« zurück
Kampf um Gold

Der Schatz der Awaren

Als die Franken in das Reich der Awaren vorstießen, ging es ihnen wahrscheinlich nicht nur um Land, sondern auch um sagenhaften Reichtum: den Schatz der Awaren.

Gürtelschnallen der Awaren

Ihr Schatz ist legendär: Gürtelschnallen des Reitervolks der Awaren aus dem 7. Jahrhundert. | ©  Wikimedia Commons

 

1799 machten Bauern nahe der Ortschaft Nagyszentmiklós, im Karpatenbecken zwischen Donau und Theiß, eine bedeutende Entdeckung: 23 prächtige, aus Gold gefertigte Gefäße kamen zum Vorschein. Fast zehn Kilogramm bringen die Krüge, Kelche, Schalen und Becher auf die Waage. Keine Frage, es handelte sich um einen der bedeutendsten Funde aus dem europäischen Frühmittelalter. Heute wird allgemein davon ausgegangen, dass es sich um den Schatz der Awaren handeln muss.

Sesshaft wurden die Awaren wehrlos

Dieses Reitervolk tauchte aus den Tiefen der eurasischen Steppe auf und konnte dank des Steigbügels sehr schnell weite Distanzen zurücklegen. Zahlreiche unterworfene Stämme schlossen sich ihnen an. 626 belagerten sie kurz Konstantinopel, zogen sich aber wieder zurück, um in der Folge hohe Steuerleistungen zu erpressen. Es gab zwar Friedensverträge, doch durch kleinere Raubzüge trieben die Awaren den Preis, auf 100 000 Goldmünzen, 4,5 Gramm Stückgewicht, pro Jahr. Der oberste Fürst, Khagan genannt, konnte damit seine Gefolgsleute beschenken und sich ihre Treue sichern.Doch allmählich wurden die Awaren sesshaft. Die Männer kümmerten sich nun überwiegend um den Anbau von Getreide und weniger um das Kriegshandwerk. In diesem Zustand waren die Awaren ganz nach dem Geschmack Karls des Großen: reich, sesshaft, aber wehrlos.

Karl der Große unterwirft die Awaren

Zunächst entfesselte der Frankenherrscher einen Propagandafeldzug gegen die Heiden aus dem Osten, später führte er verheerende Kriegszüge gegen sie. Der Widerstand war rasch gebrochen, die Awarenherrscher mussten sich unterwerfen. Die Goldschätze verteilte Karl als Geschenke an befreundete Königshäuser in halb Europa und auch an den Papst. So gut wie nichts blieb erhalten, die Kunstwerke der Besiegten – Gold- und Metallverarbeitung genoss bei den Awaren höchstes Ansehen – wurden kurzerhand eingeschmolzen. Damit waren die goldenen Gefäße von Nagyszentmiklós vielleicht der einzige Schatz, den die Awaren vor der Eroberung in Sicherheit bringen konnten.

Jochen Zellner

Zuletzt geändert: 02.06.2015

Kommentar absenden

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert