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Curry, Pyjama & Co.

Indische Lehnwörter im Englischen

Ob shampoo, pyjama oder nirvana – Englisch ist voller Vokabeln, die aus den Sprachen des indischen Subkontinents entlehnt wurden. Über diesen Umweg gelangten sie auch ins Deutsche.

Curry

Viele indische Lehnwörter sind uns so vertraut, dass uns ihr historischer Ursprung nicht bewusst ist, zum Beispiel Curry. | © istockphoto/4FR

 

Bei Lehnwörtern handelt es sich um einen Teil des Wortschatzes einer Sprache, der seinen Ursprung in anderen Sprachen hat. Sie unterscheiden sich von Fremdwörtern, deren Aussprache und Schreibweise oft nicht an die Zielsprache angepasst wird. Lehn- und Fremdwörter sind in beinahe jeder Sprache der Welt zu finden. Das Wort shampoo beispielsweise stammt vom indischen chāmpo ab und kam als entlehntes Wort ins Englische. Das Vorkommen der Vokabel in der deutschen Sprache lässt sich durch die Übernahme des englischen Synonyms als Fremdwort erklären.

Lehnwörter sind oft historisch bedingt

Das Auftreten von Lehnwörtern ist häufig historisch bedingt. Im Fall von indischen Vokabeln in der englischen Sprache, ist die Herkunft der Wortentlehnungen in der Zeit der britischen Kolonialisierung Indiens zwischen 1858 und 1947 verwurzelt. Die zwei wichtigsten auf dem indischen Subkontinent beheimateten Sprachen sind zum einen Hindi (nach Mandarin-Chinesisch die zweithäufigste Muttersprache der Welt mit etwa 600 Millionen Sprechern) und Urdu, die heutige National- und Amtssprache Pakistans. Einige Lehnwörter entstammen auch der klassischen Brahmanensprache, dem Sanskrit, das auch heute noch eine wichtige Rolle in amtlichen und spirituellen Situationen einnimmt. Während der Kolonialzeit kam es aufgrund des permanenten Kontakts zu Hindi- oder Urdusprechern im Sprachgebrauch der englischen Kolonialherren zur Einstreuung einzelner prägnanter Wörter in deren Muttersprache, die sich im Zuge der Sprachevolution erhalten haben und ihren Weg in den gebräuchlichen englischen Wortschatz gefunden haben.

Ursprünge sind vielen nicht bewusst

Bei vielen der Vokabeln ist heutigen Sprechern der indische Ursprung häufig nicht einmal mehr bewusst. Dabei bedient sich jeder, der die Wörter curry (karī),  pyjama (paijaamaa) oder jungle (jangal) benutzt, eines indischen Lehnwortes. Das Wörterbuch „Oxford English Dictionary“ beinhaltet derzeit 700 englische Wörter indischer Wortherkunft. Häufig wurden Vokabeln eingeführt, die keine analoge Übersetzung in der englischen Muttersprache hatten und bei denen eine unveränderte Beibehaltung sinnvoll ist, wie zum Beispiel bei swastika (svastika), mandala (maṇḍala), khaki (khākī) oder nirvana (nirvāṇa). Zusätzlich fand eine Vielzahl kulturspezifischer Begriffe aus den Bereichen Essen, Religion und Kleidung ihren Weg ins Englische, deren ethnische Herkunft den meisten Menschen allein aufgrund der fremdländischen Dinge, die sie beschreiben, bewusst ist. Ein weiterer Grund für die Angewöhnung von Lehnwörtern ist ihr exklusiver Gebrauch. Häufig wird es schlichtweg als schick empfunden, seine Sprache mit distinguierten Wörtern aufzupeppen um sich mondän, welterfahren und gebildet zu präsentieren.

Jens Reitlinger

 

Zuletzt geändert: 02.06.2015

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