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Harte Erziehung

Leben in Sparta

Der Staat ist alles, der Einzelne nichts: Viele haben in Sparta den ersten totalitären Staat gesehen. Von der Wiege bis zur Bahre hatten sich Spartas Bürger unterzuordnen.

König Leonidas, Sparta

Die Krieger Spartas sind für ihre harte Ausbildung berühmt. Statue von König Leonidas in Sparta. | © istockphoto/Pavlos Rekas

 

Spartas Jugend wurde nicht erzogen, sie wurde geschmiedet. Die Ausbildung der späteren Krieger begann quasi schon mit der Geburt. Jedes Neugeborene musste einem Ältestengremium vorgezeigt werden, und wenn die Ältesten es für kränklich hielten oder missgestaltet, wurde das Kind angeblich in eine Schlucht im Taygetos-Gebirge geworfen. Den überlebenden Säuglingen stand aber auch ein fragwürdiges Schicksal bevor: Sieben Jahre lang wurden sie von ihren Eltern erzogen, mit Unterstützung von speziellen Kinderfrauen, die in ganz Griechenland für ihre Methoden berüchtigt waren. So ließ man die Kinder lange im Dunkeln alleine, um ihnen die Furcht zu rauben. Dann wurden die Jungen von ihren Familien getrennt und dem Staat zur Ausbildung überlassen. Der steckte sie in Anstalten, wo die Jungen in „Herden“ zusammenlebten, beaufsichtigt von älteren Jungen, den „Eiren“, kontrolliert von Beamten, dem „Paidonomos“, und Geißelträgern. An der Spitze des Erziehungssystems stand einer der wichtigsten Beamten Spartas, der „Knabenwärter. Die „Agoge“ (Aufzucht) konnte beginnen.

Eine härtere Schule war kaum vorstellbar: Ausdauer, Abhärtung, Disziplin, Gehorsam, das war offenkundig alles, was zählte, das brauchte der Staat. Das ganze Jahr hindurch mussten die Jungen barfuß laufen und in einem einzigen dünnen Gewand lernen, Kälte zu ertragen. Geschlafen wurde auf selbstgeflochtenen Schilfmatten, zu essen gab es nie genug, deshalb wurden die Kinder ermutigt, ihre Kameraden zu bestehlen oder in nächtlichen Beutezügen Nahrung bei den Heloten (öffentliche Sklaven) zu holen. Wer sich erwischen ließ, wurde bestraft – wegen seines Ungeschicks. „Nicht wegen Versorgungsschwierigkeiten ermutigte man die Knaben, ihre Nahrung durch eigenes Geschick zu bekommen“, so liest man beim Athener Geschichtsschreiber Xenophon, der lange Zeit in Sparta gelebt hatte. Vielmehr ziele diese Erziehungsmethode darauf, „die Knaben Listen finden zu lassen, wie sie die nötigen Lebensmittel verschaffen könnten, und sie gleichzeitig kriegerischer zu machen.“

Die Ehe befreite nicht vom Soldatendasein

Während die männliche Jugend Athens lange Haare trug, sich in kostbare Gewänder kleidete und mit wohlriechenden Salben und Ölen parfümierte, galt in Sparta Körperpflege als verweichlichter Luxus. Und statt modisch langer Haare wurde den jungen Männern der Schädel kahl rasiert. Lesen und schreiben lernten die spartanischen Jünglinge nur rudimentär, denn die meiste Zeit standen Sport und Kampfspiele auf dem Lehrplan. Trainiert wurde meistens nackt, um den Körper gleichermaßen gegen die erbarmungslose Sonne wie die eisigen Winde des Winters abzuhärten. Zuweilen wurden die Jünglinge in zwei Gruppen aufeinander gehetzt und dann entbrannte eine brutale Massenschlägerei, bei der alles erlaubt war – selbst Kratzen und Beißen. Das Verdikt des Philosophen Aristoteles über die Agoge: „Die Spartaner haben ihre Knaben durch Anstrengungen wie zu Tieren gemacht, da dies der Tapferkeit am meisten dienlich sei.“

