« zurück
Medizingeschichte

1500 Jahre alte Fußprothese

Bei Ausgrabungen im österreichischen Kärnten wurde ein 1500 Jahre altes männliches Skelett mit hölzerner Fußprothese entdeckt. Doch ohne Krücke kam der Mann wohl nicht aus.

An athlete with a prosthetic leg in mid-air, training for the paralympics.

Neueste Technologie und leichte Materialien ermöglichen Protesenträgern heute eine hohe Lebensqualität und sogar Sport – im frühen Mittelalter war die Technik nocht nicht ganz so ausgereift. | © istockphoto.com/de/portfolio/MichaelSvoboda

Während Ausgrabungen einer Kirche aus dem 5. und 6. Jahrhundert in Hemmaberg, Kärnten, stießen Forscher des Österreichischen Archäologischen Instituts (ÖAI) auf das 1500 Jahre alte Skelett eines Mannes. Das war bereits 2013. Nun wird aber erst die wissenschaftliche Bedeutung des Fundes bekannt: Dem Leichnam fehlte der komplette linke Fuß – an dessen Stelle fand sich ein hölzerner Ersatzfuß, der mit einem metallenen Ring auf Höhe des fehlenden Knöchels am Bein befestigt war.

Zwar ersetzten die Ägypter schon vor rund 3000 Jahren fehlende Extremitäten, wie etwa Zehen, durch künstliche Gliedmaßen. Doch  „in Europa ist es die bisher älteste Prothese“, erklärt die Direktorin des ÖAI Sabine Ladtstätter im Gespräch mit der Austria Presse Agentur die Tragweite der Entdeckung. Die sterblichen Überreste verraten viel über den damaligen Stand der medizinischen Versorgung auf dem Kontinent.

Trotz guter ärztlicher Versorgung nicht besonders gut zu Fuß

Nicht nur, dass der Mann die Amputation seines Fußes überlebte – Analysen des Leichnams zeigen, dass die Verletzung sogar wieder verheilt war. Dies deute daraufhin, „dass die medizinische Versorgung gut war und man sich auch die Mühe der Behandlung gemacht hat.“, so Sabine Ladstätter. Gut zu Fuß war der Protesenträger nach diesem Eingriff wohl allerdings nicht mehr: Knochenschwund am linken Unterschenkel deutet laut den Forschern darauf hin, dass das Bein nicht mehr sehr belastbar war. Arthrose an Knie und Schulter lasse außerdem darauf schließen, dass der Mann zusätzlich auf eine Krücke angewiesen war.

Wie der Mann sein Bein verlor – durch einen Unfall oder gezielte Amputation – bleibt jedoch unklar. Es lassen sich aber Rückschlüsse auf sein Leben ziehen: Die aufwendige Behandlung „belegt den sozialen Status der Person, der die Möglichkeit hatte, sich verarzten und so gut pflegen zu lassen, dass er weiterleben konnte.“ erklärt Sabine Ladstätter. Deshalb und wegen der prominenten Grabstätte direkt neben einer Kirche gehen sie und ihre Kollegen davon aus, dass der etwa 35 bis 50 Jahre alte Mann zu einer Elite gehörte. Laut einem Bericht des Smithonian Magazine wurden in dem Grab außerdem eine Brosche und ein Dolch entdeckt, die nahelegen, dass es sich bei dem Mann um einen Franken handelt.

Katharina Behmer

Zuletzt geändert: 20.01.2016