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Verlobte des Todes

Die Spanische Fremdenlegion

Nicht jeder Fremdenlegionär dient unter der französischen Trikolore. Auch Spanien besitzt eine Legion, in der Männer aus aller Herren Länder kämpften.

Spanische Legion

Die Fahnen der Regimenter der Spanischen Legion | © Wikimedia

 

„Soy un novio de La Muerta“ – „Ich bin ein Verlobter des Todes“, singen die Männer der Spanischen Legion und lassen sich in einer makabren Zeremonie mit ihrer „Braut“ ablichten, dem mumifizierten Kopf einer tätowierten Berberin. Die Wiege der spanischen Fremdenlegion stand in Spanisch-Marokko, und die Geburtswehen setzten ein, als die Berber des Rifgebirges nach dem Ersten Weltkrieg gegen ihre Kolonialherren rebellierten. Die Stammeskrieger kämpften mit Hingabe und außergewöhnlichem Mut, während die meisten spanischen Soldaten träge Reservisten waren, die nur einen Wunsch kannten: eine schnelle Rückkehr in die Heimat. So schienen 1919 die Tage der spanischen Herrschaft in Afrika gezählt.

Doch dann konnte Oberst José Millán Astray den Kriegsminister von seiner Idee begeistern, dass auch Spanien eine Fremdenlegion bräuchte – mit ihm als Oberkommandierenden. 1920 liefen die Rekrutierungsmaßnahmen an, und in vielen Städten konnte man auf Plakaten lesen: „Ausländer! Schreibt euch in die Truppe ein!“ Es kamen viele, die aus prekären sozialen und wirtschaftlichen Verhältnissen stammten, zum Beispeil Arbeitslose, Kleinkriminelle und Menschen ohne Perspektive. Nicht wenige erhielten nach ihrem Eintritt in die Legion das erste Bad sowie die erste warme Mahlzeit seit Wochen. Nun folgte eine schnelle und harte Ausbildung, damit die Legionäre möglichst schnell ins Gefecht geschickt werden konnten.

Nach dem Franco-Regime schien die Legion ein Relikt

Der Krieg im Rif kannte keine Konventionen und wurde von beiden Seiten mit äußerster Härte geführt. Erst 1927 war Spanisch-Marokko „befriedet“ und Millán Astray erhielt eine Generalsuniform und einen Schreibtisch in der Militärverwaltung – der Preis: mehr als 2000 tote Legionäre. Noch ein anderer ehrgeiziger Offizier hatte im Rifkrieg Karriere gemacht: Francisco Franco, der zum Leiter der Militärakademie befördert wurde. Als die Spanier 1936 eine Volksfrontregierung wählten, setzte sich Franco an die Spitze der Afrikaarmee, deren eisernes Rückgrat die Legion war, und putschte gegen die Republik. Drei blutige Jahre wütete der Spanische Bürgerkrieg, bis schließlich General Franco das Land als „Caudillo“ (Oberhaupt) regierte.

Nach dem Ende des Franco-Regimes erschien die Legion vielen Spaniern als ein Relikt einer Epoche, mit der man abschließen wollte. 1986 beschloss das Parlament, die Legion für neue Rekruten aus dem Ausland zu schließen und änderte den Namen in „Spanische Legion“. Die meisten Legionäre sind heute in Medilla und Ceuta stationiert, den letzten Vorposten Spaniens in Nordafrika, oder dienen bei den Auslandeinsätzen der spanischen Armee.

Klaus Hillingmeier

Der Artikel erschien erstmals in G/GESCHICHTE SPEZIAL „Die Fremdenlegion und andere Eliteeinheiten“

 

Zuletzt geändert: 30.06.2016