Mit 14 kamen die Jungen in höhere Klassen, wo sie den letzten Schliff als Soldaten erhielten. Dann stand auch „Tanzunterricht“ auf dem Lehrplan. Doch hier lernte Spartas männliche Jugend nicht elegante Bewegung zum Takt der Musik – Tanzunterricht in Sparta hieß Waffendrill mit schriller Flötenbegleitung. Natürlich lernten sie auch, wie man als Hoplit in der Phalanx kämpft. Immer wieder wurden sie im wilden Gelände ausgesetzt, um zu lernen, sich durchzuschlagen. Am Ende der vor-militärischen Ausbildung durften sich die fähigsten Schüler an der „Krypteia“ beteiligen. Die „Krypteia“ bedeutete ein Leben im Verborgenen. Dabei scheinen die Spartaner Angst und Schrecken in die Dörfer der Heloten getragen zu haben, wenn man der Beschreibung des Historikers Plutarch Glauben schenken will: Die „Verständigsten unter den jungen Spartanern“ wurden ausgesandt, um ihre erfolgreiche Ausbildung zu beweisen, indem sie bei Nacht Heloten töteten, die als stark und aufsässig galten und daher als Gefahr für den Staat angesehen wurden. Und damit die Götter das Ganze nicht als Mord ächteten, erklärten die Spartaner den Heloten vorher immer wieder aufs Neue den Krieg.

Ein anderer, äußerst befremdlicher Teil der spartanischen Erziehung fand jedes Jahr am Fest der Artemis Orthia statt: Zu Ehren der Jagdgöttin ließen sich die Jungen vor deren Altar auspeitschen, einem der Hauptheiligtümer in Sparta. Sieger war, wer die Schmerzen am Längsten aushalten konnte. Irgendwie schien diese schonungslose Schule die jungen Spartaner aber zusammengeschweißt zu haben. Wenn alle gleich schlecht hart behandelt wurden, war es wohl nur natürlich und sicherlich vom Staat auch so gewollt, dass man zusammenrückte. Vor allem, wenn man bedachte, dass die Männer Spartas auch nach Abschluss ihrer Ausbildung weiter in kasernierten Soldatengemeinschaften lebten. Die Männer waren verpflichtet, zwischen ihrem 20. und 30. Lebensjahr zu heiraten. Anders als in anderen Teilen Griechenlands war in Sparta der Wille des Brautpaares entscheidend für die Eheschließung. Doch auch der neue Status als Familienoberhaupt änderte nichts daran, dass der Spartiate die meiste Zeit bei seinen Kameraden verbrachte und nur selten seine Frau und Kinder sehen konnte. Und selbst wenn sie dann schließlich mit 30 Jahren Vollbürger wurden und aus den Kasernen auszogen, waren sie selten zu Hause.

Bis zum 60. Lebensjahr war der Beruf Soldat Vorschrift

Der Spartiate war bis zum 60. Lebensjahr „nur“ Soldat, einen anderen Beruf durfte er gar nicht ausüben. So widmete er sich ganz dem Waffenhandwerk, der Jagd und trieb Sport. Daneben verbrachte er viel Zeit bei den Speisegemeinschaften, den „Syssitien“, einer weiteren Eigentümlichkeit der Spartaner. Zwar spricht schon Homer in seinen Epen von Speisegemeinschaften der Krieger, doch in Sparta entschied die Mitgliedschaft in diesen Syssitien über den Status eines Spartiaten. Hineingelassen wurde nur, wer an der staatlichen Erziehung teilgenommen hatte. Über die Neuaufnahme entschieden die etwa 15 Mitglieder, Junge und Ältere, einstimmig. Und nur wer die monatlich eingeforderten Abgaben – Naturalien und Geld, von jedem Teilnehmer die gleiche Menge – entrichten konnte, durfte, oder besser musste, bleiben. Wer sich das nicht leisten konnte, der verlor mit seinem Platz in den Syssitien auch zugleich seinen Status als Vollbürger.

Nur schwere Krankheit und unaufschiebbare religiöse Opfer konnten die Abwesenheit eines Spartiaten von der Speisegemeinschaft schuldigen. Selbst Spartas Könige konnten diesem Brauch nicht entrinnen, wie das Beispiel von König Agis belegt. Nach einem Sieg über die Athener nahm dieser lieber seine erste Mahlzeit im Kreise seiner Familie ein statt in der Speisegemeinschaft. Die Ephoren straften den König für diesen Verstoß gegen die spartanische Tradition mit einer schweren Geldbuße.

Luxus war verpönt

Luxus war in Sparta verpönt, deshalb prägten die Spartaner unhandliches Eisengeld, während andernorts überall mit Gold- und Silbermünzen gezahlt wurde. Trotzdem hatte es laut Aristoteles anscheinend so manch einer geschafft, gewisse Reichtümer anzuhäufen, indem er sich durch Schenkung oder Erbe mehrere Landgüter aneignete. Das ideal der Gleichheit galt wohl auch bei den Spartanern bloß eingeschränkt, obwohl sie sich „die Gleichen“ nannten! Die Speisegemeinschaften mit ihrem kargen und einfachen Mahl sollten übermäßigen Tafelluxus verhindern. Auf den Tisch kam anscheinend immer dasselbe schlichte Menü – Blutsuppe, Gerstenbrot, Käse oder Feigen, manchmal auch Jagdbeute. Das Rezept für die schauerliche Blutsuppe ist überliefert: Schweinefleisch, in Blut gekocht, mit Essig und Salz gewürzt. Nicht-Spartanern galt die Blutsuppe als Gräuel. Wer täglich dieses grausige Gericht zu sich nehmen müsse, hieß es, der habe wahrlich keine Angst mehr vor dem Tod. Doch wenigstens kamen die Spartaner dank ihrer Blutsuppe täglich in den Genuss von Fleisch, was im alten Griechenland eine Seltenheit war. Und die Krieger waren dadurch angemessen versorgt. Auch Wein scheint üblich gewesen zu sein, allerdings maßvoll genossen und wie überall im antiken Griechenland mit Wasser vermischt.

Größere Portionen für die Verdienten

Worüber man dort sprach? Natürlich war der Krieg ein Dauerthema, denn ein Grund für die Einrichtung der Speisegemeinschaften war ja, dass so die Jüngeren von den Erfahrungen der altgedienten Krieger profitieren konnten. Vermutlich war auch Politik ein Thema, wenn die Syssitien mit Blick auf das Bürgerrecht schon so wichtig waren. Und vielleicht nutzte man auch hier die Möglichkeit, sich mit anderen zu messen – der Wettkampf lag den Spartanern ja sehr am Herzen. Wer besonders viel geleistet hatte für den Staat, bekam jedenfalls größere Portionen und einen besonderen Platz an der Tafel.

Bei einem Männerbund wie dem der Spartaner verwundert es wenig, dass sich oft zwischen älteren Männern und Jungen eine Art Liebesbeziehung entwickelte. Angeblich hatte schon Lykurg solche Verhältnisse gefördert, damit Wissen, Weisheit und Erfahrung der Älteren auf die Jüngeren übertragen werden konnten. Zudem glaubte man, dass solche Beziehungen den Zusammenhalt in der Truppe stärkten. In der Forschung wurde viel diskutiert, inwieweit diese Beziehungen auch konkrete sexuelle Handlungen umfassten. Sowohl Plutarch als auch Xenophon betonen, dass selbst Küsse unter Männern wider die spartanischen Sitten gewesen seien. Doch war Knabenliebe in der griechischen Antike ein verbreitetes Phänomen und in der vorchristlichen Zeit mit keinem Makel behaftet. Und vielleicht war in gewisser Hinsicht diese „Knabenliebe“ sogar verständlich, schließlich legten die Spartaner viel Wert auf die Wohlgestalt ihrer Körper. Und dies mag erklären, warum manchmal auch Knaben bei den Syssitien anwesend waren.

Bisweilen durften auch Fremde den Syssitien beiwohnen, obgleich die Spartaner traditionell Fremden mit tiefem Misstrauen begegneten. Es gab sogar rituelle Fremdenaustreibungen, „Xenelasien“ genannt, etwa in Zeiten von Aufrüstung oder Lebensmittelknappheit. Umgekehrt gab es auch ein „Reiseverbot“ für Spartaner, damit sie nicht den verderblichen Einflüssen der liberaleren Griechen ausgesetzt wurden. Aus spartanischer Sicht machten diese restriktiven Gesetzte tatsächlich Sinn, wie die spätere Geschichte zeigen sollte. Nachdem Sparta Athen im Peloponnesischen Krieg geschlagen hatte und zur Hegemonialmacht in Griechenland aufgestiegen war, beeinflusste der „lockere“ Lebensstil der anderen Griechen die Spartaner und unterwanderte die strengen Sitten der Vorväter: Geldgier, Dekadenz und Korruption waren die Folge.

Spartas Frauen hatten Geld und Einfluss

Leider haben uns die Spartaner wenige Zeugnisse von ihrem Leben hinterlassen, und so basiert unser Bild hauptsächlich auf den Werken anderer Griechen. Und diese waren natürlich besonders daran interessiert, was sich in Sparta von ihrer Heimat unterschied. Daher faszinierte sie besonders die Welt der spartanischen Frauen. In Athen spielte sich das Leben der ehrbaren Bürgerfrauen hinter verschlossenen Türen ab, und sie waren ganz dem Willen ihrer Männer unterworfen. Ganz anders aber in Sparta. Aristoteles verurteilt die Frauen als „in jeder Richtung hemmungslos und ausschweifend“ und damit staatszerstörend. Im Gegensatz zu ihren Brüdern wurden die spartanischen Mädchen keiner staatlichen Erziehung unterworfen. Sie blieben zu Hause bei der Familie, wo sie auf ihre künftige Rolle als Mutter und Hausherrin vorbereitet wurden. Es finden sich Berichte von engen Beziehungen zwischen Schülerinnen und ihren Lehrerinnen – Spartas Mädchen mussten wohl auch in irgendeiner Weise außer Haus unterrichtet worden sein.

In Sparta trieben auch die Frauen Sport, sie maßen sich sogar, knapp bekleidet, in eigenen Wettkämpfen. Die Erklärung findet sich bei Plutarch: Lykurg habe die Frauen dazu angehalten, „damit die in kräftigen Körpern gezeugte Leibesfrucht gut gedeihe, sie selbst aber für die Geburt kräftig wären und die Wehen leicht und gefahrlos überstehen könnten“. Alles in Sparta zielte auf das Wohl des Staates ab – wie hätte das Kinderkriegen eine Ausnahme bilden können? Die Spartaner waren offenbar auch diesbezüglich einige Schritte weiter gegangen als andere griechische Städte. Ehelosigkeit wurde bestraft, Ehebruch dafür gutgeheißen. Ehemänner konnten, um für Nachkommen zu sorgen, ihre Frauen mit anderen Männern teilen. Mal liehen sie ihre Frauen an würdige Mitbürger aus, dann wiederum luden sie andere Männer ins Schlafgemach ihrer Gattinnen ein. Mehr noch: Die Spartanerinnen hatten den Quellen zufolge einigen Einfluss. Auch sie blieben zu Hause, während ihre Männer sich um Krieg und Politik kümmerten. Im Gegenzug unterstand den Frauen offenbar der gesamte Haushalt. Sie waren dafür verantwortlich, dass die Heloten das Land der Familie ordentlich beackerten und ihre Abgaben leisteten. Von den Frauen hing der Wohlstand der Familie ab – und damit auch das Bürgerrecht ihrer Ehemänner, denn die musste ja genug Besitz für die Syssitien vorweisen. Damit nicht genug, durften Spartas Frauen auch ihr eigenes Vermögen haben und erben. Und vom Staat wurden sie ermuntert, ihre Männer zu Höchstleistungen in Krieg und Sport anzutreiben. Erfüllten diese nicht die an sie gestellten Anforderungen, gab es von Seiten der Frauen Spott und Verachtung.

Entsprechend selbstbewusst gaben sich die Spartanerinnen. Eine von ihnen wurde sogar die erste Olympiasiegerin aller Zeiten: Die Pferdezüchterin Kyniska siegte um 400 v. Chr. im Wagenrennen – freilich nur, weil bei diesen Rennen die Pferdehalter und nicht die Wagenlenker den Olivenkranz erhielten. Der Königstochter, -frau und -mutter Gorgo schrieb Plutarch das stolze Bekenntnis zu, dass einzig die Spartanerinnen echte Männer zur Welt brächten. Herodot rühmte Gorgo gar als wichtige politische Beraterin. Kein Wunder, dass Aristoteles nicht viel von Sparta hielt: Für ihn waren Frauen minderwertig gegenüber den Männern – da straften ihn die Spartanerinnen Lügen. Auch manch anderer Zeitgenosse rümpfte die Nase über die angebliche „Weiberherrschaft“ in Sparta.

