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Niederlande

600 Jahre unter Wasser

In den Niederlanden wurde nun das Wrack eines Handelschiffs geborgen, das über 600 Jahre auf dem Grund des Flusses Ijssel lag. Die mittelalterliche Kogge ist gut erhalten – wurde zu ihrer Zeit aber mit voller Absicht versenkt.

Historic Kamper Kogge sailing ship on the river IJssel.

Dieser Nachbau einer historischen Kogge segelte 2011 auf dem niederländischen Fluss Ijssel nahe der Stadt Kampen | © istockphoto.com/de/portfolio/Sjo

600 Jahre lang lag eine mittelalterliche Kogge unentdeckt in dem niederländischen Fluss Ijssel – bis das Handelsschiff vor fünf Jahren zufällig bei Hafenarbeiten entdeckt wurde. Nun gelang Unterwasserarchäologen und Tauchern die aufwendige Bergung des 20 Meter langen Holzwracks.

Um das 50 Tonnen schwere Schiff zu heben, musste eine eigens entwickelte Krankonstruktion her. Die Masse des Fundstücks stellte die Forscher auch vor ein weiteres Problem: Wo soll man die Kogge nun aufbewahren? Zu diesem Zweck wurde eigens eine Halle in Lelystad gebaut. Dort wird das Fundstück im Laufe der nächsten drei Jahre restauriert und konserviert werden.

Die „Ijsselkogge“, wie das Schiff nun genannt wird, ist zu 70 Prozent erhalten und somit in keinem schlechten Zustand. Das Forschungsteam barg außerdem diverse Werkzeuge aus dem Wrack. Besonders ein Detail sei laut den Wissenschaftlern „einmalig“: Im Heck der Kogge befindet sich eine kachelgeflieste Kombüse mitsamt Kuppelofen.

Mit Absicht versenkt

Im Mittelalter galten die Koggen als wichtigste Transportmittel der Niederlande. Das Wrack stammt vermutlich aus der, zu dieser Zeit florierenden, Hansestadt Kampen und fuhr von dort Waren aus.

Doch dem Schiff ist nicht seine wertvolle Ladung zum Verhängnis geworden, denn es wurde wohl nicht, wie bislang angenommen, von Piraten überfallen und versenkt. Die Kogge wurde Untersuchungen zufolge mit Absicht auf Grund gesetzt.

Im 14. Jahrhundert litt die Ijssel unter starker Versandung, was den Schiffsverkehr erschwerte. Deshalb, so das Forschungsteam, hätten die Verantwortlichen bei der Hanse die „Ijsselkogge“ bewusst in einer leeren Fahrrinne positioniert, um so Wasser anzustauen und in eine andere Fahrrinne umzuleiten und diese besser beschiffbar zu machen. Dieses „mittelalterliche Wasser-Management“ sollte anderen Koggen die Weiterfahrt ermöglichen.

Katharina Behmer

Zuletzt geändert: 24.02.2016