Krankheiten wie Hepatitis und Lepra setzten den Bewohnern einer Merowinger-Siedlung zu, wie Forscher nun herausgefunden haben.
von Michael Feldhoff
Das Frühmittelalter meint es nicht gut mit den Menschen. Die durchschnittliche Lebenserwartung beträgt zwischen 35 und 40 Jahren. Viele Frauen bekommen bereits in jungen Jahren mehrere Kinder, von denen viele schon in der Wiege sterben und die Entbundene gleich mit. Die Lebensumstände sind entbehrungsreich, die medizinische Versorgung ist rudimentär.
Beschleunigter Klimawandel
Forscher der Universität Kiel haben jetzt die DNA von 1300 Jahre alten Skeletten aus einer früheren Merowinger-Siedlung nahe Lauchheim in Baden-Württemberg auf vier mögliche Krankheiten untersucht: Lepra, Hepatitis, Pocken und Ringelröteln. Dabei fanden die Wissenschaftler bei 22 der 70 untersuchten Skelette mindestens einen dieser Krankheitserreger, am häufigsten Ringelröteln und Hepatitis B. Sieben dieser 22 Individuen haben an zwei der vier Krankheiten gelitten, eine Person sogar an drei Infektionskrankheiten samt Lepra – einer der ersten bisher nachgewiesenen Lepra-Fälle in Deutschland. Der Gesundheitszustand der Dorfbewohner war vermutlich noch schlechter, da die Studie Erb-, Stoffwechsel- und Ernährungskrankheiten sowie Krebs nicht berücksichtigt hat.
Ein Grund für die Malaise ist womöglich die Klimaveränderung zwischen dem 5. und 7. Jahrhundert n. Chr., die als „Spätantike Kleine Eiszeit“ bekannt ist. Damals schwächen Ernteausfälle und Hungersnöte das Immunsystem der Menschen so, dass sich Infektionskrankheiten leichter ausbreiten können.