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Der große Spötter

Heinrich Heine

Heinrich Heine war einer der wichtigsten Dichter der revolutionären Zeit um 1848. Um der Zensur zu entgehen, ging er schon früh ins Exil nach Paris. Seine Heimat vergaß er jedoch nie.

Heinrich Heine war einer der bedeutendsten Dichter des Jungen Deutschlands. | © istockphoto.com/ZU_09

Heinrich Heine war Romantiker und Poet, Politiker und Ironiker, Jude und Protestant, Europäer und Emigrant. Seinen weltweiten Erfolg verdankt der umstrittene deutschsprachige Autor des 19. Jahrhunderts nicht zuletzt der Vertonung seiner Lyrik. Rund 10 000 Kompositionen nach Heinegedichten sind bekannt. Zu den berühmtesten gehört Friedrich Silchers (* 1789, † 1860) Lied von der schönen Loreley, die die Schiffer in die Untiefen des Rheins zieht.

Geboren wird Heinrich Heine 1797 in Düsseldorf als Sohn des jüdischen Textilkaufmanns Samson Heine und seiner Frau Elisabeth van Geldern. Sein Geburtstag ist nicht genau bekannt, denn ein Brand vernichtete das Archiv. Heinrich Heine selbst gab unterschiedliche Daten an. Harry – wie seine Eltern ihn nennen – verlebt eine glückliche Kindheit. Der aufgeweckte Schüler besucht das Düsseldorfer Lyzeum und verbringt viel Zeit auf dem Dachboden seines Onkels Simon. Dort liegen dicke Wälzer über Alchemie, Astrologie und Philosophie. Vor allem die Aufzeichnungen eines Großonkels, der den Orient bereist hatte, begeistern den Jungen. Gern hält er sich auch im Düsseldorfer Hofgarten auf: „Ich erinnere mich noch ganz genau jener kleinen Zeit, wo ich mich eines frühen Morgens von zu Hause wegstahl und nach dem Hofgarten eilte, um dort ungestört den Don Quijote zu lesen“, schreibt er später.

Sein Onkel war einer der reichsten Männer des Landes

Doch für den Bücherwurm ist eine kaufmännische Karriere vorgesehen. Der junge Heinrich volontiert bei dem jüdischen Bankier Jacob Beer Rindskopf in Frankfurt am Main und arbeitet danach in Hamburg – im Bankhaus seines Onkels Salomon Heine, einem der reichsten Männer Deutschlands. Doch der witzige und vorlaute Heinrich gibt sich wenig Mühe, die Geheimnisse der Geldanlage zu begreifen. Er beginnt schließlich ein Jurastudium in Bonn, das ihn nach Göttingen und Berlin führt. Da er aber vor allem Vorlesungen in Literatur und Philosophie besucht – und zu schreiben beginnt –, schließt er sein Studium erst mit 28 Jahren ab. Kurz zuvor konvertiert er noch zum Protestantismus, weil es Juden damals in Deutschland verboten war, einen juristischen Beruf auszuüben. Tätig wird er jedoch als freischaffender Schriftsteller.

Vor allem politische Studenten verschlingen seine Gedichte

Zu Beginn ist vor allem das Rheinland seine publizistische Heimat. Bereits 1821 wird das junge Talent in Friedrich Raßmanns „Dichtergallerie“ aufgenommen. Heines erstes großes Publikationsorgan ist der „Rheinisch-Westfälische Anzeiger“ (Dortmund). Dort veröffentlicht er auch seine „Briefe aus Berlin“, seine ersten Reisebilder. „Die Empfänglichkeit, die meine Landsleute für meine geringen Talente gezeigt, und die Gründlichkeit, womit man dieselben beurteilt, hat mich sehr gefreut“, äußert sich Heine über seine frühe Publikumswirksamkeit.

Einen Namen macht er sich 1826 mit der Veröffentlichung seiner „Harzreise“, die vor allem von politisch fortschrittlichen Studenten verschlungen wird. Seine Gedichte erscheinen ein Jahr später im „Buch der Lieder“. Mit 13 Auflagen werden sie zum größten lyrischen Erfolg des 19. Jahrhunderts: Heine ist schon zu Lebzeiten einer der bekanntesten Schriftsteller Europas. 1831 geht er als Korrespondent der „Augsburger Allgemeinen Zeitung“ nach Paris. Die liberale Seine-Metropole ist bei Deutschen beliebt. 50 000 leben zu dieser Zeit dort. Wegen seines Witzes und seiner Schlagfertigkeit ist Heinrich Heine ein gern gesehener Gast in den Salons. In Deutschland macht er die französische Kultur bekannt und in Frankreich die deutsche Literatur und Philosophie. Seine Schilderungen beeindrucken durch messerscharfe Beobachtung und essayistische Brillanz.

1835 werden seine Schriften von der Zensur verboten

Aber Heine hört nicht auf, die reaktionären Verhältnisse in Deutschland anzuprangern. 1835 werden daher dort seine Schriften verboten. Acht Jahre später kommt er zum ersten Mal wieder nach Deutschland. Sein Weg führt über Aachen, Köln, Hagen, Unna, Münster, Osnabrück und Bremen nach Hamburg. Literarisch schlägt sich seine Reise in dem Epos „Deutschland. Ein Wintermärchen“ (1844) nieder. Es ist Heines schärfste Satire auf die von politischer und sozialer Rückschrittlichkeit geprägte alte Heimat. In den folgenden Jahren erkrankt der Exilant schwer, wird bettlägerig und stirbt am 17. Februar 1856 mit knapp 60 Jahren in seiner französischen Wahlheimat Paris.

Was bleibt, sind seine frischen und frechen Werke. Über viele deutsche Städte hat der große Polemiker gespottet. Doch fast schon verklärend schreibt er über seine rheinische Heimat und bezeichnet sich selbst als „des freien Rheins noch weit freieren Sohn“ im Vorwort seines „Deutschland“-Pamphlets. Seinen Geburtsort lobt er besonders: „Die Stadt Düsseldorf ist sehr schön, und wenn man in der Ferne an sie denkt und zufällig dort geboren ist, wird einem wunderlich zumute“, schreibt er. „Ich bin dort geboren, und es ist mir, als müsste ich gleich nach Hause gehen.“

Ute Strimmer

Der Artikel erschien erstmals in G/GESCHICHTE-SPEZIAL „Der Rhein“

Zuletzt geändert: 17.8.2017