Die Ritter zogen auf Pferden in die Schlacht, die nicht größer waren als heutige Ponys. Das zeigen Analysen von Knochen in England.
von Michael Feldhoff
Kaum ein Tag, an dem Historiker nicht einen Mythos zerstören. So mag uns das Kino zwar weismachen, dass Ritter im Mittelalter auf hochgewachsenen Pferden über die Schlachtfelder donnerten, doch englische Archäologen wissen es besser. Sie haben in einer umfangreichen Studie nachgewiesen, dass die Größe eines damaligen Schlachtrosses in etwa der eines elfjährigen Kindes von heute entspricht.
Die Forscher haben Pferdeknochen von 171 archäologischen Stätten aus der Zeit zwischen 300 und 1650 n. Chr. analysiert. Es zeigte sich, dass die Widerristhöhe (Schulterhöhe) der Pferde oft weniger als 1,40 Meter betrug. Eine Ausnahme bildete ein normannisches Pferd, das um die 1,52 Meter maß, was heute einem kleinen Reitpferd entspricht.
Wichtiger als die Größe
Bei der Zucht der Kriegspferde ging es offenbar nicht um Größe, sondern darum, den verschiedenen Taktiken auf dem Schlachtfeld und Turnierplatz gerecht zu werden. Da ein Ritter mitsamt Rüstung bis zu 130 Kilogramm wog, war die Züchtung eines schweren und dennoch wendigen Kriegspferdes mit Ausdauerkraft von größter Bedeutung.
Erst nach 1500 näherten sich die Stockmaße der Pferde denen von heute an. Die Pferde erreichten ab dieser Zeit die Maße eines modernen Warm-, Kaltblut- und Zugpferdes, die zwischen 1,48 und 2,05 Meter groß werden können.