Nackte Sommerspiele und fröhliche Erntefeste

Was mochte die Spartaner dazu bewegt haben, den harten Anforderungen ihres Staates Folge zu leisten? Sicher, sie hatten offensichtlich Angst vor den Heloten. Aber konnte das ausreichen als Grund für diese Unterwerfung alles Privaten gegenüber den Interessen des Staates? Vielleicht lag es ja auch an der Religiosität der Spartaner. immerhin waren viele Wettkämpfe in religiöse Rituale eingebunden, Helden- und Götterkult gehörten zur Ausbildung der jungen Spartaner, und Priesterinnen und Priester, Seherinnen und Seher genossen dort ein hohes Ansehen. Spartas Könige hielten sich gar für Nachfahren des Zeussohns Herakles und nannten sich „Herakliden“. Zeus wurde besonders verehrt von den Spartanern, weil sie ihm ihr Land verdankten. Schutzherren der Stadt waren die Zeussöhne Kastor und Polydeukes, die Dioskuren, die als Rosszähmer und Kämpfer die spartanischen Tugenden verkörperten. Auch die Zeustochter Athene wurde als Kriegsgöttin und „Wächterin der Stadt“ gepriesen. Zudem beteten die Spartaner Artemis Orthia und insbesondere ihren Bruder Apollon an. Vor jeder Entscheidung wurde Apollon befragt, und ihre Gesetze führten die Spartaner auf dessen Weisungen zurück. Das erklärte die strengen Strafen – wer gegen göttliches Recht verstieß, musste mit dem Tod, Verbannung, Geldbußen oder dem Verlust der Bürgerrechte rechnen.

Drei Hauptfeste gab es zu Ehren Apollons: die Karneen im August, die Hyakinthien Ende Mai und die Gymnopaidien, die „nackten Spiele“, Ende Juli. in diesen Festen offenbarte sich eine völlig andere Seite der Spartaner: Bei Gymnopaidien konkurrierten die Spartaner in drei Gruppen – Knaben, junge und ältere Männer – in musischen und gymnastischen Wettbewerben. Die Hyakinthien erinnerten an die Legende von Hyakinthos, einem schönen Knaben, in den sich der Gott verliebt hatte. Doch dann tötete Apollon ihn versehentlich mit einem Diskus. Drei Tage lang feierten die Spartaner das Fest. Zuerst in ernster Würde, dann aber beherrschte laute Fröhlichkeit die Straßen Spartas: Mädchen fuhren in geschmückten Kutschen umher, die Knaben spielten die Flöte und die jungen Männer sangen ausgelassen Volkslieder. Die Karneen – der Name des Festes leitete sich von einem Beinamen Apollons ab – waren eine Art Erntedankfest, da in diesem Monat der Wein geerntet wurde. Junge Männer, die „Weintraubenläufer“, jagten dabei einen bekränzten Mann. Gelang es, ihn zu fangen, so wurde dies als gutes Omen für den Staat gewertet.

Selbst im Tod nicht frei

Die Feste unterbrachen ein hartes, diszipliniertes Leben, das primär im Dienste des Staates stand. Plutarch fasste die totalitäre Staatsauffassung mit den Worten zusammen: „Niemand durfte leben, wie er wollte; in der Stadt hatten die Spartaner wie in einem Feldlager eine genau festgelegte Lebensweise und eine Beschäftigung, die auf das öffentliche Wohl ausgerichtet war, da sie dachten, sie gehörten ganz dem Vaterland und nicht sich selbst.“

Erst im hohen Alter von 60 Jahren endete für einen Spartaner das Leben als Soldat. Die Alten – von denen es besonders nach Kriegszeiten sicherlich nicht viele gab – genossen in Sparta höchstes Ansehen. ihr Rat war geschätzt und bei den Festen erhielten sie die Ehrenplätze. Sparta wäre nicht Sparta gewesen, wenn der Staat nicht auch genau den letzten Weg seiner Bürger kontrolliert hätte. Die Bestattungsfeierlichkeiten und die Totenehrungen waren streng reglementiert, der Kostenaufwand eingeschränkt: Namentliche Inschriften waren Männern vorbehalten, die in der Schlacht starben, sowie jenen Frauen, die im Kindbett ihr Leben ließen. Selbst im Tod war der Spartaner nicht ganz frei.

Dorothee Lürbke

 

Zuletzt geändert: 02.06.2015

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