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Pionierin der Insektenkunde

Maria Sibylla Merian

Unbeirrt setzte sie sich über Konventionen hinweg: Maria Sibylla Merian, die Pionierin der Insektenkunde. Ihr Bild kommt Ihnen bekannt vor? Dann schauen Sie doch einmal in Ihr Briefmarkenalbum.

Maria Sibylla Merian, Porträt von Jacob Houbraken aus dem 18. Jahrhundert. | © Rijksmuseum Amsterdam

 

Merian wurde am 2. April 1647 in Frankfurt am Main in eine gut situierte Familie hineingeboren. Früh zeigte sich ihre künstlerische Begabung: Sie zeichnete Blumenbilder und konnte bereits im Alter von elf Jahren Kupferstiche herstellen. Neben ihrem Interesse an der Kunst entdeckte sie ihre Leidenschaft für die Insekten- und Pflanzenwelt. Als 13-Jährige begann sie Insekten zu züchten, Entwicklungsstadien von Raupen und Schmetterlingen zu erforschen und diese detailgetreu abzuzeichnen. Die Wissbegierde nach Insekten war in der damaligen Zeit sehr ungewöhnlich und wurde von der Gesellschaft argwöhnisch beäugt: Mücken und Raupen wurden als eine aus Schlamm gezeugte Teufelsbrut betrachtet, Schmetterlinge waren gar als Hexenwerk verpönt.

Sie begründet eine neue Wissenschaft

Doch Maria Sibylla Merian ließ sich von alledem nicht beirren und forschte weiter. In ihrem bahnbrechenden Werk „Der Raupen wunderbare Verwandlung und sonderbare Blumennahrung“ (1679) stellte sie alle Entwicklungsstadien einer Schmetterlingsart mit der dazugehörigen Futterpflanze dar. Eine neue Wissenschaft, die Insektenkunde war geboren. Ihr Werk verfasste sie in deutscher Sprache – untypisch für die damalige Zeit, galt doch Latein als unumstrittene Ausdrucksform der Wissenschaft.

Trotz frauenfeindlicher Kritik reist sie nach Südamerika

1685 trennte sie sich von ihrem Mann, den sie im Alter von 18 Jahren geheiratet hatte, und zog mit ihren beiden Töchtern nach Amsterdam, in die Hochburg naturwissenschaftlicher Forschung. Hier erfuhr sie von exotischen Schmetterlingen in Südamerika, die zu erforschen ihr sehnlichster Wunsch wurde. 1699 brach sie daher gemeinsam mit ihrer jüngsten Tochter nach Surinam auf, einer holländischen Kolonie in Südamerika. Im 17. Jahrhundert war dies für Frauen eine ausgesprochen riskante Reise, die vom Großteil ihres gesellschaftlichen Umfelds abgelehnt wurde. „Sie soll sich besser die Weibertugenden hinter die Ohren schreiben“, bemerkten Zeitgenossen. Im Rahmen zahlreicher Exkursionen in den südamerikanischen Regenwald machte sie Entdeckungen, die weit über die Erfahrungen mit den heimischen Insekten hinausgingen. Sie dokumentierte akribisch die Metamorphose der tropischen Insekten und schuf unzählige Zeichnungen und Aquarelle. Ihr Forschungsdrang wurde erst gebremst, als sie 1701 an Malaria erkrankte und infolgedessen nach Amsterdam zurückkehren musste.

Tiere, die in Europa noch unbekannt waren

Nach drei Jahren unermüdlicher Arbeit publizierte sie schließlich ihr epochales Werk „Metamorphosis insectorum Surinamensium“. Enthalten sind unzählige Abbildungen von tropischen Pflanzen und Tieren, vornehmlich von Faltern, aber auch Schlangen, Spinnen, Leguane und Käfer wurden von ihr dokumentiert. Ihre Arbeit ist deshalb so bedeutend, weil etliche dieser Tiere zu jener Zeit in Europa noch völlig unbekannt waren. 1717 verstarb Maria Sibylla Merian im Alter von 70 Jahren in Amsterdam. Heute werden ihre Werke weltweit von Liebhabern gesammelt, zahlreiche Biografien wurden über sie verfasst und Schulen nach ihr benannt. Posthume Anerkennung erfuhr sie außerdem dadurch, dass sie auf dem 500-DM-Schein und der 40-Pfennig-Briefmarke abgebildet war. Zur Förderung weiblicher Künstler wird jährlich der Maria Sibylla Merian-Preis an zwei junge Künstlerinnen vergeben.

 

Ulrike Kiesel

 

Zuletzt geändert: 02.06.2015

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