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Mahnerin und Mystikerin

Brigitta von Schweden

Katharina von Siena war nicht die einzige Frau, die im 14. Jahrhundert Kirchengeschichte schrieb. In Brigitta von Schweden hatte sie eine Schwester im Glauben, die ebenfalls für eine Erneuerung kämpfte.

Papst Johannes Paul II. erhob Brigitta von Schweden zur "Patronin Europas". Bildnachweis: Rijksmuseum Amsterdam

Papst Johannes Paul II. erhob Brigitta von Schweden zur „Patronin Europas“. | © Rijksmuseum Amsterdam

 

Zwei Seelen wohnten in ihrer Brust. Gefangen war sie damit zwischen Gott und sowohl kirchlichem als auch weltlich-höfischem Frust. Wir schreiben das Jahr 1303, als Brigitta als Tochter einer einflussreichen Adelsfamilie im schwedischen Uppsala das Licht der Welt erblickte. Mit ihren Visionen sollte sie nicht nur das Leben vieler Menschen beeinflussen, sondern der auch die Kirche verändern. Bereits als Kind sollen ihr die Jungfrau Maria und Christus erschienen sein. Mit 13 heiratete sie Aldemar Ulf Gudmarsson – der Ehe entsprangen acht Kinder. Ulf steigt zum Reichsrat auf, seine Frau Brigitta zur Oberhofmeisterin am schwedischen Königshof. 1339 entsagten beide dem Glanz des höfischen Lebens und begeben sich auf eine Pilgerfahrt.

Brigitta als „Braut und Sprachrohr Christi“

Brigittas Visionen werden ab 1342 immer häufiger und rufen sie als „Braut und Sprachrohr Christi““auf, nicht nur einige Vertreter der Christenheit anzusprechen, sondern die gesamte Kirche. Ihr Sekretär, der Magister Matthias von Linköping, beginnt, diese aufzuschreiben. Ihre endgültige Hinwendung zu einem geistlichen Leben ist eng mit dem Tod ihres Mannes Ulf verknüpft, der 1344 verstirbt. Angetrieben durch Visionen, gründet sie 1346 in Vadstena am Vättersee mit königlicher Unterstützung ein Doppelkloster, mit dem gleichzeitig auch der Grundstein für den Erlöserorden, auch als Birgitten bekannt, gelegt wird.

1349 wird Mystikerin von einer Vision nach Rom gerufen, wo sie ein Hospiz für schwedischen Pilger errichtet und sich um Prostituierte kümmert. Zugleich hat es sich die Mystikerin nicht nur zur Aufgabe gemacht, Königinnen und Könige wie Johanna d’Anjou von Neapel oder Magnus von Schweden ins Gewissen zu reden, sondern auch den Frieden zwischen England und Frankreich zu predigen. Ihr größtes Anliegen bleibt die Rückkehr der Kurie nach Rom. Doch Brigitta wird dies nicht mehr erleben. Die Mystikerin und Mahnerin stirbt am 23. Juli 1373 in Rom – vier Jahre, bevor Papst Gregor XI in die Heilige Stadt zurückkehrt. 1391 heilig gesprochen, wird sie fünf Jahre später von der katholischen Kirche zur Schutzheiligen Schwedens erhoben. Dass sie sehr lange in Vergessenheit geriet, liegt auch daran, dass Schweden beschloss, der katholischen Kirche den Rücken zu kehren. Das Interesse an der Nationalheiligen wird erst Ende des 19. Jahrhunderts wieder lebendig, und kulminiert schließlich 1999 in ihrer Erhebung zur „Patronin Europas“ durch Papst Johannes Paul II. Ein kirchlicher Ehrentitel, den auch ihre Schwester im Geiste, Katharina von Siena, trägt.

Klaus Hillingmeier / Inga Menn

 

 

 

 

 

Zuletzt geändert: 11.06.2015

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