London war im Mittelalter ein Hotspot der Gewalt – vor allem sonntags. Gefährdet waren insbesondere junge Männer aus den unteren sozialen Schichten. Das legt eine neue Studie nahe.
Lange vor Jack the Ripper war London eine gefährliche Stadt. Wer von der Gewalt betroffen war, hing vor allem vom Geschlecht und dem sozialen Status ab. Das zeigt eine Studie der Archäologin Kathryn Krakowka von der Universität Oxford. Sie hat 399 Schädelknochen untersucht, die aus dem 11. bis 16. Jahrhundert stammen.
Bestattung abhängig vom sozialen Status
Krakowka analysierte Funde von sechs Londoner Begräbnisstätten. Die letzte Ruhe auf einem klösterlichen Friedhof galt als besonders prestigeträchtig, weshalb Bürger dafür tief in die Tasche greifen mussten. Arme Verstorbene wurden jedoch in der Regel auf Gemeindefriedhöfen beigesetzt, da dort außer für den Totengräber keine Kosten anfielen. Der Bestattungsort lässt also Rückschlüsse auf den sozialen Status eines Toten zu.
Bei den jungen männlichen Verstorbenen, die auf einem Gemeindefriedhof beerdigt wurden, war der Anteil der nachweisbaren Verletzungen im Vergleich deutlich erhöht. Krakowka glaubt, dass die Angehörigen der Unterschicht das Recht häufig in die eigene Hand nehmen mussten, was zu Gewalt auf den Straßen und in den Tavernen geführt habe. Begüterten Menschen hätten andere rechtliche Möglichkeiten offen gestanden, etwa der Gang zum Anwalt.
Sonntags in die Kneipe
Nicht selten dürfte dabei Alkohol im Spiel gewesen sein. Die Akten der Leichenbeschauer belegen gerade für Sonntage eine erhöhte Zahl von gewaltsamen Todesfällen. An diesem Wochentag waren die Wirtshäuser der Stadt besonders gut besucht.
Zuletzt geändert: 30.8.2018