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Historische Serie im Ersten

TV-Kritik zu „Oktoberfest 1900“

Zwei Bierdynastien kämpfen in der TV-Serie um die Vorherrschaft auf dem Oktoberfest. Der Streit ums Bier beruht auf wahren Begebenheiten.

von Sonja Nowack

Corona-bedingt müssen Bier-Fans bekanntermaßen dieses Jahr auf die „Wiesn“ verzichten. Ein Trost könnte da die Event-Serie „Oktoberfest 1900“ sein, die das Erste seit 15. September an drei Abenden ausstrahlt (online sind bereits alle Folgen abrufbar).

Die Geschichte der TV-Serie ­basiert lose auf den Geschehnissen rund um den Nürnberger Gastronomen Georg Lang, der trotz Widerstands 1898 das erste große Festzelt auf dem Oktoberfest errichtete. Seine neue „Bierburg“ bot bis zu 6000 Besuchern Platz. Zuvor schenkte man das Bier in kleinen ­Bierbuden aus – eine Lizenz hierfür war bei den Münchner Wirten heiß begehrt. Schließlich bedeutete schon damals ein Platz auf dem weltweit größten Volksfest vor allem eins: viel Geld.

Die Rollen sind erstklassig besetzt

Der Kampf zweier Brauerei-Clans im München des Jahres 1900 stehen im Mittelpunkt der sechsteiligen historischen Eventserie. Im Bild: Stadtrat Alfons Urban (li., Michael Kranz) und Curt Prank (Mišel Matičević) mit Pranks Tochter Clara (Mercedes Müller) | © BR/Zeitsprung Pictures GmbH/Dusan Martincek

Die von Georg Lang inspirierte Rolle des intriganten und machthungrigen Nürnberger Gastronomen Curt Prank ist erstklassig verkörpert von Mišel Matičević. Brillant besetzt sind auch die Rollen der Tochter Clara Prank (Mercedes Müller) und die der Maria Hoflinger (Martina Gedeck), ­Brauerei-Erbin und Gegenspielerin Pranks. Störend ist nur in einigen Szenen der bayerische Dialekt. Der ist zwar authentisch, geht an manchen Stellen jedoch zulasten der ­Verständlichkeit  ­insbesondere für Nicht-Bayern.

Die Event-Serie ist opulent ausgestattet und kann durchaus mit internationalen Produktionen mithalten. Besonders die Kamerafahrten von Felix Cramer sind wunderschön ­anzusehen.

„Wiesn“-Wirte protestierten schon vorab

Besonders die Kamerafahrten der Serie sind wunderschön. | © BR/ARD Degeto/MDR/WDR/Zeitsprung Pictures GmbH/Felix Cramer

Vorsichtshalber haben die „Wiesn“-Wirte bereits im August – lange vor der Ausstrahlung – die Sendung als „rufschädigend“ kritisiert. Die Befürchtung: Die Wirte würden als „machtbesessen“ dargestellt. Eine nicht ganz unberechtigte Sorge. Aber wie Regisseur Hannu Salonen erklärt, nimmt sich die Serie „historisch nicht total ernst“, sondern „setzt auf vielen Ebenen eine moderne Brille auf“.

6 Episoden, je ca. 45 Minuten. Alle Folgen abrufbar bis 31. Dezember 2020 unter www.ardmediathek.de. Weitere Infos zur Serie gibt es hier.