Forscher entdecken in Nürnberg ein Massengrab aus dem Dreißigjährigen Krieg. Die Pest ist immer noch nicht ganz ausgerottet.
von Michael Feldhoff
Eigentlich eine Routinesache: Auf einer Baustelle in Nürnberg untersuchen Archäologen den Untergrund. Hier soll ein Seniorenheim entstehen, und man will vorher noch einen im Boden vermuteten Grenzwall aus dem Dreißigjährigen Krieg ausgraben sowie die Überbleibsel eines ehemaligen Kinderheimes aus dem 19. Jahrhundert. Reste von Festung und Kinderheim werden gefunden, aber auch ein gewaltiges Massengrab mit Pestleichen aus dem 17. Jahrhundert, womöglich der größte Pestfriedhof Europas.
Massengrab wohl aus der Pestwelle 1632 bis 1634
Die Forscher stehen bis zu den Knien zwischen den Überresten von mehr als tausend Männern, Frauen und Kindern. Die Toten sind zum Teil in acht Schichten übereinander gelagert. Zwei Münzen aus den Jahren 1619 und 1621, die ebenfalls entdeckt werden, lassen darauf schließen, dass das Massengrab aus der Pestwelle 1632 bis 1634 stammt. Um die 16 000 Nürnberger sind damals dem Schwarzen Tod zum Opfer gefallen, also mehr als ein Drittel der Einwohner der Stadt.
Eine Frau infiziert sich 1995 beim Rasenmähen
Erst seit kurz nach dem Zweiten Weltkrieg gilt die Pest in Europa als ausgerottet. Letzter bekannter Fall ist die süditalienische Stadt Tarent, wo im Herbst 1945 von 30 erkrankten Menschen 15 sterben. Das trifft aber nicht auf andere Kontinente zu. Die Pest tritt heute noch in kleinen Endemiegebieten in Afrika, Asien und sogar Amerika auf. So infiziert sich 1995 in Kalifornien eine Frau, als sie beim Rasenmähen ein Grauhörnchen verletzt, das die Pest in sich trägt – wovon die Frau nicht wusste. Besonders viele Fälle verzeichnet Madagaskar. Wegen mangelnder Hygiene und Medizin ist es ein Eldorado für Nagetiere als Träger der Lungenpest. Eine sofortige Behandlung des Patienten ist erforderlich, ansonsten kann der Tod innerhalb von 48 Stunden eintreten.