Wegen eines toten Ebers wären die USA und Großbritannien fast in den Krieg gezogen. Der Deutsche Kaiser vermittelt vor 150 Jahren im „Pig War“.
von Michael Feldhoff
Die ärmste Sau in dieser Geschichte ist ein Schwein. Das gehört einem Bauern in Britisch-Nordamerika (heute Kanada) und lebt 1859 auf einer Insel im äußersten Westen an der Grenze zur USA. Als der Eber die Kartoffeln eines Amerikaners frisst, wird er von diesem erschossen. Klarer Fall von Grenzverletzung, behauptet der Amerikaner – und der Konflikt eskaliert. Denn der Oregonvertrag von 1846 hat die Grenze zwar geregelt, aber nicht deren Verlauf auf den San-Juan-Inseln.
Große Ehre für Wilhelm I.
Der britische Gouverneur fordert für den Tod des Schweins Vergeltung. Fünf Kriegsschiffe der Royal Navy werden nach San Juan entsandt und besetzen den Norden der Insel, während die US-Army einen Stützpunkt mit 14 Geschützen im Süden aufbaut. US-Präsident James Buchanan kann am Vorabend des Amerikanischen Bürgerkriegs nicht noch einen Krieg gebrauchen.
Gefechte bleiben aus, der sogenannte Pig War schwelt jahrelang. Den „Schweinekrieg“ schlichten soll der Deutsche Kaiser. Wilhelm I. beauftragt eine Kommission, die am 21. Oktober 1872 entscheidet, dass die Inseln zu den USA gehören. Zähneknirschend ziehen die Briten ab.