmittelbar nah. Die Nachrichten von heute erinnern uns daran, dass auch das, was wir aus historischem Abstand ganz in Ruhe betrachten können, einst menschliche Schicksale gewesen sind.

Ihre

Dr. Christiane Schlüter
Redakteurin

Themen dieser Ausgabe

Die Söhne der Wölfin
Was der Mythos von Romulus und Remus über den Aufstieg der Stadt am Tiber verrät

Wirtschaftswunder
Im 7. Jahrhundert v. Chr. wachsen die Siedlungen zusammen. Doch ganz in der Nähe lauert der Feind

Etruskisches Erbe
Gladiatorenkämpfe, Rundbogen, Toga – typisch Rom? Von wegen!

Rom wird Republik
Der König als Persona non grata

Lästige Nachbarn
Rom will die Führung unter den Latinerstädten. Das gibt Krieg

Der Erzfeind Veji
Kampf gegen die etruskische Stadt

Plebejer vs. Patrizier
Die einen wollen mehr Rechte, die anderen ihre Macht bewahren

Die Kelten kommen
Gänse schreien, Greise sterben. Der Einfall 387 v. Chr. ist ein Fanal

Auch die Götter müssen liefern
Religion als Tauschgeschäft und wer aus Eingeweiden lesen darf

Vater und Patron
Der Mann im Haus ist Herr über Leben und Tod in der Familie

Unter dem Joch
Eine List der Samniten bringt Rom 321 v. Chr. in Not. Aber Rache folgt

Die Armee der Republik
Eine tödliche Innovation schafft die Basis für das spätere Weltreich

Die Großmacht erwacht
König Pyrrhos fällt in Süditalien ein – und siegt sich zu Tode

Kontrolle ist alles
Wie Rom seine Herrschaft sichert

„Der Krieg wurde zur Haltung“
Althistoriker Martin Jehne über den erstaunlichen Aufstieg Roms

Weitere Themen

Blickpunkt: Kon-Tiki – Floßfahrt ins Abenteuer
Woher kamen die Vorfahren der Polynesier? Die riskante Expedition Thor Heyerdahls vor 75 Jahren und was neue Gen-Analysen zeigen

Serie: Dynastien des Geldes
Familie Quandt – mehr als BMW

Geschichte im Alltag
Schrebergärten – vom kleinen Glück im Grünen

Porträt
Evita Perón – geliebt und verhasst