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Der erste Europäer am Niger

Mungo Park

Ein unerforschtes Gebiet, unzählige Gefahren, Krankheiten, Tod. Nur in Begleitung zweier Diener betritt der gebürtige Schotte Mungo Park die Wildnis Afrikas. Sein Ziel: der schwarze Fluss, der Niger.

Mungo Park in Afrika

Der schottische Entdecker Mungo Park in Afrika. Gemälde von Ludwig Gottlieb Portman von 1803. | © Rijksmuseum Amsterdam

 

Die Luft ist feucht und drückend. Die Hitze kaum erträglich. Das Grün des Urwaldes wirkt undurchdringlich. Und doch will Mungo Park dort hinein – in den Urwald Afrikas. Viele sind vor ihm gescheitert, starben an der Ruhr oder verdursteten auf ihrem Weg. Doch der Arzt und Botaniker will sich davon nicht abhalten lassen: Er will als erster Europäer den Niger erkunden.

In Afrika gerät er in Gefangenschaft

Geboren wurde Mungo Park im September 1771 als siebtes von insgesamt 13 Kindern im schottischen Foulshiels. Entgegen dem Wunsch seiner Eltern, dass er Geistlicher werden soll, beginnt er eine Lehre bei einem Landarzt. Bei seinem anschließenden Medizinstudium in Edinburgh entdeckt er die Botanik für sich. Nach seinem Abschluss 1792 unternimmt Park eine Seereise und bewirbt sich anschließend bei der African Association. Diese beauftragt ihn mit der Erforschung des Nigers. Am 5. Juli 1795 sticht Park in See. Nachdem er sich von einer Malaria-Erkrankung erholt hat, setzt er im November die Expedition ins Landesinnere fort. Begleitet wird er lediglich von zwei Dienern, einem bezahlten und einem Sklaven, der nach der Reise in die Freiheit entlassen werden sollte, vorausgesetzt, er benahm sich entsprechend.

Es ist eine anstrengende Reise durch das Dickicht des Urwaldes und durch glühend heiße Savannen. Doch der gebürtige Schotte lässt sich nicht aufhalten. Selbst als der kleine Trupp überfallen wird, in Gefangenschaft gerät, er Hunger und Durst leiden muss, ist Park nicht gewillt aufzugeben. Es gelingt ihm zu fliehen. Mit nichts als seiner Kleidung am Leib schlägt er sich durch, erbettelt sich bei Eingeborenen sein Essen. Völlig erschöpft erreicht er schließlich am 21. Juli 1796 den schwarzen Fluss: „Als ich nach vorn schaute, sah ich mit unendlicher Freude das großartige Ziel meiner Mission; der lang gesuchte majestätische Niger, glitzernd in der Morgensonne, so breit wie die Themse bei Westminster, und langsam in östlicher Richtung fließend.“

Der Fluss lässt ihm keine Ruhe

Park will der Strömung nach Timbuktu folgen. Doch er muss Umwege nehmen, um nicht erneut in Gefangenschaft zu geraten. Schließlich beginnt die Regenzeit. Park, der nichts mehr besitzt, muss auf dem feuchten Boden schlafen, durch hohen Schlamm waten. Erneut befällt ihn das tropische Fieber. Mit letzter Kraft erreicht er die Stadt Kamalia. Hier wird er gesund gepflegt und wartet sieben Monate auf die nächste Karawane nach Gambia. Im Juni 1797 verlässt Park Afrika. Als er Ende Dezember endlich London erreicht, erwartet man seine Berichte schon sehnsüchtig. Seine Erkenntnisse werden auf Karten festgehalten, seine Erfahrungen veröffentlicht Park in seinem Buch „Reise in das Innere von Afrika 1795 – 97“.

Park zieht zurück in seine Heimat, heiratet und lässt sich als Landarzt nieder. Doch es nagt an ihm, dass er noch immer nicht weiß, wohin der schwarze Fluss fließt. Daher kommt es ihm gelegen, dass auch die britische Regierung mehr über den Niger erfahren möchte. Ungeachtet seiner Familie bricht Park Ende Januar 1805 zu einer zweiten Expedition auf. Diesmal begleiten ihn ungefähr 30 Soldaten. In Afrika wartet Park die Regenzeit jedoch nicht ab, sondern bricht gleich auf. Dauerregen und Hochwasser erschweren das Vorankommen, seine Männer erkranken an Malaria und an der Ruhr. Mehr als die Hälfte stirbt, noch bevor sie am 19. August den Niger erreichen.

Verschollen auf der Suche nach der Mündung

Dort lässt Park ein Boot mit geringem Tiefgang bauen, mit dem er dem Niger bis zu seiner Mündung folgen will. „Ich beabsichtige nicht, überhaupt anzuhalten noch irgendwo an Land zu gehen, bevor wir die Küste erreicht haben“, schreibt er in einem Brief an seine Frau. Danach hört man von Park und seiner Expedition nichts mehr. Was ihnen zugestoßen ist oder ob sie jemals die Mündung des schwarzen Flusses erreicht haben, bleibt ungewiss. Erst den Gebrüdern Richard und John Lander gelingt es 1830, das Geheimnis des Niger zu lüften: Er fließt als eigenständiger Strom in den Golf von Guinea.

Tanja Albert

 

Zuletzt geändert: 02.06.2015

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